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Hinter der Leinwand

Johanna Kandl, "Kawtar, Bou Azzer, Marokko", 2021 (Studioaufnahme H. & J. Kandl) Foto: Hans-Georg Gaul

Die Ausstellung „Palette“ im Space02 des Kunsthaus Graz schürft nach Rohstoffen des Kunstschaffens.

Die Herkunft eines Kunstwerks wird im Allgemeinen allein über die Originalität von Künstlern bestimmt. Die Arbeit derer, die in den Minen oder auf den Plantagen arbeiten, um die Farbherstellung zu ermöglichen und damit die Grundlage für die Malerei zu schaffen, bleibt hingegen unsichtbar. Doch woher kommen die Farben, Pigmente oder Bindemittel, die in einem Gemälde zum Einsatz kommen? Gummi arabicum in Aquarellfarben etwa stammt meist aus dem Sudan, das intensive Blau des Mittelalters bestand oft aus in Afghanistan abgebautem Lapislazuli und Ocker war im 19. Jahrhundert für Frankreich ein wichtiger Exportartikel. In der kunsthistorischen Forschung wird nicht nur die Herkunft der Malmittel weitgehend ignoriert, auch die Produktionsbedingungen für deren Gewinnung werden ausgeblendet. Genau diesem blinden Fleck widmet sich Helmut & Johanna Kandls Ausstellung Palette – kuratiert von Barbara Steiner und Katia Huemer – in der neben ökonomischen, sozialen und kulturellen Themen ökologische Aspekte in ungewöhnlicher Weise angesprochen werden. Die Arbeiten beruhen auf umfassender, gründlicher und solider Recherche, die das Künstlerpaar als werkimmanent beschreibt. Die Schau zeigt ihr Schaffen gemeinsam mit Kunstwerken, Mineralien, Pflanzen und volkskundlichen Objekten aus den Sammlungen des Universalmuseums Joanneum und verbindet künstlerische, kulturhistorische und naturwissenschaftliche Forschung.             

Helmut & Johanna Kandl

Zu sehen bis 13.3.2022
www.kunsthausgraz.at