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Starke Musik, starke Frauen

Nina Šenk Foto: Astrid Ackermann

Das Musikprotokoll im steirischen herbst vereint zwei wichtige KUG-Projekte: Die Uraufführung eines neuen Sieger*innenwerks des Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerbes sowie die Verleihung des KUG-Ehrendoktorats an Maryja Kalesnikawa.

„Musiktheater ist ein wunderschöner Weg, dem Publikum zeitgenössische Musik – verpackt  in eine Geschichte – näherzubringen“, freut sich Nina Šenk. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis die slowenische Komponistin zur Oper fand. Inzwischen ist sie aber begeistert von den Möglichkeiten des Genres. Das liegt auch an canvas, ihrem Sieger*innenwerk beim Johann-Joseph-­Fux-Opernkompositionswettbewerb, das im Rahmen des ORF musikprotokolls im steirischen herbst als erste Produktion des KUG-abo@mumuth zur Uraufführung kommt. Gemeinsam mit der Dramatikerin Simona Semenič hat Šenk ein Libretto verfasst, das Semeničs dramatische Vorlage noch einmal verdichtet. In canvas
wird der Don Juan-Stoff durch einen Perspektivwechsel zur Erzählung von vier Frauen, deren Geschichten sich in einer vielschichtigen Überblendung von Identitäten als erzählerisches Kaleidoskop präsentieren. Sie alle verbindet die Liebe zu ein- und demselben Mann, in dem jede von ihnen etwas anderes sieht. Er ist Projektionsfläche („Canvas“ wird auch mit „Leinwand“ übersetzt) ihrer Träume, Wünsche und Sehnsüchte. Mit ihrer Musik möchte Nina Šenk Gefühle in Klangbilder transformieren, die – im Wortsinn – körperlich erfahrbar werden. „Ich schaffe Bilder, die zugleich Ausgangspunkt sind für die Reise, auf die ich das Publikum mitnehmen möchte.“

Ehrendoktorin Maryja Kalesnikawa

„Nur für geladene Gäste.“ Dieser Satz steht für gewöhnlich auf Einladungen zu Festakten, in deren Rahmen man verdiente Persönlichkeiten ehrt. Auch als die KUG 2019 den 8-fachen Grammy-Gewinner Phil Collins zu ihrem ersten Ehrendoktor machte, musste das Publikum auf geladene Gäste beschränkt werden, ebenso 2022, als der ehemalige KUG-Student Peter Simonischek diese Auszeichnung erhielt. 2023 steht wieder eine Verleihung an. Diesmal ist alles anders. Am 7. Oktober öffnet die KUG das MUMUTH für alle. Nur die Geehrte selbst dürfte fehlen. Sie wird in einem weißrussischen Straflager vermutet. Maryja Kalesnikawa ist eine der führenden Persönlichkeiten der belarussischen Demokratiebewegung. Sie wurde nach der Präsidentenwahl 2020 zu elf Jahren Gefängnis verurteilt und im September 2021 in eine Strafkolonie gebracht, wo sie einem menschenverachtenden Haftregime ausgesetzt ist. Nach einer Recherche der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT („Wo ist Maria?“ vom 3. August 2023) fehlt seit Februar 2023 jedes Lebenszeichen von ihr. Amnesty International führt Kalesnikawa als politische Gefangene und auch das Europäische Parlament forderte wiederholt ihre bedingungslose Freilassung.

Maryja Kalesnikawa
Foto: interAKT

Mit dem Ehrendoktorat für Maryja Kalesnikawa solidarisiert sich die KUG mit der verfolgten Künstlerkollegin. Kalesnikawa studierte in Stuttgart Alte und Zeitgenössische Musik und lebte als Querflötistin und Kulturmanagerin zwölf Jahre in Deutschland. Insbesondere war sie dem ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart verbunden und arbeitete für InterAKT, einer Initiative, die Künstler*innen aus verschiedenen Sparten für gemeinsame Projekte vernetzt. Im Vorfeld des Festakts wird am 6. Oktober um 15.30 Uhr im Grazer Schubertkino der Film Courage von Aliaksei Paluyan zu sehen sein, der sich der verfolgten Demokratiebewegung in Belarus widmet.               

CANVAS von Nina Šenk
9.–11.10.2023, 18 Uhr
Premiere: 8.10.2023, 19.30 Uhr im Rahmen des ORF Musikprotokoll
MUMUTH, György-Ligeti-Saal

Verleihung des Ehrendoktorats der Kunstuniversität Graz an Maryja Kalesnikawa
Sa, 7.10.2023, 15 Uhr
MUMUTH, Lichtenfelsgasse 14, 8010 Graz, Anmeldung unter ehrendoktorat@kug.ac.at

Courage – ein Film von Aliaksei Paluyan
Fr, 6.10.2023, 15.30 Uhr
Schubertkino, Mehlplatz 2, 8010 Graz
Anmeldung unter bdr@kug.ac.at