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Mit Leichtigkeit auf die Schwermut blicken

Alex Kropsch Foto: Nicolas Galani

„Lost in Communication“ im Theater in Keller: Warum uns das Unausgesprochene so beherrscht und wie man trotz Kultur-Lockdown erfolgreich Theater macht, erzählt Regisseur Alexander Kropsch.

Text: Wolfgang Pauker

Sie inszenieren im TiK gerade „Lost in Communication“. Warum ist das Stück ein Sinnbild unseres Zusammenlebens?

Theater bzw. Kunst im Allgemeinen bildet immer in irgendeiner Art und Weise das ab, was uns umgibt. Als Sinnbild würde ich unsere Produktion aber nicht bezeichnen. Das Stück lässt uns zwar an Gesprächen teilhaben, Argumente und Verteidigungen hören, die wir gesagt haben oder uns anhören mussten, aber wir versuchen, kein genaues Abbild zu schaffen. Wir setzen uns damit auseinander, warum es in unserem Zusammenleben so viele Missverständnisse gibt und versuchen, einen Lösungsansatz darin zu finden, im Gegenüber nicht „den Anderen“, sondern auch sich selbst zu sehen.

Drei Frauen forschen unausgesprochenen Gefühlen nach. Klingt komplex, ist es das auch?

Wichtig ist mir klarzustellen, dass ­Luise Frank, Isabella Albrecht und Ninja Reichert nicht deklariert in die Rolle von Frauen schlüpfen, sondern es sich um geschlechtsunabhängige Konflikte dreht. Für Schauspielerinnen haben wir uns entschieden, weil mit Andreas Thaler und mir bereits zwei Männer die Grundkonzeption und Regiearbeit übernommen haben. Da war es uns wichtig, in der Stückentwicklung einigermaßen ausgeglichen zu sein. Das Thema ist aber nichtsdestotrotz komplex. Viele Gefühle bleiben unausgesprochen, weil uns schlicht und einfach die Worte fehlen und/oder weil wir unsere Gefühle für einzigartig und unteilbar halten. Was uns bleibt als Trost: So geht es jedem.

Isabella Albrecht (li.) und Ninja Reichert

Das Stück soll gemäß doppelter Zuschreibung Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen ansprechen. Macht das die Inszenierung schwieriger?

Nein, in diesem ganz speziellen Fall überhaupt nicht. Das Stück wurde ja schon im Hinblick darauf entwickelt. Was aber immer wieder ein Thema war, ist, dass wir als Erwachsene einen doch etwas schwermütigen Blick in uns haben, wenn es ums Thema Gefühle geht. Da wurde schon versucht, die Leichtigkeit in der Erzählung nicht zu vergessen.

Nach „Alice in Crazyland“ spielt das TiK vorerst wohl wieder nur für Kameras. Vermischt sich dadurch Filmemachen mit Theater?

Bis jetzt habe ich nicht mit dem Gedanken inszeniert, „Lost in Communication“ nur für Kameras zu spielen. Unser Tenor im TiK ist schon immer noch, Theater live vor Menschen zu machen. Sollte sich im Laufe des Aprils aber zeigen, dass in absehbarer Zeit eine solche Aufführung nicht möglich ist, werde ich mit Sicherheit meine Liebe zum Filmemachen in die Umsetzung dieser Produktion stecken.

Wie ist die Stimmung im Ensemble, so ganz ohne Live-Publikum?

Wir haben ein tolles Team und alle sind froh über die Zeit, die wir miteinander arbeiten dürfen. Ein fixer Premierentermin geht uns aber natürlich ab. Eigentlich hätte dieser ja schon vor gut sechs Wochen sein sollen. Die ständige Verschiebung bewirkt aber auch, dass wir uns mehr Zeit geben – was gut ist. Trotzdem würden wir gern möglichst bald zeigen, woran wir gearbeitet haben.

Ist man bereit, sofort wieder reguläre Vorstellungen aufzunehmen?

Das Sicherheitskonzept steht schon sehr lange, muss aber natürlich auf die jeweiligen noch in den Sternen stehenden Maßnahmen abgestimmt werden. Theoretisch können wir morgen aufmachen, praktisch braucht es für eine fertiggeprobte Produktion aber schon gut zwei Wochen, um dafür auch die nötige Werbung zu machen.

Premiere geplant für Mitte Mai im Theater in Keller bzw. im Online-Stream: „Lost in Communication“

Aktuell im Online-Stream: „Alice in Crazyland“

www.tik-graz.at