Das internationale Dixie- & Swingfestival ist heuer wieder zurück und verwandelt Fürstenfeld von 13. bis 14. August in eine vibrierende Jazz-Kulisse. Gefeiert werden dabei gleich drei Jubiläen.
Text: Lydia Bißmann
Fürstenfeld, die Hauptstadt des steirischen Thermenlands, wurde durch den STS-Hit international bekannt. Inmitten von sanften Hügeln, idyllischen Weinbergen und heilsamen Quellen wuchs auch eine ganze Generation von Musikern heran, die in der heimischen Musiklandschaft ihre Spuren hinterlassen haben. Rock-Röhre Boris Bukowski, das T der Band STS Günter Timischl und auch Johann Hödl drückten hier mehr oder weniger gemeinsam die Bank des Gymnasiums. Vor genau 45 Jahren gründete Hödl die „Old Stoariegler Dixieband“, die den Sound von New Orleans in ganz Österreich und darüber hinaus bekannt und beliebt machte. Die sorgfältig zusammengestellten Kostüme, die authentischen Melonen, Westen und der einheitliche Dress machten die Band um Sigi Flamisch, Peter Lorenz, Arthur Fandl und Johannes Hödl optisch unverkennbar. Die Herzen gewannen sie mit ihrer Musik, die mit ihrer Leichtigkeit, ihrer herzlichen Offenheit und der Freude an Witz und Improvisation für alle eine leicht überquerbare Brücke zum Jazz legte. Die Band spielte nicht nur Instrumente, sie performte Musiktheater für das Auge, die Seele, die Beine und nicht zuletzt die Lachmuskeln. Hemmungslos mischte man Dixieland, Jazz und Schlager und parodierte munter drauf los, was das Zeug hielt, ganz nach dem Motto „Tschäss ohne Schdräss“. Was leicht aussieht, ist oft umso schwerer, denn der Anspruch ist hoch, aber die Anstrengung war und ist hier nie wirklich erkennbar.
Die Eleganz von Brillanz und Brillantine
Lockerheit und die Bereitschaft, keine Gelegenheit für einen guten Witz auszulassen, zeichnet auch den Gründer Johannes Hödl aus, dessen Herz für den nach der Sendung „Fatty’s Saloon“ für den Dixieland-Sound entbrannte. Die Gründung der Old Stoariegler Dixielandband schien eine unausweichliche Konsequenz und nach 45 Jahren ist die Formation immer noch aktiv. Auch der Name entstand „abstrus“, aber eigentlich elegant, logisch aus den Umständen: Geprobt wurde im elterlichen Haus in Fürstenfeld am Stoariegel, ganz so jung fühlte man sich trotz allem nicht und der Rest ist der geliebte Sound aus den Straßen von New Orleans. Als die „Very very (Ur)Old Stoariegler Dixielandband“ tritt die aus den einstigen Gründungsmitgliedern bestehende Combo nun auch am Internationalen Dixie- & Swingfestival Fürstenfeld auf. Ein Festival, das vor fünf Jahren eigentlich nur ein etwas anderes Geburtstagsfest zum 60er von Johannes Hödl sein hätte sollen. Der Erfolg und Zulauf waren so groß, dass daraus ein jährliches Event werden musste. Obwohl sich das Festival sehr stark im Freien abspielt, musste es im Vorjahr pausieren. Covid-Einreisevorschriften und gestrichene Flüge der Stars, die unter anderem aus Japan und den USA kommen sollten, legten die Pläne auf Eis.
Stars und Sterne
Das beliebte New Orleans Straßenmusikfestival findet heuer an weniger Tagen, aber mit längerer Spielzeit wieder statt. Die St. Barbara Dixielanders und weitere acht Bands spielen in Fürstenfelds Innenstadt auf Gehsteigen und in Toreinfahrten, Gassen und Plätzen. Ganz ohne Bühnen und mit dem geringsten technischen Aufwand – echte Straßenmusik eben.
