Sizilien ist eine Welt für sich. Von einigen ihrer genussvollsten Seiten lässt sich die größte Insel im Mittelmeer zwischen Agrigent und Palermo erleben.
Text: Stefan Zavernik
Auf der einen Seite wirkt Sizilien wie ein Konzentrat des puren Italiens, auf der anderen wie ein eigenständiger, kleiner Kontinent. Unterschiedliche Zivilisationen hinterließen über Jahrhunderte hinweg ihre Spuren am „Dreikap“, haben seine Architektur und seine Küche geprägt und nicht zuletzt auch seine Pflanzenwelt bereichert. In der Antike besiedelten Griechen, Karthager und Römer die Vulkaninsel. Im Mittelalter Araber, Byzantiner und Normannen. Schlussendlich bildete sich das Königreich Sizilien, das zu einem Teil Italiens wurde. Das Erbe all dieser vergangenen Völker ist bis heute präsent und macht Sizilien zu einem mystischen Reiseziel für Kulturinteressierte. Mit den archäologischen Stätten von Agrigent bietet der Süden Siziliens einen der spektakulärsten Kultur-Schauplätze der Insel. Das berühmte Valle dei Templi liegt in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums und zeigt die mächtigen Überreste von Akragas, einer der bedeutendsten griechischen Städte der Antike. Am Hochplateau entlang der gigantischen Tempelanlagen zu spazieren ist ein beeindruckendes Erlebnis und gibt ein gutes Gefühl dafür, wie mächtig die griechische Zivilisation auf Sizilien einst gewesen sein muss.
Erholung pur im Süden Siziliens
Während im Norden und Osten das Land steil aus dem Meer steigt, fällt es im südlichen Teil der Insel flach ab. Hier gibt es traumhafte Sandstrände. In der Nähe der Hafenstadt Sciacca finden Erholungsuchende mit dem Verdura-Resort der Rocco Forte Gruppe eine naturnahe Retreatmöglichkeit der Sonderklasse. Die 230 Hektar große Hotelanlage verfügt über einen knapp zwei Kilometer langen Küstenabschnitt mit Privatstrand und gleicht mit seinen tausenden Obstbäumen, dicht bewachsenen Kräutergärten und prächtigen Gemüsefeldern einer grünen Oase. Es gedeihen Oliven, Orangen, Zitronen, Granatäpfel und Mandeln. In der Luft liegt der Duft von Rosmarin, Salbei und wildem Fenchel. Die Rocco Forte Gruppe möchte aktiv zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf Sizilien beitragen. Diese begrüßenswerte Mission trägt für die Gäste des Resorts geschmackvolle Früchte. Obst und Gemüse kommen täglich schnittfrisch in die unterschiedlichen Restaurants. Gekocht wird in allen von ihnen nach den exakten Vorgaben der italienischen Kochlegende Fulvio Pierangelini, der als Creative Director of Food für die Hotelgruppe im Einsatz ist. Die Tage im Verdura-Resort bestehen aus traumhaft gutem Essen, entspannten Stunden am weißen Sandstrand und für all jene, die es wollen, aus sportlichen Aktivitäten. Neben den malerischen Joggingpfaden, die sich durch die Oliven- und Zitrushaine des Anwesens schlängeln, gibt es auch Tennisplätze, einen 60-Meter-Infinity-Pool oder einen Beachsportclub für eine Vielzahl an Wassersportarten. Für Golfspieler stehen die hauseigenen Meisterschaftsgolfplätze zur Verfügung, die von Kyle Phillips entworfen wurden.
Palermo, die Hauptstadt
Palermo ist spektakulär, ihre Schönheit verströmt die Metropole trotz aller Verfallserscheinungen. Spaziergänge durch die Altstadt sind zu jeder Tageszeit ein Erlebnis. Große Ziele braucht es für sie nicht. Früher oder später entdeckt man berühmte Sehenswürdigkeiten und wunderschöne Parkanlagen, ohne nach ihnen gesucht zu haben, und lernt es immer mehr zu schätzen, sich im Labyrinth aus den engen Gassen mit all ihren Wäscheleinen zu verlieren, um am Ende in irgendeinem Café zu stranden. Palermo ist auch sehr exotisch. An einem frühen Vormittag im Trubel des Ballaro-Marktes muss man sich schon eigens daran erinnern, in Italien zu sein. Vom Gefühl her könnte es einen auch nach Nordafrika verschlagen haben. Es dampft aus den Straßenküchen, es ist laut und an den Marktständen werden Gemüsesorten und Fische feilgeboten, die man bisher noch nirgends gesehen hat. Die Märkte spielen für die Metropole eine besondere Rolle und tragen maßgeblich zum Ruf Palermos als eine Welthauptstadt des Street Food bei.
Gerichte wie Arancini, goldgelb herausgebackene Reisbällchen mit unterschiedlichen Füllungen; gebackene Panele, knusprige, im Fett ausgebackene Fladen aus Kichererbsenmehl, oder Crocchè, mit Minze verfeinerte Kartoffelkroketten, genießen Kultstatuts. Ebenso das berühmte Milzbrötchen Pani con la milza. Die Milz wird dafür vorgekocht, kleingeschnitten, danach in heißem Schweinefett frittiert und schlussendlich warm in einer Semmel serviert. Überhaupt sollte man keine Vorteile gegenüber Innereien hegen, wenn man Palermos Straßenküche auskosten möchte. Auch Schlachtabfälle wie Sehnen, Flachsen und Knorpel werden an den Ständen der drei berühmtesten Märkte Palermos – Ballaro, Vucciria, Capo – gegrillt oder frittiert als Delikatessen to go gehandelt. Was Palermo auch ist? Kräfteraubend. Wer die Stadt erleben will, braucht Energie. Eine mehrtägige Erkundungstour kann anstrengend werden und verlangt nach einer Rückzugsmöglichkeit. Der vermutlich eleganteste Rückzugsort für Reisende ist ein Luxushotel fernab vom Schuss, direkt am Meer.
Ein Palast am Meer
Die Villa Igea wurde im Jahr 1900 als Jugendstilpalast erbaut, der sich lange Zeit im Besitz der legendären Florio-Familie befand. Die Florios haben Sizilien in die Modernität geführt, heißt es. Über vier Generationen hinweg war die Familie eine der erfolgreichsten Unternehmerdynastien Italiens. Sie galten als Visionäre, Aficionoados und Kunstliebhaber; gaben viel von ihrem erlangten Reichtum an Sizilien zurück, förderten zahlreiche Bauvorhaben und spendeten für soziale Projekte. In der Villa Igea feierten sie. Das heutige Hotel ist seit zwei Jahren im Besitz der Rocco Forte Gruppe. Es wurde aufwendig renoviert und 2021 neu eröffnet. Das Gebäude gleicht einem Palast, der über dem Meer thront. Neben all seiner Eleganz und dem gebotenen Komfort, seiner prachtvollen Parkanlage und dem hollywoodesken Swimmingpool, ist es seine Küche, die zur Klasse des Hotels maßgeblich beiträgt. Im Jahr der Wiedereröffnung ist es Fulvio Pierangelini höchstpersönlich, der die Küche in den beiden Restaurants leitet. Er gilt in Italien als Kochgenie und Intellektueller. Der gebürtige Römer betrieb mit seinem Gambero Rosso in der Toskana viele Jahre lang das beste Restaurant Italiens. Seine Spaghetti al Pomodoro fresca umgab ein Mythos. Dieses ikonische Geschmackserlebnis gibt es für Eingeweihte nun auch in Palermo zu genießen. An einem der schönsten Plätze der Stadt.