Wer in den Oman kommt, findet ein Stück des ursprünglichen Arabiens. Und mit dem „The Chedi“ eines der legendärsten Hotels im Nahen Osten.
Text: Stefan Zavernik
Der Oman gilt als Gehheimtipp für Orientfans. Wie kaum ein anderes Land im Nahen Osten verströmt es den Charme des alten Arabiens. Mehr als 1.700 km Küste umgeben das Land, das zu den am dünnsten besiedelten Gegenden der Erde zählt. Es gibt traumhafte Strände, magische Wüstenlandschaften und gewaltige Gebirge. Reisende treffen auf Städte und Dörfer, deren Souks und Märkte so ursprünglich wirken, als wären die letzten Jahrhunderte spurlos an ihnen vorübergezogen. Und das, obwohl das Sultanat in den letzten 50 Jahren eine unglaubliche Transformation durchlaufen hat. Noch in den 1970er Jahren befand sich das Land im arabischen Mittelalter, dann übernahm Sultan Qabus die Macht und führte seine Nation in die Moderne. Bei aller Faszination, die das Land für Reisende seit Jahrzehnten ausstrahlt, ist der Massentourismus im Oman bis heute nicht angekommen. Das ist kein Zufall, das Sultanat setzt bewusst auf Exklusivität.
Muscat, die Hauptstadt
Muscat, die 3.000 Jahre alte Hafenstadt, ist ein spektakuläres Sinnbild des alten Arabiens. Im Gegensatz zu Städten wie Dubai oder Abu Dabi gibt es hier keine in der Sonne glitzernden Hochhäuser, sondern eine aus Stein erbaute Altstadt, die mit ihrer Architektur viel von der multikulturellen Geschichte des Landes erzählt. Ein Teil des historischen Zentrums liegt in einer von Felswänden eingeschlossenen Bucht. Zwei alte Festungsanlagen thronen hoch oben auf den Felsen und erinnern an die Zeit, als der Oman als Seemacht berüchtigt war. Sindbad der Seefahrer soll von hier aus in See gestochen sein. Heute liegt oftmals die luxuriöse Jacht des Sultans im Hafen. Dem Meer entlang verläuft mit der Corniche eine malerische Uferpromenade, die zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt. Sie führt bis in den Stadtteil Riyam und zu einer der coolsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, einem riesigen Weihrauchbrenner, der wie eine fliegende Untertasse auf einem der Hügel steht.
Direkt am Hafen findet sich der Mutrah Souk, der älteste Bazar im Oman, in dem es so gut wie alles zu kaufen gibt. Schmuck, Kleidung, Gewürze, Nahrungsmittel und natürlich auch Weihrauch. Das wertvolle Harz sieht und riecht man hier in Qualitäten, die in Europa kaum zu bekommen sind. Die beste Qualität gilt als Heilmittel und kann bei Bedarf wie ein Kaugummi verzehrt werden. Die Gegend rund um den Souk ist auch aus kulinarischer Sicht einen Ausflug wert. Mit dem Restaurant Bait Al Luban finden Reisende eine Institution, um traditionelle omanische Küche zu verkosten. Zur Begrüßung erhalten Gäste ein Glas Wasser, das mit Weihrauch aromatisiert ist. Zu den Klassikern auf der Speisekarte zählt das Shuwa, mariniertes Lamm, das bis zu 48 Stunden in einem unterirdischen Ofen geschmort wird. Es ist das Festtagsgericht im Oman schlechthin.
Wer sich intensiver mit der Kultur des Landes auseinandersetzen möchte, entdeckt in Muscat zahlreiche Gelegenheiten. Mit der Sultan-Qabus-Moschee findet sich etwa eine der größten Moscheen der Welt. Sie wurde in den 90er Jahren erbaut, in prachtvoller indischer Architektur, und bietet Platz für bis zu 20.000 Gläubige. Weitere interessante Sehenswürdigkeiten sind das Royal Opera House, das lange Zeit das einzige Opernhaus auf der arabischen Halbinsel war. Oder der Sultanspalast Qasr al-Alam. Auch interessante Museen stehen Besuchern offen. Verschiedene Ausstellungen zum kulturellen Erbe des Landes erwarten Interessierte im Nationalmuseum. Auf der Suche nach zeitgenössischer Kunst könnte ein Besuch im Ghalyas Museum of Modern Art eingeplant werden. Das Haus zeigt Ausstellungsstücke aus den 1930er bis 1950er Jahren. Muscat ist aber nicht nur ein Geheimtipp für all jene, die in die Kultur des alten Arabiens eintauchen möchten. Die Stadt am omanischen Golf überzeugt auch als Urlaubslocation, die den Mythos von Tausendundeiner Nacht als Luxuserlebnis interpretiert.