Der Freitag gehört dem Ausnahmepianisten Nobuo Watanabe und seinem Prohibition Orchestra mit der blutjungen Sängerin Tanja Filipovic, die seit Kurzem das Grazer Publikum mit ihrer Stimme und Bühnenpräsenz im Sturm erobert. Der Pianist, Arrangeur und Dirigent Nobuo Watanabe formte aus neun jungen Virtuosen aus sieben Nationen ein internationales Orchester, das den Hot Jazz der 20er und 30er Jahre wiederaufleben lässt. Aus ihrem Repertoire erklingen die heißen Stücke von Fletcher Henderson und Duke Ellington, die süßen Melodien von George Gershwin und Cole Porter sowie viele Schlager aus den goldenen Jahren. Am Samstag wiederholt die Ur-Besetzung der „Old Stoariegler Dixielandband“ – die „Very (Ur)Old Stoariegler Dixilandband“ mit Verstärkung von Mátyás Papp, Aaron Ofner und Gerd Steinrück ihr Erfolgskonzert aus dem Jahr 2019, wo der Ansturm so groß war, dass gar nicht alle Fans Platz fanden.
Tanz als Lebensgefühl
Nicht wegzudenken aus dem Programm sind die Lindy Cats aus Graz, die seit dem ersten Festival die graue Straße in einen flotten Tanzboden der 20er- und 30er-Jahre verwandelten. Der brodelnde Innenhof der Pfeilburg, der von atemlosen Tanzpaaren überfüllt war, überzeugte vor fünf Jahren den Fürstenfelder Bürgermeister restlos davon, Hödl und sein Straßenspektakel auf keinen Fall weiterziehen zu lassen und das Event mit allen Mitteln tatkräftig zu unterstützen. Der Lindy-Hop, ein Vorläufer der Tänze Jive, Boogie Woogie und des akrobatischen Rock’n’Roll ist seit einigen Jahren nicht mehr aus der Tanzszene wegzudenken und findet immer mehr Anhänger. Untrennbar verbunden ist dabei für die Lindy Cats der Lifestyle, der sich nicht nur auf Tweed, Hosenträger und Schnurrbärte beschränkt. Unermüdlich organisiert die Truppe Workshops, Übungsabende und Tanz-Tees, in denen die Toleranz, der Charme und die Weltoffenheit das Gefühl der „goldenen Zwanziger“ wieder aufleben lassen. Das dritte Jubiläum im August ist der 65. Geburtstag von Johannes Hödl selbst, der inzwischen seine Fühler nach einer geeigneten Nachfolge ausgestreckt hat. Ob es im steirischen Thermenland jemanden gibt, dessen Herz ähnlich laut, lustig und innig für die Dixieland-Klänge schlägt, ist noch nicht ganz klar. Weitergehen wird es aber auf alle Fälle – 2022 wird der verschobene Auftritt der Sängerin Carmen Bradford nachgeholt. Trotzdem sollten alle, die zwei Tage Lebensfreude und Spaß in bester Gesellschaft genießen möchten, die beiden Tage im August auf keinen Fall versäumen.
Mini Dixie- und Swingfestival 2021
Freitag, 13. August 2021
Nobuo Watanabe & Prohibition Orchestra feat. Tanja Filipovic
Beginn: 19.30 Uhr, Grabher-Haus
Samstag, 14. August 2021
New Orleans-Straßenmusik-Fest mit St. Barbara Dixielanders, Salty Dixieland Ramblers, De Strawanza, The Night Owls (UKR), Coquett-Quartett, Paganin Soatnquartett (Jazz Manouche), Die Nochboarn, Simply the PPest, Streetman und Lindy Cats Graz.
10–16 Uhr, Hauptplatz-Hauptstraße Fürstenfeld, Eintritt: freie Spende
Very Very (Ur)Old Stoariegler Dixielandband
Beginn: 19.30 Uhr, Grabher-Haus