In der weltweit größten Ausstellung von Werken des Pop-Art-Künstlers James Rizzi können Besucherinnen und Besucher in die schrille Welt New Yorks eintauchen. Über 1.600 Bilder sowie Mobiliar aus Rizzis Atelier sind bis September in der Messe Graz ausgestellt.
Text: Teresa Monsberger
James Rizzis Bilder sind weltbekannt. Die quietschbunten, kindlich-naiven Kunstwerke erinnern an Wimmelbilder und geben auf diese Art bestens die vielfältige und neonfarben-schrille Lebenswelt New Yorks wieder. In der Messe Graz kann man sich in der größten Ausstellung, die es von Werken dieses Künstlers je gab, vom überbordenden New Yorker Lebensgefühl berauschen lassen. Bis zu seinem frühzeitigen Tod 2011 schuf Rizzi mehrere tausend Bilder in seinem unverwechselbaren Pop-Art-Stil. Viele davon sind schwärmerische Liebesbekenntnisse an New York und seine Bewohnerinnen und Bewohner. Rizzis Kunst feiert dabei das Leben in all seinen Facetten. Das liebevolle, fröhliche und friedliche Miteinander steht in seinem Werk stets im Zentrum. So reagierten auch die Kuratoren von der Art 28 auf den Krieg in der Ukraine im Sinne des Pazifisten Rizzi und kuratierten die Ausstellung kurzfristig um. Nun steht sie noch deutlicher im Zeichen des Friedens.
Familienmensch, Rebell und Lebenskünstler
Der 1950 geborene James Rizzi saugte als Kind die Atmosphäre des Arbeiterviertels Brooklyn und später als Kunststudent in Florida das Lebensgefühl der Hippies auf. Die Botschaften der Lebensfreude, der Liebe und des Friedens bewahrte er sich zeitlebens. Auch seine Bodenständigkeit und Arbeitsmoral blieben ihm erhalten. Er stürzte sich ebenso leidenschaftlich in das Leben wie in sein künstlerisches Schaffen. „Have as much fun as I can because it’s not going to last“, formulierte Rizzi passenderweise sein Lebensmotto. Diese Lebensfreude steckt auch in jedem von Rizzis Werken, die aus der Fülle des Lebens schöpfen. Mit einem beinahe voyeuristischen Blick ging der Künstler durch die Straßen seiner Stadt und beobachtete die sich abspielenden Szenen, um sie später in seinen Kunstwerken festzuhalten. Dabei konnte sich Rizzi, der mit vielen Prominenten befreundet war und dessen Motive weltberühmt waren, selbst aber unbemerkt von der Presse durch New York bewegen. Neben seiner unverwechselbaren Bildsprache hat Rizzi auch die Technik der 3D-Papierskulpturen erfunden und der Nachwelt hinterlassen. Bei dieser aufwendigen Technik wird jeder Gegenstand, der auf einem Bild zu sehen ist, einzeln ausgeschnitten und wieder aufgeklebt. Dadurch wird das Werk plastisch. Dem Kunst-Rebell Rizzi war es ein Anliegen, niederschwellig zu sein, Kunst zu produzieren, die sich angreifen lässt und seine Werke auch auf Gegenständen wie Schuhen oder Geschirr zu verewigen. Die Dinge des Alltags sollten rizzifiziert werden. Ein alltagstaugliches Gesamtkunstwerk war auch Rizzis großes Atelier-Loft im New Yorker Künstlerviertel SoHo, in dem der Familienmensch feierte, lebte und arbeitete.
Ein bunter Einblick in Leben und Werk des Künstlers
In der großen Ausstellung, die nun in der Halle A der Messe Graz gastiert, können Teile dieses durch und durch kreativen Wohn-Ateliers besichtigt werden. Rizzis Studio war nicht nur ein Arbeitsort, es war sein Lebensmittelpunkt und ein offener Treffpunkt für seine große Familie und seine zahlreichen Freunde. Das Atelier in SoHo, in dem der Künstler die meisten seiner Werke anfertigte, wurde für die Ausstellung teilweise nachgebildet. Originale Möbelstücke, wie Rizzis bunt bemalter Arbeitstisch, machen neben Panoramawänden und LED-Fenstern die Atmosphäre des Künstlerateliers lebendig. Durch dieses besondere Ausstellungsdesign kann man in die Lebenswelt von Rizzi eintauchen und sein persönliches New York erleben. Ein großer Teil der Ausstellung ist jenen Werken gewidmet, in denen sich Rizzi ganz explizit mit der pulsierenden Metropole auseinandergesetzt hat. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist ein Raum mit Rizzis Interpretationen einiger der bekanntesten Werke der bildenden Kunst. Die Versionen des Pop-Art-Künstlers lassen auch einen völlig neuen Blick auf die Originale zu. Dem Künstler gelingt es mit seinem kindlichen Blick, Gewohntes in ein neues Licht zu rücken. Gerade diese scheinbar naive Sichtweise wirkt besonders anziehend auf Kinder. Damit auch die Kleinen die Details der Bilder bestaunen können, gibt es in der Ausstellung eine Kids’ Artline. Viele der Werke werden dafür auf Augenhöhe von Kindern ausgestellt. Rizzis Bilder sprechen für sich und zeigen sich damit, ganz dem Wesen des Künstlers entsprechend, leicht zugänglich. Die offene und lebensbejahende Kunst, die die Neugier und Freude feiert und einen eigenen bunten Kosmos erschafft, bietet eine willkommene Abwechslung zum manchmal grauen Alltag.
James Rizzi – My New York City
Zu sehen bis 4.9.2022 in der Halle A, Messe Graz