LH Christopher Drexler im Gespräch über die neue Sonderförderung im Rahmen von Fair-Pay, die Kulturstrategie 2030 und seine Zielsetzung für die kommende Landtagswahl.
Im Mai wurden von Land Steiermark und der Stadt Graz zusätzliche Fördermittel für die Umsetzung einer eigenen Fair-Pay-Subvention beschlossen. Der Förder-Call ist bereits abgelaufen. Wie gut wurde dieser angenommen?
Der Förder-Call kann durchaus als ein Erfolg gesehen werden, wurden doch zahlreiche Ansuchen für eine Fair-Pay-Subvention gestellt. Diese werden aktuell noch auf inhaltliche und formale Kriterien überprüft, bevor sie übermittelt werden. Dieser Förder-Call ist ganz entscheidend, wenn es darum geht, für künstlerische Leistungen eine angemessene Bezahlung sicherzustellen. Das ist nicht zuletzt deshalb auch eines der zentralen Themenfelder unserer steirischen Kulturstrategie, zu dem ich mich klar bekennen will.
Die Umsetzung eigener Fair-Pay-Rahmenbedingungen ist eine komplexe Herausforderung. Welche Idee steht hinter der dafür konzipierten Förderung?
Mit dieser Sonderförderung wollen wir die Entlohnungsbedingungen und Honorarnotenleistungen innerhalb der Kunst- und Kulturszene schrittweise verbessern. Die derzeitige Situation in der Steiermark wurde anhand der Fair-Pay-Gap-Erhebung des Landes und der Stadt Graz analysiert. In diese Erhebung sind Daten und Informationen von an die 100 steirischen Kulturinstitutionen und -initiativen eingeflossen, anhand deren wir gemeinsam mit Kulturstadtrat Günter Riegler eine Sonderförderung in der Höhe von 1,2 Millionen Euro für Fair-Pay im Kunst- und Kulturbereich auf den Weg gebracht haben.
Ist eine solche Förderung auch für 2025 vorgesehen?
Nachdem die Prüfung des erstmaligen Sonderförderungs-Calls noch im Laufen ist, müssen die Ergebnisse daraus noch abgewartet werden, um eine konkrete Perspektive für 2025 formulieren zu können.
Mit dem Erzherzog Johann Museum hat die Steiermark im Mai ein neues Museum erhalten. Was bedeutet dieses Museum für das Kulturland Steiermark?
Das Erzherzog Johann Museum hat eine wichtige Lücke in der steirischen Museumslandschaft geschlossen. Denn es gibt wohl keine andere Persönlichkeit, die das Antlitz der Steiermark so sehr geprägt hat wie Erzherzog Johann. Von der Wissenschaft über die Landwirtschaft, von der Bildung über die Industrie, das Wirken von Erzherzog Johann war so vielfältig, wie es wegweisend für die Entwicklung unseres Landes war. Nicht zuletzt auch im Kulturbereich übt sein Wirken nachhaltigen Einfluss aus, weshalb ich sehr froh bin, dass wir mit diesem Museum die Rolle dieser spannenden Persönlichkeit ausführlich beleuchten.
Die Steiermark Schau findet im kommenden Jahr in Schloss Eggenberg statt. Was erwarten Sie sich von dieser Ausgabe der neuen Landesausstellung?
Das Schloss Eggenberg ist ein besonderes steirisches Wahrzeichen im Herzen der Landeshauptstadt. Wir wollen daher mit der STEIERMARK SCHAU 2025 einen unverfälschten Blick auf das Schloss Eggenberg und das Leben der Familie Eggenberg ermöglichen und die Besucherinnen und Besucher mit einer multimedialen Ausstellung in den Prunkräumen des Schlosses auf ganz neue Art und Weise in das UNESCO-Welterbe Schloss Eggenberg eintauchen lassen. Die kommende Schau wird damit ein Stück steirische Geschichte auf innovative Art und Weise neu erzählen.
Wie wichtig ist es Ihnen, das Kulturressort auch nach den Landtagswahlen im Herbst in Ihrer Verantwortung wissen?
