Glühende Leidenschaft, Schuld und Untergang: Oper in drei Akten von Leoš Janáček in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Dem Mädchenalter gerade entwachsen, findet sich Katja in einem klaustrophobischen Eheleben wieder, das von ihrer despotischen Schwiegermutter dominiert wird. Nachts überkommen sie körperliche Sehnsüchte, die im rigiden Alltag des freudlosen Wolgastädtchens keinen Platz haben: „Ich kann nicht schlafen. Immer klingt mir solch ein Gefühl in den Ohren. Irgendjemand spricht mit mir so liebevoll, als ob eine Taube gurrt, als ob er mich umarmen würde, so innig, so heiß, so glühend, als ob er mich irgendwohin führte und … ich gehe mit ihm!“ In der Hingabe an einen anderen Mann erfährt sie trotz nagender Schuldgefühle eine nie gekannte sinnliche Befriedigung. Doch mit dem Ausleben ihrer Leidenschaft verstößt sie gegen patriarchale Normen, die auch sie verinnerlicht hat. Ein Konflikt, an dem sie als tiefgläubige Christin zugrunde geht. Katja findet den Freitod in der Wolga, die sinnbildlich für die weibliche Sexualität steht.
So wie die komplexe Titelfigur lebt auch Leoš Janáčeks musikalische Welt von den Kontrasten, die der Chefdirigent Roland Kluttig am Pult der Grazer Philharmoniker zu schärfen weiß: Vor dem Hintergrund eines klanggewaltigen Naturschauspiels steht die präzise Zeichnung eines russischen Generationenkonflikts.
Mit Anika Rutkofsky (Regie), Eleni Konstantatou (Bühne), Marie Sturminger (Kostüme) und Johanna Danhauser (Dramaturgie) wird ein junges Regieteam mit der Inszenierung betraut, das die Jury des Ring Awards 2021, dem einzigen internationalen Musiktheaterwettbewerb für Regie und Bühnengestaltung, mit einer feministischen Lesart des Don Giovanni überzeugt hat.
In der Titelrolle ist die in dieser Saison schon für ihre Cio-Cio-San in Puccinis Madama Butterfly umjubelte finnische Sopranistin Marjukka Tepponen zu erleben.
Vorstellungen bis 14.5.2023