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Einmal Theater zum Mitnehmen, bitte!

Das Stück "Die Vertriebenen" gibt es ab jetzt zum Sonderpreis für zu Hause

Das Theater im Keller startet am 18. Oktober seine neue Aufführungsserie „Die Vertriebenen“ von Martin G. Wanko in einer Grazer Privatwohnung; ein unterhaltsames Stück, das provozieren möchte und schonungslos die Schwachstellen der Gesellschaft aufzeigt.

Text: Bettina Leitner

„Aber was ist dann rechts? Wo beginnt rechts sein? … Wir wollen einfach wieder unser Wohngefühl zurück. Das hat mit rechts nichts zu tun. Ich wähle sie ja nicht einmal, die Rechten! Und wenn schon! Solange eine Partei nicht verboten ist, darf man sie wählen. Ich sag ja nur …“, klingt es aus dem Munde des seines Zeichens aufgeschlossenen bildungsbürgerlichen Herbert, der mit seiner Gattin Agnes schon seit zig Jahren in derselben Wohnung eines Mehrparteienhauses wohnt. So harmonisch das Zusammenleben des Ehepaars zu Beginn war, so problematisch wird es, als direkt über ihrer Wohnung eine Flüchtlingsfamilie einquartiert wird. Anfangs geht alles gut, doch dann spitzt sich die Lage durch die mehrköpfige Familie, die nun einmal Lärm macht, dramatisch zu.

Gedankenfreiheit!?

Im Stück lassen Agnes und Herbert das letzte Jahr Revue passieren. Die Vertriebenen in der Wohnung über ihnen erwecken in den Protagonisten das lächerliche Gefühl, selbst Vertriebene zu sein. Natürlich stellen sich hier Fragen: Wie sieht man politische Entscheidungen, wenn sie einen persönlich treffen? Wie geht man mit neuen Situationen um? Wie lange sucht man den Dialog? Welches Recht darf man sich als „abgesicherter Mitteleuropäer“ überhaupt herausnehmen? Und natürlich auch: Was darf gedacht werden, was nicht? Was darf gesagt werden, was nicht. Ab wann ist man „rechts“? Halten am Ende noch die Prinzipien, die man bis dato immer zu verfolgen glaubte? Das Stück hinterfragt klischeehafte Haltungen und provoziert die Frage, ob und wie weit man vielleicht selbst vom inhumanen Denken verseucht wurde, das einem die Gesellschaft aufzwingt. „Denn alles, was in diesem Stück aufgezeigt wird, gibt es nicht nur auf der Bühne, sondern ist in unserer Gesellschaft leider Realität“, so Alfred Haidacher, Regisseur und künstlerischer Leiter des TiK. „Dieses Stück soll auch als Diskussionsgrundlage dienen, weshalb wir nach jeder Vorstellung dem Publikum Raum für seine eigenen Gedanken bieten wollen“, so Haidacher weiter.

Theater zu vermieten!

… und damit sind ausnahmsweise nicht die Räumlichkeiten gemeint, sondern das Stück und die Protagonisten! Das im Rahmen des Kulturjahres 2020 geförderte Theaterstück ist nicht für die große Bühne, sondern für heimische Wohnzimmer konzipiert. Am 18. Oktober wird eine angemietete Privatwohnung in der Naglergasse 24 erstmals zum Aufführungsort. Während die ersten 15 Aufführungen coronabedingt in der Naglergasse zu erleben sein werden, steht das Stück ab Dezember 2021 auch für alle Wohnungen zur Verfügung; dieses Theater gibt es im kommenden Jahr also auch zum Mitnehmen.

Termine: Mi, 21.10., Do, 22.10., Fr, 23.10., Di, 27.10., Mi, 28.10., Do, 29.10., Fr, 30.10., Sa, 31.10., Di, 3.11., Mi, 4.11., Do, 5.11., Fr, 6.11. und Sa, 7.11.2020 um jeweils 20 Uhr

Naglergasse 24, 8010 Graz

Mit Ninja Reichert und Bernd Sracnik

Regie: Alfred Haidacher

Tickets unter: 0664 97 33 184, um Voranmeldung wird gebeten!

www.tik-graz.at