Die Schau „Günter Brus. Ein irrer Wisch“ im BRUSEUM nimmt den Übergang vom Aktionskünstler zum Bild-Dichter Günter Brus in den Fokus.
Mit der Zerreißprobe beendete der 1938 im steirischen Ardning geborene und 2024 in Graz verstorbene Günter Brus im Jahr 1970 seine Zeit als Aktionskünstler und überwand damit die Selbstverletzung. Doch hält auch danach eine körperorientierte, autoaggressive Motivwelt Einzug in das umfassende zeichnerische Werk des Künstlers. Er beginnt, die Erfahrungen seiner aktionistischen Zeit zeichnerisch aufzuarbeiten und spontan Texte zu verfassen. Die Repressalien, die er von Staat und Gesellschaft erfahren hat und die ihn ins Berliner Exil haben flüchten lassen, veranlassen ihn, das Provokationspotenzial zu erhöhen. Die Werke zeigen ein letztes anarchisches Agieren gegen die diversen Institutionen der Macht und sind eine wütende Abrechnung mit allem, was die freie Entfaltungsmöglichkeit des Menschen einschränkt. Realistisch in ihrer Darstellung, lassen die Zeichnungen kein Tabu aus und stellen die gesellschaftliche Bigotterie und Perversion an den Pranger. Die Ausstellung zeigt, wie Brus die körperorientierte, autoaggressive Motivwelt seiner Aktionen in sein zeichnerisches Werk transferiert. Vor rund 50 Jahren entstanden, haben die Arbeiten nichts von ihrer provozierenden Kraft verloren, passen aber perfekt in unsere Zeit eines aufziehenden Neo-Biedermeier, hinter dessen Fassade des Anstands und der politischen Korrektheit Sexismus und Menschenverachtung wieder prächtig gedeihen.
Zu sehen bis 6.10.2024
Neue Galerie Graz, BRUSEUM
Joanneumsviertel, 8010 Graz