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Hamlet und Ich

In „Hamlet und Ich“ zieht der slowenische Stardramatiker Evald Flisar noch einmal alle Register seines Könnens – welturaufgeführt im Theater im Keller.

Nach dem erfolgreichen Start ins Jahr 2025 mit vier Vorstellungen (zwei davon restlos ausverkauft) von Martin G. Wankos Käsekrainer im Haifischbecken folgt nun im Februar eine Welturaufführung: Evald Flisars Hamlet und Ich. „Was Flisars Stücke im Grunde alle ausmacht, wird in Hamlet und Ich wieder besonders deutlich. Dass die Verweise auf ‚bürgerliches‘ Bildungsgut sowie die scheinbar realistische Dialogführung – stets nahe gebaut am britischen ‚well made play‘ – eben nicht platten Realismus abbilden, sondern Ausflüsse einer Versuchsanordnung sind, die als eine erdachte Situation im Reagenzglas des Dramatikers durchgeschüttelt wird, und erforscht, wohin die dadurch ausgelöste Stückentwicklung führt“, so Alfred Haidacher, Leiter des TiK, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Stücke des slowenischen Erfolgsautors auf die Bühne zu bringen.

Hamlet und Ich ist eine Tragikomödie, über die Autor Flisar sagt, sie wäre „das riskanteste Genre. Sie verwirrt viele und macht allgemein schlechte Laune.“

Eine veritable Tragikomödie

Der Plot handelt von Bonifazius Ich (das ist tatsächlich sein Nachname), einem pensionierten Schauspieler, der hunderte Male Hamlet verkörpert hat. Jetzt ist er zerstört vom Krebs und voller Angst. So flüchtet er sich in existentiellen Nihilismus, versehen allerdings mit einer gehörigen Dosis Selbstironie. Zwei Paare treffen in seinem schäbigen Kellerwohnraum aufeinander. Die Prostituierte Maja und ihr Zuhälter David sowie der Statistiker Markus und seine sechzehnjährige Tochter Viola. Bonifazius Ichs Kellerräumlichkeit wird ein Treffpunkt, in dem sich eine ganze Skala menschlichen Lebens abspielt. So erscheint die Bürokratie in Gestalt eines Volkszählers, der (Klein-)Kapitalismus in Gestalt der Ausbeutungspartnerschaft zwischen Zuhälter und Prostituierter und die – scheinbare – Unschuld der Jugend, die von ihrem Vater sofort verkauft würde, ginge es um Millionen.

Eine Kellerwohnung wird zum Treffpunkt, in dem sich die ganze Skala menschlicher Schwächen offenbart

Hat das Leben einen Sinn?

Dass ein zutiefst pessimistisches Spiel, vorangetrieben vom obligat brillanten Dialog des Autors, auch ungeheuer komisch sein kann, zeigt das Talent Flisars, der in diesem Stück noch einmal das ganze Arsenal seiner dramatischen Kunst zur Geltung bringt. „Vom Kampf um die Macht, durch die Beherrschung überlegener, elaborierter Kommunikation (und ihrer Ohnmacht gegenüber der Gewalt, die eine simple Schusswaffe verleiht), über die ewige Suche, ‚die Leere zu erfassen‘, wie es in einem seiner früheren Stücke heißt, die immer wieder aufblitzende Hoffnung, dass hinter der Leere vielleicht doch irgendwo ein tieferer Sinn auf unser Leben wartet, bis hin zur Gier nach der Macht, die die monetäre Überlegenheit zu verleihen imstande ist, führt uns der Autor mit sicherer Hand zum – wieder einmal – überraschenden und dann doch lebensbejahenden Schluss“, so Haidacher.       

Premiere: 12.2.2025, 20 Uhr
Weitere Termine: 14., 15., 18., 19., 20., 21., 26., 27., 28. Februar & 1., 5., 6., 7., 8. März, 20 Uhr

Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz

www.tik-graz.at