Der Klavierzyklus in Deutschlandsberg steht heuer im Zeichen des Widerstandes gegen die Widrigkeiten der Zeit.
Am 14. Februar 1917 schrieb Giuseppe Ungaretti inmitten des Irrsinns der ebenso mörderischen wie sinnlosen Isonzo-Schlachten die sechs kurzen Verszeilen der „Allegria di naufragi“ – des knappsten und eindringlichsten Überlebensrezeptes, das je poetisch formuliert wurde. „Wenn man sich in Deutschlandsberg am Beginn des dritten Corona-Jahres daran macht, wieder einmal einen ‚Klavierfrühling‘ zu feiern, so beseelt dieses mutige Unterfangen eine ähnlich irrationale Zuversicht. und es ist programmatisch, dass in diesem Frühling Ludwig van Beethoven, der – wie er mit 31 Jahren schrieb – ‚dem Schicksal in den Rachen greifen‘ wollte, mit einem vollen Dutzend seiner berührendsten Werke vertreten sein soll“, so Claus-Christian Schuster, österreichischer Pianist und Gründer des Altenberg Trios Wien, einem Stammgast in Deutschlandsberg.
Einer Stadt, die wie keine andere in der Steiermark für das Faszinosum Klavier steht und wo – veranstaltet vom Kulturkreis unter der Federführung von Barbara Faulend-Klauser – seit mittlerweile 28 Jahren ein Zyklus hochkarätige und aufstrebende Pianisten vereint. „Die Musikgeschichte ist voll von großen Werken berühmter Komponisten und auch heute noch kommen immer weitere großartige Stücke hinzu. Mich faszinieren die vielen unterschiedlichen Interpretationen, die jedes Mal neue Gefühls- und Gedankenwelten eröffnen und individuelle künstlerische Handschriften zeigen, obwohl die zugrundeliegende Literatur immer dieselbe ist“, so Fauland-Klauser.
Best of Beethoven
Das diesjährige Programm würdigt insbesondere Ludwig van Beethoven: Neun Sonaten des Großmeisters wird Herbert Schuch in seinem der Pandemie mühsam abgerungenen Zyklus präsentieren, eine zehnte will Till Fellner beisteuern. Auch das Altenberg Trio Wien wird Auszüge aus dem ein neues Kapitel der Musikgeschichte eröffnenden Opus 1 präsentieren. In Fellners Programm sind mit Haydn und Mozart auch die beiden wichtigsten Wegbereiter Beethovens vertreten, während die von Janina Fialkowska – kanadische Pianistin von Weltformat – gewählte große B-Dur-Sonate
Schuberts das Tor zur nachbeethovenschen Welt öffnet. Ein jährlicher Fixpunkt ist die große Pianistin Elisabeth Leonskaja: 2022 erweckt sie Stimmen aus ihrem Heimatland Russland, dem klassischen „Land des Leidens“, zu neuem Leben.
Werner Pirchner, dessen 20. Todestag in den hinter uns liegenden Monaten fast untergegangen ist, wird mit dem stillen Fragezeichen der 1987 zu Felix Mitterers Drama Kein schöner Land geschriebenen Heimat? gegenwärtig sein. Zwei selten zu hörende Klavierquartette – von Dvořák und Fauré – bringen das für die Musikkultur so unentbehrliche böhmische und gallische Erbe in das die Widrigkeiten des Alltags besiegende Spiel. „Der kosmopolitisch anverwandelnde Zauber des französisch geprägten Idioms soll mit den indonesischen, spanischen und bretonischen Echos in Debussys Estampes, aber auch mit Werken des Polen Chopin und des Finnen Sibelius heraufbeschworen werden, und der heimatlose Carl Maria von Weber rundet mit dem Weltbürger Liszt das reichhaltige Programm dieses Festivals ab“, so Claus-Christian Schuster. Umrahmt wird der Klavierfrühling heuer von einer Ausstellung des österreichischen Künstlers Peter Sengl, der unter dem Titel „This is may way“ von 26. Mai bis 12. Juni im Laßnitzhaus ausstellen wird.
Programm
Sa, 12.3., 18 Uhr, Musikschule
Elisabeth Leonskaja – Klavier
Sergei S. Prokofjev
Dmitri D. Schostakowitsch
Pjotr I. Tschaikowsky
So, 27.3., 18 Uhr, Musikschule
Altenberg Trio Wien
Veronika Hagen – Viola
Werner Pirchner
Ludwig van Beethoven
Antonín Dvořák
So, 10.4., 18 Uhr, Musikschule
Till Fellner – Klavier
Wolfgang Amadeus Mozart
Claude Debussy
Franz Liszt
Joseph Haydn
Ludwig van Beethoven
So, 8.5., 18 Uhr, Musikschule
Herbert Schuch – Klavier
Ludwig van Beethoven
So, 15.5., 18 Uhr, Musikschule
Altenberg Trio Wien
Gerhard Marschner – Viola
Gustav Mahler
Ludwig van Beethoven
Gabriel Fauré
Do, 2.6., 19.30 Uhr, Laßnitzhaus
Janina Fialkowska – Klavier
Carl Maria von Weber
Franz Schubert
Jean Sibelius
Frédéric Chopin
27. Mai – 12. Juni 2022, Laßnitzhaus
Peter Sengl – This is My Way
Vernissage: Do, 26.5., 20 Uhr
Kartenreservierung erforderlich: Tel. 0664 284 53 37 oder kulturkreis.deutschlandsberg@gmail.com
Musikschule Deutschlandsberg, Hollenegger Straße 19
Laßnitzhaus Deutschlandsberg, Hollenegger Straße 8
Kulturkreis Deutschlandsberg
Hauptplatz 35, 8530 Deutschlandsberg
www.kulturkreis.at