Das Chedi
Es dauert nur wenige Augenblicke, bis dieser Ort seine Besucher in eine andere Welt versetzt hat. Geschehen tut dies unmittelbar, gleich nach dem Betreten dieses legendären Hotels. In der Lobby, die einem prunkvollen Beduinenzelt nachempfunden ist, hängt dezent der Duft von Weihrauch in der Luft. Im Oman schätzt man ihn nicht nur wegen seines wohltuenden Geruchs, sondern auch wegen seiner Wirkung. Das wertvolle Harz wirke reinigend und soll den Geist anregen. Das Chedi gilt als berühmtestes Luxushotel im Oman. Seine Architektur verbindet den Nahen mit dem Fernen Osten, ist spektakulär und zurückhaltend zugleich. Klare Linien und strahlendes Weiß zeigen sich, wohin das Auge blickt. Der Großteil der knapp 150 Zimmern und Suiten ist quer über die 8 Hektar große Anlage verteilt, in einem von Ruhe durchfluteten, weitläufigen Palmengarten im Zen-Stil. Überall gibt es spiegelnde Wasserflächen, man hört Brunnen plätschern und vernimmt das beruhigende Rascheln der Palmenblätter.
Steinerne Wege führen über einen perfekt gestylten Rasen zu den einzelnen quadratischen, weißen Häusern, in denen die Suiten zu finden sind. Gäste dieser Zimmerkategorie residieren auf über 70 m2 voller Annehmlichkeiten und geschmackvoller Behaglichkeit. Dennoch sollte man der Versuchung widerstehen, die eigene Terrasse mit Blick auf den omanischen Golf aus Bequemlichkeit gar nicht mehr zu verlassen. Das Chedi liegt an einem mehr als 300 Meter langen privaten Sandstrand und verfügt über drei Pools, von denen jeder für sich ein idealer Ort ist, um das Hier und Jetzt auf einer der gemütlichen Liegen auszukosten. Das Instagram-Highlight schlechthin ist der Long-Pool, er gilt mit seiner Länge von 103 Metern als der längste Pool im Nahen Osten.
Ein Superlativ für besonders sportliche Schwimmer und eines der unzähligen genialen Fotomotive der Anlage. Am Abend verwandelt sich die Hotelanlage in eine Filmkulisse aus Tausendundeiner Nacht. Überall im Park lodern Feuerstellen und der Duft von Weihrauch durchzieht die Nacht. Neben der einzigartigen Architektur und dem zuvorkommenden Service im Chedi zählt die Hotelküche zu jenen Dingen, die das Hotel in den 30 Jahren seines Bestehens zu einem Ausnahmeort werden ließen. Mehrere Restaurants sind über die Anlage verteilt. Einer der Höhepunkte ist dabei das tägliche Frühstücksbuffet im Hauptrestaurant des Hotels. Es gleicht einem Festbankett mit Spezialitäten aus den Küchen des Nahen Ostens, Südostasiens und dem Rest der Welt.
Reiseplanung Die ideale Jahreszeit, um den Oman kennenzulernen, liegt zwischen den Monaten Oktober und März. Die Temperaturen bewegen sich dann zwischen 25 und 30 Grad am Tag, und um die 20 Grad in der Nacht. Muscat erreicht man aus der Steiermark komfortabel vom Flughafen Graz über Wien mit der Austrian Airlines und dann über Istanbul mit der Turkish Airlines. Die Region rund um Muscat bietet viele Möglichkeiten: Erholung an den Stränden des omanischen Golfs, Kulturerlebnisse in der jahrtausendealten Stadt Muscat sowie zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten, darunter Tagestrips zu den Wanderdünen nach Wahiba oder hinauf auf den Berg Jebel Shams mit seinen mystischen Bergdörfern.