12 Tage, 17 Kulturinstitutionen und 22 Veranstaltungen. Das Kunst & Kulturfestival „schillern“ im Schilcherland geht in seine zweite Auflage. Wir sprachen mit Mitinitiator Karl Posch über die Idee hinter der Initiative und Kulturarbeit in der Provinz.
Text: Stefan Zavernik
Das Festival „schillern“ findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Wie kam es zur Idee zu diesem vielfältigen Festival?
Im Zuge des Leader-Projektes „Kommunikationsstrategie Schilcherland“ im Jahr 2018 ist es gelungen, die Netzwerkgruppe KUNST.KULTUR.SCHILCHERLAND – bestehend aus allen Kulturbetreibern bzw. Kulturinitiativen des Schilcherlandes – aufzubauen. Unter Berücksichtigung der Kriterien wie künstlerische Qualität, regionale sowie überregionale Bedeutung, regelmäßige Frequenz, regelmäßige Öffnungszeiten und Parteifreiheit wurden Vertreterinnen und Vertreter der Kunst- und Kultureinrichtungen eingeladen, sich gemeinsam zu positionieren. Zum Kennenlernen wurde die „Tour de Kultur“ organisiert. Ziel war es, mit kunst-, kultur- und tourismusaffinen Personen und Verantwortlichen eine Tages-Informationsreise mit dem Bus zu den Kunst- und Kultureinrichtungen des Schilcherlandes zu machen. Ein Aha-Erlebnis für viele Beteiligte. Bei dieser Tour kam die Idee, einmal im Jahr gemeinsam die Kunst- und Kulturtage zu veranstalten. Nach einer kurzen Nachdenkpause war die kulturelle Landpartie „schillern“ geboren. Möglich wurde dies durch ein gemeinsames Auftreten mit dem Verein Marke Schilcherland.
Was macht Kultur am Land aus?
Kulturvereine am Land liefern wichtige Impulse für die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung und die Bewusstseinsbildung im ländlichen Raum. An der 12-tägigen Landpartie haben KünstlerInnen und Kulturschaffende aus der Region die Möglichkeit, Kunst- und Kulturprojekte sowie das kreative Potenzial der Region zu präsentieren. Dabei schauen wir aber auch über die Grenzen und laden Gäste aus der Kunst- und Kulturszene ein. Mit unseren Kunst- und Kulturangeboten am Land sind wir enger bei den Menschen.
Was wird es beim Festival in diesem Jahr zu erleben geben?
17 Institutionen rund um Kunst und Kultur bieten im Schilcherland an 12 Tagen ein qualitativ hochwertiges Kulturangebot. Die einzelnen Veranstalter bleiben dabei ihrem hauseigenen Programm treu. Die Bandbreite der kulturellen Angebote in Schlössern, Burgen, Theatern, Konzertsälen, Museen, Galerien sowie unter freiem Himmel reicht von Ausstellungen, Theaterprojektionen, Lesungen bis Konzerten. Die Kulturinstitutionen präsentieren nicht nur ihr hauseigenes Kulturprogramm, sondern verweisen bei ihren Veranstaltungen auch auf die kulinarische Vielfalt der Region.
Die Tourismusregion Südsteiermark ist weit über die Grenzen für ihren Wein bekannt, werden Kunst & Kultur nun zum zweiten Aushängeschild?
Der südsteirische Wein und besonders der Schilcher ist den Leuten bekannt, aber nicht alle Kunst- und Kulturangebote in der Region. Daher wollen wir mit den „Kunst.Kultur.Tagen“ das kulturelle Leben der Südsteiermark, speziell im Schilcherland, geballt vorstellen. Es ist unser Ziel, in der Genussregion Südsteiermark den Bereich Kunst und Kultur stärker zu positionieren und ihn zu einem Aushängeschild zu machen. Die „Kunst- und Kulturplattform Südsteiermark“ wird bereits im Zusammenhang mit der Kulturstrategie 2030 intensiv diskutiert.
In der Region sind unzählige Kulturinitiativen aktiv, die untereinander auch ziemlich gut vernetzt sind. Wie kam es zu diesem Austausch unter den einzelnen Playern in der Region. Welche Vorteile entstehen dadurch für die einzelnen Initiativen?
Abseits von persönlichen Beziehungen gab es wenig Austausch unter den einzelnen Kulturinitiativen bzw. Kulturinstitutionen. Geändert hat sich das, als 2017 Anja Weisi-Michelitsch vom Feuerwehrmuseum Groß St. Florian Kunst & Kultur und ich von der Kulturinitiative Kürbis Wies die Netzwerkgruppe „Kunst.Kultur.Schilcherland“ ins Leben gerufen haben. Mit der touristischen Vernetzung bzw. Kooperation mit der Marke Schilcherland und dem Tourismusverband Südsteiermark besteht nun die Möglichkeit, über die regionale Grenze hinaus mit unseren Kunst- und Kulturangeboten bekannt zu werden. Sie selbst sind seit mehr als 40 Jahren als Kulturschaffender in der Region tätig und haben die mittlerweile legendäre Kulturinitiative Kürbis Wies mitgegründet. Aus dem ursprünglichen Theater wurde ein Mehrspartenbetrieb, der neben Theateraufführungen auch Lesungen, Konzerte und Ausstellungen realisiert.
Darüber hinaus gibt es einen eigenen kleinen Verlag und ein Plattenlabel. Was macht einen so umfangreichen Kulturbetrieb mitten in der Provinz möglich?
Wir verstehen uns als Plattform für aktive Kulturarbeit im ländlichen Raum, wo heimische Kulturschaffende mit kulturinteressierten Menschen aus der Region ihr künstlerisches Potenzial bei diversen Projekten erproben können. Wir wollen Kultur am Land vermitteln, ohne auf den Import von städtischen Events zurückgreifen zu müssen.
Wie viel überregionales Publikum erreicht die Kulturinitiative Kürbis Wies mit ihrem Programm?
Das ist schwer zu beurteilen. Es hängt davon ab, wie Region definiert wird. Die Besucher kommen vorwiegend aus dem Bezirk Deutschlandsberg und den Bezirks-Randgemeinden. Der Grazer und Steiermark-Publikumsanteil beträgt ca. 20 Prozent. Die Edition Kürbis und Pumpkin Records erreichen überregionales Publikum.
Welche Ziele hat sich die KI Kürbis Wies für die kommenden Jahre gesetzt?
Im Laufe der nächsten Jahre sollen die kreierten eigenständigen Konzepte weiterentwickelt werden. Im Theaterbereich sind Autorenwettbewerbe im deutschsprachigen Raum für zeitgenössische Theaterprojekte geplant und die Formate Szenische Lesungen und Collagen werden weiterentwickelt. Der junge Musiker Gabriel Schmidt übernimmt Pumpkin Records. Er ist in der Szene gut vernetzt und wird dem Label einen neuen Spin geben. Die Edition Kürbis wird weiterhin von Wolfgang Pollanz herausgegeben, Schwerpunkt bleibt auch in den kommenden Jahren die Buchreihe „Pop! Goes the Pumpkin“. Bei der bildenden Kunst plant Anja Senekowitsch einen Kunstwanderweg sowie eine Kooperation mit Slowenien. Außerdem werden wir uns aktiv für die Entwicklung der „Kunst- und Kulturplattform Südsteiermark“ einsetzen.