Start Featureshome „Glaube an die Magie des Theaters!“

„Glaube an die Magie des Theaters!“

Wolfgang Lampl a.k.a. Jimi Lend Foto: Roland Renner

Auch in diesem Sommer bringen die Vitamins of Society ihre neueste Theaterproduktion auf die Bühne der Murinsel Graz. Wir sprachen mit Regisseur Wolfgang Lampl über das neue Stück.

Mit „JAMMEREGG II – Zarte Banden“ kommt der zweite Teil ihrer Thrillogie auf die Bühne der Murinsel Graz. Auf was darf sich das Publikum einstellen?

In Jammeregg II hat sich der ehemalige Polizist Horst in der Tankstelle (der Toten) eingerichtet und versucht mit seinem Partner Lou einen umfassenden Dienstleistungsbetrieb zu etablieren, der von der Autowerkstatt  über die Live-Eventbar bis hin zur Maniküre und Lebensberatung alles abdeckt. Zwei geheimnisvolle Frauen auf der Flucht und ein Versicherungsmakler mit großem Interesse am Standort sorgen für Verwirrung und Gefahr.
Eine regionale Liveband (Musik Roli Wesp) und die Wilden Rockerinnen der Wild Roses sorgen für den richtigen Soundtrack und für atemlose Spannung.

An welchen Genres haben Sie sich für „JAMMEREGG II – Zarte Banden“ orientiert?

Zarte Banden ist eine Verwechs­lungs- und Verwandlungskomödie im rockigen Gewand. Hard Rock spielt als musikalisches Fundament eine große Rolle und ebenso wirkt auch die Kultur des Rock in seinen vielfältigen Ausformungen ästhetisch in das Stück ein, wobei wir klassisch tradierte Rollenbilder im Sinne von Geschlechterrollen lustvoll und komödiantisch aufbrechen.

„JAMEREGG“ ist als Trilogie geplant. Sind bereits alle drei Teile fertig oder ist das Ende noch offen?

Wir hatten zu Beginn der Trilogie einen groben Plan erstellt, was wir über ein verschlafenes und vom Aussterben bedrohtes Dorf in der steirischen Pampa erzählen wollen, und entwickeln in diesem Setting, so wie seit 2011 jeden Sommer, eine eigenständige Uraufführung mit originaler Livemusik. Die einzelnen Teile, die ebenfalls in sich geschlossene Theaterabende sind und auch so genossen werden können, entstehen nach und nach jeweils über den Winter und wir bauen die Erfahrungen und Entwicklung des Vorjahres wieder in die neueste Geschichte ein.

Foto: Harry Schiffer

Sie selbst sind Theatermacher, Schauspieler und Regisseur. Inwieweit sind Sie an der Entstehung des Drehbuches für die Stücke beteiligt?

Johannes Schrettle und ich sind seit der Schulzeit befreundet und entwickeln seitdem gemeinsame Stücke und Visionen. Mein Einfluss auf den Stücktext ist jedes Jahr ein bisschen anders. Da ich auch für die Produktion und die Zusammenstellung der Ensembles verantwortlich bin, ergibt sich ein gewisser Handlungsspielraum, der im Text berücksichtigt wird. Ich wähle meist die Genres, die wir verwenden oder vermischen, und wir tauschen uns zu Beginn jeder Arbeit intensiv über die Themen und die groben Handlungsstränge aus. Dann schreibt Schrettle eine erste Stückversion mit allem Drum und Dran und dann gibt es ein paar Bearbeitungsschleifen, bis wir beide mit einer Fassung zufrieden sind, mit der ich in die Ensembleproben gehe. Durch den Einfluss des großen Teams kann sich da auch nochmals einiges verändern und erweitern.

Wie gut funktioniert die Murinsel als Location für zeitgenössisches Sommertheater?

Ein Amphitheater ist an sich seit tausenden Jahre die Spielstätte für zeitgenössisches Sommertheater schlechthin und es ist eine Freude, unsere Stücke für diese besondere Begebenheit zu entwickeln! Das amphibische Amphitheater der Murinsel stellt aufgrund seiner exponierten Lage inmitten des laut rauschenden Flusses und den Geräuschen der Großstadt eine besondere Herausforderung dar und erfordert auch für sehr gut ausgebildete Schauspielende die Verwendung von Headset-Mikrophonen, was zusätzlichen technischen Aufwand bedeutet. Dieser ist durch die geniale Lage der Insel im Herzen der Murtropolis Graz natürlich voll gerechtfertigt.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Arbeit an einer Open-Air-Aufführung im Vergleich zu einer herkömmlichen Theaterproduktion?

Die alten Griechinnen und Griechen spielten ihre dionysischen Feste unter anderem deshalb auch schon open air, damit ihre Göttinnen und Götter auch etwas davon haben. Also haben wir einen guten Draht zu den Gottheiten und so meist auch sehr gutes Wetter. Trotzdem müssen alle technischen Geräte vor plötzlichen Regenschauern gut abgesichert sein und wir müssen rechtzeitig entscheiden, ob man für den Abend ins Murinselcafé ausweicht, wo die Show in einem ganz besonders intensiven und intimen Rahmen und trotzdem in voller Länge dargeboten wird.

Welches Publikum wollen Sie mit Ihrer Theaterarbeit erreichen?

Ich glaube an die Kraft und die Magie des Theaters als fundamentale menschliche Errungenschaft und will am liebsten alle Menschen erreichen. Ich suche stets nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen klassischen Unterhaltungselementen wie Musik und Humor und tagesaktuellen Verweisen auf gesellschaftlich relevante Themen und Ereignisse. Das ist vielleicht utopisch, aber ich denke, dass allein der Vorsatz dafür sorgt, dass sich in Stücken der Vitamins wirklich Menschen aus allen politischen Richtungen und verschiedensten Lebensrealitäten treffen, mischen und unterhalten.              

JAMMEREGG II – Zarte Banden
14.8.; 15.8.; 16.8.;17.8.;18.8., jeweils ab 19.30 Uhr
Murinsel Graz