Gemeinsam mit der Diagonale rückt das Graz Museum mit einer Ausstellung das Leben und Werk einer großen Tochter der Stadt in den Fokus: Magic Marisa widmet sich dem steirischen Filmstar Marisa Mell.
Text: Lydia Bißmann
Die Schauspielerin Marisa Mell drehte mit Kollegen wie Marcello Mastroianni, Michel Piccoli, John Phillip Law, Helmut Berger und Tony Curtis und wurde zeitweise als „die österreichische Sophia Loren“ gehandelt. Trotzdem werden ihre Filme kaum mehr gezeigt, der ehemalige Weltstar ist in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung Magic Marisa im Graz Museum möchte das mit der österreichweit ersten Ausstellung zu ihrer Person ändern. In einer kompakten und für alle zugänglichen Schau im Foyer bietet es bis Ende August anhand von Fotos, Texten, Dokumenten, Filmausschnitten und Interviews Einblick in das Leben und Wirken der in Graz aufgewachsenen Filmschauspielerin.
Facetten eines großen Stars
Marisa Mell, die 1939 als Marlis Moitzi in Neumarkt in der Obersteiermark geboren wurde und in Graz aufgewachsen ist, begann 1957 ihre Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar. Nach Auftritten in Das Nachtlokal zum Silbermond (1959) oder Wegen Verführung Minderjähriger (1960) gelang der jungen Darstellerin mit Ken Russell in French Dressing (1964) der internationale Durchbruch. Ihre Glanzzeiten hatte sie in den 60er- und 70er-Jahren, wo sie vorwiegend für den schrillen, italienischen Film engagiert wurde. Die „Frau mit den Katzenaugen“ galt damals als eine der „Schönsten der Welt“. Anfang der 80er-Jahre blieben jedoch die glanzvollen Filmrollen aus. Das Kino der damaligen Zeit hatte für Frauen jenseits der Dreißig kaum Rollen zu bieten. Eine nachlässige Agentur, private Probleme wie der Tod ihres Babys oder Schwierigkeiten im Umgang mit Alkohol trugen dazu bei, dass ihr Stern am Filmhimmel zu verglühen begann. Nach dem Ausbleiben großer Engagements spielte sie TV-Rollen und sporadisch Theater, wie im Vienna’s English Theatre, und war auch in einer Franz-Innerhofer-Inszenierung (Orvieto) in Graz zu sehen. Gegen Ende ihres Lebens begann sie zu malen und stellte in Wien und in der Grazer Hauptpost am Bahnhof aus.
Blick von außen und innen
Marisa Mell, die mit nur 53 Jahren 1992 nach einem Krebsleiden verarmt verstarb, steht heute hauptsächlich für sogenannte „Bikini-Rollen“, in denen vorrangig ihre überirdische Schönheit zur Geltung kam. Kuratorin Martina Zerovnik möchte mit der Ausstellung aber auch vermitteln, dass die talentierte Schauspielerin viele Facetten hatte. Sie genoss das Fach der Femme fatale und inszenierte sich lustvoll darin, kämpfte aber auch um Anerkennung und gegen die Reduktion auf diese Rolle. In Magic Marisa stellt sie die Eigenaussagen der Künstlerin, die mit Coverlove 1990 eine Autobiografie verfasste, den Eindrücken und der Erinnerungen von WeggefährtInnen und ihrer Darstellung in den Medien gegenüber. Das Festival Diagonale zeigt als Kooperationspartner der Ausstellung drei Kinofilme mit Marisa Mell und die Dokumentation Feuerblume vom Grazer Regisseur Markus Mörth.
Magic Marisa
16.3.–27.8.2023, täglich 10–18 Uhr,
Eintritt frei
Graz Museum Sackstraße
Eine Kooperation von Diagonale, Filmarchiv Austria, Graz Museum und Referat für Frauen & Gleichstellung der Stadt Graz. Kuratiert von Martina Zerovnik