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Klangweltenwechsel

Franck Bedrossian Foto: Philippe Gontier

Bernhard Lang und Franck Bedrossian im Doppelporträt: Am 24. Juni feiern KUG-Studierende des Bereichs Performance Practice in Contemporary Music die Klangwelten eines scheidenden und eines neuen KUG-Komponisten.

Vor fast genau sieben Jahren hat die Kunstuniversität Graz begonnen, ihre Komponisten mit Studierenden des Bereichs „Performance Practice in Contemporary Music“ (PPCM) in der Reihe Scan vorzustellen. Das erste Konzertereignis dieser Art fand im April 2015 statt und war Bernhard Lang gewidmet. Das Scan-Konzept war dabei wie maßgeschneidert auf die Kunst des 1957 in Linz geborenen Komponisten und KUG-Professors. Denn Scan-Projekte suchten Wege, komponierte Musik mit den Mitteln von Reinstrumentation, Improvisation, Elektronik, Zerstückelung und Neuzusammensetzung in ein anderes, unbekanntes Licht zu rücken, eine zeitgemäße Art der Durchdringung musikalischen Materials, quasi eine unkalkulierbare Reise ins Innere der Klänge. Diese für Bernhard Lang so charakteristische radikale Offenheit bewährte sich nicht nur in der Auseinandersetzung mit seiner Musik. Nach ihm standen Klaus Lang, Beat Furrer, Georg Friedrich Haas und Gerd Kühr im Mittelpunkt dieser immer wieder neu überprüften und adaptierten Umkreisung Neuer Musik.

Alleine die genannten Namen – jeder einzelne eine Art Monolith in der Landschaft der musikalischen Gegenwart – macht die bedeutende Rolle sichtbar, die neuer Musik an der KUG zukommt (und der KUG für die Neue Musik). Nun tritt mit Franck Bedrossian ein großer Name hinzu – und zugleich kommt es zur musikalischen Stafettenübergabe: Der aus Frankreich stammende Komponist ist seit nunmehr zwei (Corona-)Jahren als neuer Professor in Graz, Bernhard Lang wechselt in den künstlerischen Unruhestand. Und so wird das kommende PPCM-Konzert auch nicht nach dem Scan-Konzept ausgerichtet, sondern als musikalisches Doppelporträt: als eine Begegnung zweier Klangwelten. Im Konzert am 24. Juni schließt sich somit der Kreis, der mit dem Bernhard Lang gewidmeten ersten Scan-Konzert vor sieben Jahren begann.

Bernhard Lang
Foto: Harald Hoffmann

Der neue KUG-Komponist Franck Bedrossian

Der 1971 in Paris geborene Franck Bedrossian ist seit März 2020 Professor für Komposition und Musiktheorie an der Kunstuniversität Graz. Bedrossians eigene musikalische Ausbildung begann am regionalen Konservatorium (CNR) in Paris, wo er bei Allain Gaussin ersten Kompositionsunterricht erhielt. In der Folge trat er in die Kompositionsklasse von Gerard Grisey und Marco Stroppa am Conservatoire national supérieur de musique et de danse de Paris (CNSMPD) ein. Zudem studierte Bedrossian am IRCAM Computer-Musik und Komposition bei Philippe Leroux, Brian Ferneyhough, Tristan Murail und Philippe Manoury. Und er bekam mehrfach Unterricht bei Helmut Lachenmann.

Bedrossian erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, u. a. war er zwei Jahre als Rom-Preisträger Fellow an der Villa Medici, vom französischen Kulturminister wurde er zum „Chevalier dans l’Ordre des Arts et des Lettres“ ernannt. Bedrossians Werke werden von zahlreichen renommierten Orchestern oder Ensembles und auf den wesentlichen Festivals für Neue Musik in Europa, Russland, in den USA und Südamerika interpretiert.

Neue Musik neu studieren oder: Wie klingt die Zukunft?

Neben der Komposition kommt an der KUG auch der Interpretation neuer Musik eine ganz zentrale Rolle zu. Dafür steht der Studiengang „Performance Practice in Contemporary Music“ (PPCM) ein, der nicht weniger zum Ziel hat als eine informierte Aufführungspraxis der Neuen Musik. Die PPCM-Professur hat als Kollektiv und als führendes Ensemble für Neue Musik das Klangforum Wien inne. Jedes PPCM-Konzert wird von Klangforum-Mitgliedern gemeinsam mit ihren Studierenden einstudiert und Seite an Seite auf der Bühne bestritten. Was so entsteht und in Echtzeit verfolgt werden kann ist ein einzigartiger Akt künstlerischer Kommunikation. So auch am 24. Juni.    

Doppelporträt Bernhard Lang & Franck Bedrossian
Fr, 24.6.2022, 18 Uhr
MUMUTH, György-Ligeti-Saal
Danach: Living Room
tickets@kug.ac.at

www.kug.ac.at