Komplex, theoretisch, aber zugleich sehr sinnlich ist das Werk des rumänischen Künstlers Paul Neagu, dem das BRUSEUM eine umfassende Werkschau widmet.
Text: Lydia Bißmann
Es ist die erste internationale Retrospektive des rumänischen Künstlers Paul Neagu, die nun bis September nach der Präsentation in Vaduz 2021 in adaptierter Form in der Neuen Galerie Graz zu sehen ist. Paul Neagu (1938–2004) war ein universeller Künstler, der sich mit skulpturalen, performativen und zeichnerischen Arbeiten in zusammenhängenden Präsentationen beschäftigte. Er arbeitete an einer verständlichen, kulturübergreifenden Bildsprache, die zugleich in den Ansprüchen und Untersuchungen komplex ist. Neben bildender Kunst studierte Neagu auch Philologie, Philosophie und Ingenieurswesen und ließ diese Disziplinen in seinem Werk zu Wort kommen. Dabei vereinte er osteuropäische Empfindsamkeit mit der Pragmatik eines Weltbürgers. Neagu teilte Zeichnungen in zellulär anmutende Segmente ein und unterstreicht so den Zusammenhang zwischen den Teilen und dem Ganzen, der Einheit und dem System. Er forderte in seinem „Palpable Art Manifesto“ eine Kunstbetrachtung mit allen Sinnen und erfand, auf der Suche nach dem Vokabular der Skulptur, den Hyphen. Das Gebilde funktioniert als Skulptur, aber auch als philosophisches Konzept zur Betrachtung geometrischer Grundformen und auch der Welt als solcher. Obwohl heute fast vergessen, hatte er wesentlichen Einfluss auf die Gegenwartskunst, war er doch Lehrer von Rachel Whiteread, Tony Cragg und
Anish Kapoor.
Paul Neagu, eine Kooperation mit dem Kunstmuseum Liechtenstein.
Kuratiert von Friedemann Malsch, Magda Radu und Georg Schöllhammer
BRUSEUM
Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel, 8010 Graz
Bis 25.9.2022.; Di–So, Feiertag 10–18 Uhr