Dass mir die Kultur in der Steiermark in ihrer gesamten Vielfalt, von Avantgarde und Jazz bis Tracht und Volkstanz, ein großes Anliegen ist, ist kein Geheimnis.
Welche Pläne und Visionen gibt es für eine mögliche Fortführung der Kulturressorts nach den Wahlen?
Die Kulturstrategie 2030 ist ein wesentlicher Leitfaden für die kommenden Jahre. Vor über drei Jahren haben wir einen Beteiligungsprozess gestartet, wie es ihn für die Kultur in der Steiermark einfach noch nie gegeben hat. Rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind im Laufe des Prozesses unserer Einladung gefolgt und haben einen Beitrag zur Gestaltung der Kulturstrategie geleistet und ihre Handschrift darin hinterlassen. All das, was wir gemeinsam mit der Breite der steirischen Kulturlandschaft in die Kulturstrategie 2030 gegossen haben, wird Richtschnur für die kulturpolitische Arbeit in der Steiermark sein. Sie ist ein Leitfaden, der viele Herausforderungen, offene Wege und Ziele beschreibt und ich bin überzeugt, dass wir damit ein neues Kapitel in der Kulturpolitik – für die Kunst und Kultur in der Steiermark – aufschlagen.
Das Ergebnis der EU-Wahlen bestätigt den aktuellen Trend: Populistische Parteien sind auf dem Vormarsch. Wir erklären Sie sich diese Entwicklung und was bedeutet diese für den kommenden Landtagswahlkampf in der Steiermark?
In den letzten Jahren seit der EU-Wahl 2019 haben sich die Umfeldbedingungen maßgeblich geändert. Wir haben einschneidende Krisen erlebt. Es gibt viel an Verunsicherung und Sorge. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns dem offensiv und klar stellen müssen – auch wenn eine EU-Parlamentswahl keine steirische Landtagswahl ist. Denn für mich als Landeshauptmann der Steiermark ist klar: Es geht jeden Tag darum, mit Politik für unser Land und für die Steirerinnen und Steirer zu überzeugen.
In kürzlich erschienenen Umfragen liegt die FPÖ bereits weit vor der ÖVP und der SPÖ. Mit welcher Zielsetzung gehen Sie in die kommenden Landtagswahlen?
Für mich ist – und das gebietet auch der nötige demokratische Respekt – zuerst die Wählerin, der Wähler am Wort. Ich bleibe aber auch bei dem, was ich bereits zuvor gesagt habe: dass ich um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler in die Politik der Landesregierung werben werde, um auch nach der Wahl weiterhin Hauptverantwortung für dieses Land zu übernehmen.
Mit dem Wohnbaupaket ist ein weiterer großer regierungspolitischer Impuls realisiert worden. Welche Punkte möchten Sie vor den Landtagswahlen im Herbst in der steirischen Landesregierung noch auf den Weg bringen?
Die angesprochene Wohnbauoffensive ist mit Sicherheit ein bedeutender Meilenstein der Arbeit dieser Landesregierung, mit dem wir Jungfamilien unterstützen, die Schaffung von Eigenheimen sowie leistbare Miet- und Eigentumswohnungen fördern und zudem einen starken Fokus auf die Sanierung legen. Wir müssen aber auch jeden Tag daran arbeiten, die Gesundheitsversorgung Schritt für Schritt besser zu machen. Hier sehen wir etwa, dass das historische Personalpaket, das wir als Landesregierung geschnürt haben, deutlich Wirkung zeigt. Aber auch im Bereich der Kinderbildung und -betreuung haben wir die Aufholjagd gestartet. Hier ist mit einem umfangreichen Maßnahmenbündel – mit deutlich höheren Gehältern, mit einer Sozialstaffel bei den Elternbeiträgen für Kinderkrippen, mit einer Verkleinerung der Gruppengrößen in den Kindergärten – in wenigen Monaten vieles gelungen. Aber es bleibt noch genug zu tun. Insgesamt haben wir in dieser Landesregierung quer über alle Ressorts noch zahlreiche Vorhaben, die in den kommenden Monaten umgesetzt werden. Dabei steht für mich das Kämpfen für die Interessen der Steirerinnen und Steirer an erster Stelle – und das in einem vernunftgetragenen Gesamtkonzept.