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Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg

Ein Künstler – exzentrisch, besessen, zerrissen zwischen den Widersprüchen des Lebens – steht im Mittelpunkt von Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg

Shootingstar Evgeny Titov, der mit seinen eindringlichen Regiearbeiten die großen Opernhäuser in Berlin, Zürich und München erobert hat, inszeniert zum Auftakt des Jubiläumsjahrs jene Oper, deren österreichische Erstaufführung 1854 in Graz den Grundstein für die Wagner-Rezeption in Österreich legte.

„Als das mir Wesentlichste von diesem Charakter bezeichne ich das stets unmittelbar tätige, bis zum stärksten Maße gesteigerte Erfülltsein von der Empfindung der gegenwärtigen Situation und den lebhaftesten Kontrast, der durch den heftigen Wechsel der Situation sich in der Äußerung dieses Erfülltseins zu erkennen gibt. Tannhäuser ist nie und nirgends etwas nur ein wenig, sondern alles voll und ganz.“ Mit diesen Worten umreißt Richard Wagner selbst die Titelfigur seiner Oper. Ein Künstler – exzentrisch, besessen, zerrissen zwischen den Widersprüchen des Lebens – steht im Mittelpunkt des Werkes dieses großen deutschen Komponisten, das in Graz von Chefdirigent Vassilis Christopoulos dirigiert wird.

Der Weg in den Wahnsinn

In seiner Kompromisslosigkeit hat sich der Protagonist von der Außenwelt vollkommen abgenabelt und in seine wilden künstlerischen Fantasien eingeschlossen. Das Nicht-Konforme des Künstlers besitzt eine große Faszination – und birgt gleichzeitig den Konflikt in sich: Denn in seiner Unbedingtheit ist Tannhäuser schlicht nicht gesellschaftsfähig. Selbst diejenigen, die ihm wohlgesonnen sind, stößt er vor den Kopf. Am Ende bleibt erneut nur der Weg in die Isolation, die nur im Wahnsinn enden kann.

Unvollendetes Werk

Die unauflösbare Widersprüchlichkeit seines Tannhäusers kann auch Wagner nicht lösen. Das Disparate ist von Anfang an Teil der Partitur, die der Komponist – im Gegensatz zu seinen anderen Werken – über die Spanne seines Lebens immer wieder neuen Bearbeitungen unterzieht, ohne zu einer endgültigen Version zu gelangen. Er sei der Welt noch den Tannhäuser schuldig, äußert Wagner nur drei Wochen vor seinem Tod. An Besessenheit und Kompromisslosigkeit stand er seinem Tannhäuser kaum nach. Das macht nicht zuletzt bis heute die Faszination seines Œuvres aus.    

Kostprobe: Sa, 28. 9., 16.30 Uhr
Premiere: Sa, 5.10. 18.30 Uhr
www.oper-graz.com