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Forum, Filmgeschichte und Favoriten

Die 27. Ausgabe der Diagonale bringt neben einer neuen Leitung, einer neuen Location und anderen Spieltagen auch Platz für Austausch und Diskussion und ein Rahmenprogramm jenseits der Kinos.

Text: Lydia Bißmann

Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar haben seit Juni 2023 die Intendanz der Diagonale über und werden ab 4. April in der Helmut-List-Halle ihre allererste Festivalausgabe eröffnen. Und auch sonst gibt es Neuheiten und Neuerungen beim Festival des österreichischen Films. Der Donnerstag als Eröffnungstag lässt das Festival über das Wochenende hinauswachsen. Mit dem Heimatsaal im Volkskundemuseum am Paulustor gibt es auch eine neue Festival-Location, in der bei der neuen Veranstaltungsreihe Forum Diskussionsveranstaltungen, das Diagonale Film Meeting und drei Preisverleihungen stattfinden werden.

Erste Festivalaussgabe für Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar
Foto: eSel.at

Anderer Blick auf Arbeitsmigration

Neben dem Wettbewerbsprogramm, kurzen und langen Spielfilmen, Dokumentationen, experimentellen und animierten Formaten, die im Rahmen des Festivals ihre Weltpremiere oder österreichische Erstaufführung feiern, nimmt auch das filmhistorische Spezialprogramm einen wichtigen Platz am Festivalprogramm ein. Unter dem neuen Titel Filmgeschichte werden in der kommenden Ausgabe zwei Programme zu sehen sein, in denen der Blick auf die Vergangenheit auch Rückschlüsse auf die österreichische Gegenwart erlaubt. Die erste Schicht – 60 Jahre Arbeitsmigration aus Sicht der Herkunftsländer widmet sich dabei in acht Programmpunkten dem hochpolitischen Thema Gastarbeit. 18 Kurz- und Langfilme, die hauptsächlich aus den 70er-Jahren stammen, erzählen von Aufbruch und Heimkehr, kafkaesker Bürokratie oder schulischen Problemen von Kindern mit Migrationshintergrund. Um das Aufwachsen inmitten von zwei und mehr Kulturen dreht sich auch der Eröffnungsfilm der Diagonale 2024. Favoriten (2024) von Ruth Beckermann, die für ihre Arbeiten Waldheims Walzer (2018) und Mutzenbacher (2022) Berlinale-Preise einheimsen konnte, lief bei der heurigen Berlinale bei Encounters und spielt in einer Volksschule im 10. Wiener Gemeindebezirk. Das liebevolle Porträt einer Klasse und ihrer engagierten Lehrerin zeigt als relevantes Zeitdokument einmal mehr auf, dass alle Kinder unabhängig von Herkunft oder finanzieller Situation das Recht auf bestmögliche Bildung haben müssen.

Favoriten (2024) von Ruth Beckermann ist der Eröffnungsfilm der Diagonale 2024

Schaumbad-Ausstellung und Preis für Lukas Miko

Die neue Schiene Position erlaubt einen umfassenden Blick auf herausragende Filmemacher*innen im Rahmen von Werkschauen. Eine davon ist Lisl Ponger gewidmet, die sich in ihren Filmen und Fotografien mit den Themen Exotismus, Geschichtsschreibung, Tourismus und Migration beschäftigt. Die Ausstellung Storyline im Schaumbad zeigt eigens dafür konzipierte neueste Arbeiten der Künstlerin, die ihre anthropologische Lust am „Fremden und Schönen“ in Filmen wie Passagen (1996), déjà-vu (1999) und Phantom Fremdes Wien (1991–2004) mit postkolonialer Sensibilität nachkommt. Am Eröffnungstag wird auch der 17. Große Diagonale-Schauspielpreis 2024 vergeben, der dieses Jahr an den Schauspieler Lukas Miko (Die beste aller Welten (2017), Me, We (2021), Schachnovelle (2021), Stella (2024)) geht.

Lukas Miko, Persona non grata

Diagonale, Festival des österreichischen Films
4.–9.4.2024
Informationen zu Filmen und Veranstaltungen auf www.diagonale.at