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Am Ende bleibt nur Meeresschaum

Im März feiert Hans Werner Henzes moderner Ballett-Klassiker „Undine“ über eine unmögliche Liebe Premiere an der Oper Graz.

Text: Sigrun Karre

Seit jeher haben Wasserwesen die Phantasie der Menschen angeregt und bevölkern in Gestalt von Nixen, Nymphen und Wassergeistern die Märchenwelt. Undine ist so etwas wie die Urahnin von Arielle, eine Wassernixe, die zur Projektionsfläche männlicher Phantasien wird – bis diese Illusion (ein Happy End gibt’s nur bei Disney) zwangsläufig zerbrechen muss. Erstmalig findet man die Figur der Undine in der Sage des oberrheinischen Rittergeschlechts der Staufenberg aus dem Jahr 1320, aber bereits in der griechischen Mythologie finden sich ähnliche weibliche Figuren. Vorlage für das Ballett aber war die gleichnamige Märchennovelle von Friedrich de la Motte Fouqué aus dem Jahr 1811.

Der deutsche Komponist Hans Werner Henze komponierte vor 65 Jahren die Musik zum Ballett, beauftragt vom Choreographen Sir Frederick Ashton. Uraufgeführt wurde das Stück 1958 am Royal Opera House Covent Garden. Der künstlerisch vielseitige Henze, der bis zu seinem Tod 2012 für seine Musik verehrt wurde und mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann eine streckenweise künstlerisch produktive Freundschaft unterhielt (auch sie hat übrigens den Undine-Stoff literarisch verarbeitet), war in den 1980ern auch in der Steiermark aktiv. Erst als Leiter der Mürztaler Musikwerkstatt, später hat er mehrere Jahre lang beim Jugendmusikfest Deutschlandsberg Kinder und Jugendliche für das Komponieren, Dichten und Interpretieren Neuer Musik begeistert.

„Die Komposition, die Hans Werner Henze zu diesem Drama geschaffen hat, ist so tiefgründig und reichhaltig, dass es Herausforderung und Ehre für mich ist, dieses Werk mit meinen Ideen und Bildern zu füllen“, schwärmt Choreographin und Ballettdirektorin Beate Vollack. In ihrer Interpretation werden Undine, ihr Vater Tirrenio, Palemon und seine Braut Beatrice im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Palemon wird sich von der geheimnisvollen Undine verzaubern lassen, die ihm immer genau jene Facette zeigen wird, nach der er sich gerade sehnt, was ihm seine menschliche Verlobte nicht bieten kann. Palemon wird in Undine also einer Täuschung erliegen. Indem er diese erkennen und in die Realität zurückkehren wird, stirbt Undine – und mit ihr auch seine Sehnsucht und Phantasie. Zurück bleibt der Legende nach nur Meeresschaum.  

Undine
Hans Werner Henze
Ballett in drei Akten
Choreographie von Beate Vollack
Premiere: Sa, 19.3.2022, 19.30 Uhr
Oper Graz