Das Forum Stadtpark hat eine neue Führung bekommen. Miriam Schmidt, Markus Gönitzer und Robin Klengel werden künftig in die Fußstapfen von Heidrun Primas treten und das Haus als Dreier-Kollektiv führen.
Text: Lydia Bißmann
Nach zehn Jahren als Präsidentin im Forum Stadtpark zieht sich Heidrun Primas zurück. „Es ist der richtige Zeitpunkt, um an die nächste Generation weiterzugeben“, begründet sie ihre Entscheidung bei der Bekanntgabe des neuen Teams. Auf der Jahreshauptversammlung des unabhängigen Kunst- und Kulturvereins Anfang Juni wurden Miriam Schmidt, Markus Gönitzer und Robin Klengel als neues Leitungs-Trio bestätigt. Führen im Team ist in der heimischen Kulturszene sehr in Mode. Das österreichische Filmfestival Diagonale hat mit Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber seit fünf Jahren ein erfolgreiches Duo an seiner Spitze. Die Kunsthalle Wien wird seit 2019 vom Frauenkollektiv Nataša Ilić, Ivet Ćurlin und Sabina Sabolović geleitet. „Die Zeit der großen Führungsfiguren ist vorbei, wir wollen unseren Schwerpunkt für die Leitung des Hauses, aber auch für die künstlerische Produktion auf das kollektive Arbeiten legen“, begründet Robin Klengel die Gedanken hinter der Entscheidung für ein Führungskollektiv. Gemeinsam können Kräfte besser gebündelt, Perspektiven erweitert und Aufgaben besser verteilt werden. Mehr Köpfe heißt mehr Ressourcen und mehr Ideen, mehr Diskussion, aber auch mehr Antworten.
Zehn Jahre „Rathaus der Herzen“
Das neue Team ist mit den Angelegenheiten des Forums bestens vertraut. Kulturanthropologe und Medienkünstler Robin Klengel war die letzten vier Jahre der Stellvertreter von Heidrun Primas. Miriam Schmidt ist freischaffende Regisseurin und Theatermacherin, Mitbegründerin des Kollektivs „Das Planetenparty Prinzip“ und leitete gemeinsam mit Victoria Fux seit 2017 die Sparte Performance im Haus. Aktivist und Kulturarbeiter Markus Gönitzer hatte seit vier Jahren die Sparte Gesellschaftspolitik gemeinsam mit Leo Kühberger über. Sie alle sind unter der Leitung von Primas ins Forum gekommen, die es in ihrer Präsidentschaft geschafft hat, das Forum wieder zu einem international gut vernetzten Player im steirischen Kulturgeschehen zu machen. Ihr ist es gelungen, das wunderschöne Gebäude mitten im Stadtpark nach einem längeren Dornröschenschlaf wieder auf die Bildfläche der Kulturszene zurückzuholen. Legt nicht gerade eine Pandemie den Kulturbetrieb völlig lahm, brummt das Haus voller Leben. Ihr ist es auch zu verdanken, dass Fördermittel aufgestockt wurden und wichtige Sanierungen wie etwa die Renovierung des Kellers endlich in Angriff genommen werden. 2019 ist Primas für ihre Tätigkeit auch mit dem Hanns-Koren-Kulturpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet worden. Ihr Motto, dass Kunst auch Solidarität ist, zeigte sich in den Projekten Rathaus der Herzens (2018), Reiningherz (2015) und zuletzt an ihrem Engagement für die Flüchtlinge von Moria.
Spartenübergreifend Das neue Dreierkollektiv will diese Arbeit fortsetzen und auf seine Art weiterentwickeln. Auch innerhalb der sieben Sparten gab es Rochaden und Neubesetzungen. Fiston Mwanza Mujila übernimmt die Sparte der Literatur von Kinga Tóth. Der aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Lyriker kam 2009 als Stadtschreiber nach Graz und will in der neuen Funktion „eine Brücke zwischen Graz, Europa und Afrika bauen“ und experimenteller Literatur noch mehr Raum geben. Markus Waitschacher folgt dem zweintopf-Team Eva Pichler und Gerhard Pichler in der bildenden Kunst nach und plant einen Kritikerklub. Patrick Wurzwallner wurde in der Sparte Musik bestätigt und will die Avantgarde in die Mitte der Gesellschaft geleiten. Gelingen soll das etwa mit der Fortführung der „Listening Sessions“, in der unterschiedlichste Persönlichkeiten aus dem Kulturbetrieb Einblicke in ihre privaten Hörgewohnheiten geben. Sara Huber folgt Markus Gönitzer in der Gesellschaftspolitik nach. Ihr Schwerpunkt ist feministischer Aktivismus. Die Philosophin und Architekturtheoretikerin Ana Jeinic wird von Claudia Gerhäusser die Architektur übernehmen. Die Fotografin und Filmemacherin Clara Wildberger betreut die Sparte Fotografie und Victoria Fux künftig solo die Abteilung Theater und Performance. Zusammenarbeit wird auch hier großgeschrieben. Die einzelnen Bereiche bekommen ein etwas kleineres Budget für ihr eigenes Programm, aber einen gemeinsamen Topf für spartenübergreifende Projekte. Mehrere Sparten in einem Haus und das Vermischen derselben war auch ein essenzieller Gedanke bei der Gründung des Forum Stadtpark 1969, das sich seitdem als Labor und Plattform für viele Szenen und Nischen der heimischen und internationalen Kunstproduktion sieht. Die Früchte dieser Neuaufstellung werden erst im nächsten Jahr zu sehen sein, wenn sich das Forum auf seine ganz eigene Art und Weise das schrecklich-schöne Thema „Sicherheit” als Motto vornehmen wird.