Landeshauptmann Christopher Drexler im Interview über die Zukunft des Universalmuseums Joanneum, Besucherzahlen und die Vergabe der mehrjährigen Förderverträge.
Text: Stefan Zavernik
Das Universalmuseum Joanneum hat Anfang Dezember sein Jahresprogramm für 2023 vorgestellt. Neben neuen Ausstellungen erhält das UMJ mit Marko Mele auch eine neue wissenschaftliche Leitung. Er will das Museum innovativer gestalten – in welchen Bereichen braucht es Ihrer Meinung nach im UMJ am dringendsten neue Ideen?
Das Universalmuseum war auch in den letzten Jahren hervorragend aufgestellt. Es ist kein Zufall, dass 2022 alle bisherigen Rekorde, was Besucherzahlen betrifft, gebrochen werden konnten. Marko Mele hat die Jury dennoch mit einem Konzept überzeugt, das für mich als ein Brückenschlag ins 3. Jahrzehnt des 21. Jahrhundert zu verstehen ist. Mele warnt davor, dass wir Gefahr laufen, eine ganze Generation für die Institution „Museum“ zu verlieren. Er will das Museum für die Zukunft fit machen und speziell Angebote für das jüngere Publikum ausbauen.
Von aktuellen Rekorden einmal abgesehen: Wie zufrieden können Sie mit den Besucherzahlen der letzten Jahre – von pandemiebedingten Einschnitten einmal abgesehen – im UMJ sein? Was erwarten Sie sich für die Zukunft?
Ich erwarte mir für 2023 neue Rekorde. Die Sammlung des UMJ ist ein Schatz. Die Ausstellungen sind regelmäßig exzellent gestaltet. Somit bleibt mir gar nichts anderes übrig, als zu sagen: Dieses Museum verdient sich noch mehr Publikum. Für 2023 mache ich mir aber in diese Richtung keine Sorgen, die Steiermark Schau wird in ihrer zweiten Ausgabe unter dem Titel „Vielfalt des Lebens“ ihren Teil dazu beitragen.
Mit der Steiermark Schau 2023 geht das neue Ausstellungsformat des Landes Steiermark in die 2. Runde. Ihr Anspruch war, dass sich jede Ausgabe von der vorherigen drastisch unterscheiden sollte. Was wird 2023 grundsätzlich anders werden?
Es wird mit der Tierwelt Herberstein und dem angrenzenden Naturschutzgebiet Feistritzklamm nun einen Hauptschauplatz geben. Inhaltlich erhält das Format eine völlig neue Grundausrichtung. 2021 war die Schau in der Geisteswissenschaft verortet – 2023 in erster Linie in der Naturwissenschaft. Thematisch geht es um die Faszination, die Bedeutung und die Bedrohung der Biodiversität in der Natur. Parallelen zur ersten Ausgabe des Formates wird es dennoch geben. Etwa die künstlerische Übersetzung des Themas im Rahmen des mobilen Pavillons, als unverwechselbares Kennzeichen der Schau.
Im Gegensatz zum UMJ sind viele Kulturbetriebe von Rekorden bei Besucherzahlen weit entfernt und kämpfen damit, die Niveaus aus der Zeit vor der Pandemie zu erreichen. Wie erleben Sie die generelle Entwicklung der Besucherzahlen im Kulturbereich?
Diese Entwicklung betrifft nur bestimmte Formate bzw. Segmente des Kulturbetriebes. Öffentliche Opern- oder Theaterhäuser haben sich von der Pandemie noch lange nicht erholt, was Publikumszahlen betrifft. Abos sind heute problematisch. Auch Kabarett-Produktionen kämpfen mit ausbleibendem Publikum, und das obwohl diese vor der Pandemie bestens funktioniert haben. Auf der anderen Seite gibt es Konzerte und Festivals, die platzen aus allen Nähten. Auch Museen laufen gut. Vielleicht haben sich gewisse Dinge durch die Pandemie tatsächlich nachhaltig verändert.
Im Herbst dieses Jahres wurden die mehrjährigen Förderungen für die Kulturszene des Landes erneut vergeben. Erhöht wurden etwa die Förderungen für Festivals wie Elevate oder Diagonale. Wohin soll sich das Land Steiermark als Kulturregion mit diesen Festivalmarken in Zukunft hin entwickeln?
Die Steiermark soll ein Kulturland in Bewegung bleiben. Den Status quo zu fixieren und festzuschrauben kann nicht unsere Strategie sein. Wir wollen Veränderung und sind offen für Neues. Aus meiner Sicht macht die Steiermark auch die hier spürbare Neugierde aus. Elevate hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt und hat das Potenzial, diese Entwicklung fortzusetzen. Die Diagonale ist mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Da bin ich insbesondere dem Intendantenduo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber sehr dankbar.
Sind Erhöhungen von Subventionen immer auch eine Anerkennung für bereits Geleistetes und eine klare Ansage in Richtung Weiterentwicklung an die jeweiligen Kulturprojekte?
In den Fällen von Elevate und Diagonale kann man das durchaus so deuten. Pauschalierend lässt sich das nicht so sagen. Nur weil ein Projekt weniger Förderung bekommt, heißt das nicht, dass bei diesem schlechte Arbeit geleistet wurde.
Gut versorgt wurden auch einzelne Kulturinitiativen außerhalb von Graz. Etwa das kunsthaus muerz oder der Griessner Stadl in Stadl an der Mur. Sind es in erster Linie finanzielle Mittel, die Kulturinitiativen in den Regionen wesentlich weiterhelfen?
Nein. Wo es kein gutes Konzept gibt, hilft das ganze Geld nichts. Das kunsthaus meurz, der Griessner Stadl oder auch das Schloss Lind sind wunderbare Beispiele, dass die kulturelle Vielfalt der Steiermark auch außerhalb von Graz stattfindet. Hier war es mir wichtig, einen Impuls zu setzen. Diese drei Institutionen zeigen im positivsten Sinn, wie zeitgenössische Kunst in ländlicheren Regionen stattfinden kann.
Mit der Kulturstrategie 2030 arbeiten Sie gemeinsam mit der Kulturabteilung des Landes sowie mit der steirischen Kulturszene an neuen kulturpolitischen Leitlinien. Wann werden konkrete Ergebnisse präsentiert werden?
Definitiv im ersten Halbjahr 2023. Danach geht es dann an die politische Umsetzung.