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Theater: Schwere Kost mit starker Aussage

WOLOKOLAMSKER CHAUSEE

„Das ist die pessimistische Variante der Hoffnung“, sagte Heiner Müller schon 1991, „dass die Festung Europa auf Dauer gehalten werden kann. All diese Visionen unterschlagen, dass die Dritte Welt eine Macht ist und dass die, auf deren Kosten man lebt, dem nicht ewig tatenlos zusehen werden. Dazu bedarf es keiner militärisch-ökonomischen Stärke. Es reicht völlig, wenn sich Millionen Verelendeter in Bewegung setzen.“ Unter dem Motto: „Wenn wir aus der Geschichte nicht lernen, wird sie sich wiederholen“ zeigt Drama Graz unter der Regie von Ernst M. Binder das Stück Wolokolamsker Chausee im Forum Stadtpark. In gewohnter Weise brilliert das Ensemble des freien Theaters durch schauspielerische Glanzleistungen, und drängt dem Publikum die schauderhaften Auswüchse von Gewalt und Unterdrückung in die Aufmerksamkeit. Genauso auch erzählt das Stück von der idiotischen und zugleich einnehmenden Kraft fanatischer Ideologien. Eines ist klar: Leichte Kost sieht anderes aus, doch umso wichtiger ist diese hochmoderne Form des Theaters in Zeiten wie diesen. Vier Schauspielerinnen nehmen die Rollen von Männern ein, und entführen das Publikum ins Russland des 2. Weltkrieges, in die Unruhen der DDR in den 50er Jahren und entlassen es im Prager Frühling im Jahre 1968. Kafkaeske Textkunstwerke inklusive.

Das sehenswerte Stück wird nur mehr am 28., 29. und 30.Jänner aufgeführt.