Ein Bühnen- und Kompositionsprojekt der KUG widmet sich am 8. März Anna Magdalena Bach als Musikproduzentin.
Agnes Dürer stand am Nürnberger Wochenmarkt neben den Obst- und Gemüseverkäuferinnen und bot Kupferstiche ihres Gatten feil. Anna Magdalena Bach war Interpretin, Kopistin und auch Verlegerin der Musik ihres Mannes. Und Clara Schumann, selbst virtuose Pianistin und Komponistin, brachte das Werk des Angetrauten nicht nur als Interpretin unter die Leute. Über die Jahrhunderte hat sich wenig verändert: Frauen von Künstlern übernahmen, egal ob selbst begabt, ob Mütter, glücklich, treu oder nicht, gerne Marketing & Sales. Im Falle von Anna Magdalena Bach ist dabei ein Longseller gelungen, der sie selbst zur Marke machte: Das Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, für das sie als Widmungsträgerin und Herausgeberin zugleich fungierte. Anna Magdalena hat die Sammlung aus Cembalowerken und -bearbeitungen unterschiedlichster, teils unklarer Provenienz (es sind weltliche und geistliche Stücke vereint, einfache Tänze und ein großer Choral) selbst zusammengestellt und in Vertrieb gebracht. In der Terminologie des Pop schiene sie als Produzentin auf. Noch heute ist die Sammlung beliebt, ja Standard, als Einstiegsliteratur für den Pianist*innennachwuchs. Diese Rolle dürfte ihr schon seinerzeit zugekommen sein. Und dazu die eines privaten Mix-Tapes, das als Compilation oder Playlist für hippe Hausmusik Furore machte.
Foto: Wolfgang Hummer
Anna Magdalena, die Frau deren Handschrift so sehr der ihres Mannes ähnelte, dass Urheberschaftsbestimmungen grafologisch schwierig sind, und zu der wir nicht viel mehr wissen, als dass sie 14 Kinder versorgte, sang und Cembalo spielte, bleibt in vielen Dingen ein Geheimnis. An der KUG wird ihr Notenbüchlein mit einem Bühnenprojekt gefeiert und in seiner Offenheit musikalisch weitergedacht.
Notenbüchlein
Musik, Klavier und Komposition:
Philipp Gaspari, Forrest Moody, Ana Ostojie u. a.
Schauspiel: Lena Elsa Kolle
Ausstattung: Nora Peierl
Konzept und studentische Leitung: Wyatt Wakefield
Leitung und dramaturgische Betreuung: Daniel Rademacher
Gesamtleitung und musikalische Betreuung: Han-Gyeol Lie
Fr, 8.3.2024, 18 Uhr
MUMUTH, György-Ligeti-Saal0
