Kunst und Kultur stellen einen häufig unterschätzten Wirtschaftsfaktor für die Steiermark dar. Der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk im Gespräch mit „Achtzig“ über Kultursponsoring, Registrierkassenpflicht und Spielregeln für alle.
Kultursponsoring war lange Zeit in Österreich nicht steuerlich absetzbar. Nun gibt es ein neues Gesetz, das gewisse Ausnahmen ermöglicht. Dennoch schauen wirkliche Anreize anderes aus, oder etwa nicht?
Es stimmt schon: Da müsste mehr möglich sein. Es sollte Möglichkeiten geben, junge Talente wie etablierte Künstler zu unterstützen, in welcher Form auch immer. Wir brauchen so etwas wie Crowdfunding für eine junge, neue Kunst- und Kulturszene. Ich glaube, das wäre eine wunderbare Möglichkeit, um in unserer Kreativszene Impulse zu setzen. Kunst und Kultursponsoring steuerlich nicht wirklich absetzen zu können ist definitiv der falsche Weg, um Synergien zu schaffen. Gerade in Zeiten schrumpfender öffentlicher Kulturbudgets muss man die Privatwirtschaft begeistern.
Die Registrierkassenpflicht betrifft auch Kunstgalerien und Kulturbetriebe. Kann man mit der Einführung der Registrierkassenpflicht in ihrer jetzigen Form zufrieden sein?
Das Hauptproblem ist nicht die Registrierkassenpflicht an sich, sondern vielmehr die pauschale Kriminalisierung des Unternehmertums. Es gibt Unternehmer, die tatsächlich überlegt haben, deshalb das Handtuch zu werfen. Die Unternehmer verlangen, sich darauf verlassen zu können, dass der Staat Vorschreibungen macht, die auch umsetzbar sind. Auch die niedrige Bemessungsgrundlage ist vielen Unternehmern ein Dorn im Auge. Da bekommt man das Gefühl, der Staat versucht sich bei den kleinen, braven Ameisen anzuhalten. Der Staat muss die Ausgabenseite in Ordnung bringen und nicht nur die Schrauben an der Einnahmenseite drehen.
Was hat die von Ihnen mitinitiierte Verfassungsbeschwerde gegen die Registrierkassenpflicht bewirkt?
Ich denke, das war ein ganz wichtiger Prozess, um zu zeigen, dass die steirischen Unternehmer nicht alles einfach so hinnehmen. Es hat auch bewirkt, dass man sich in der Umsetzungsverordnung wesentlich intensiver Gedanken darüber gemacht hat, welche praxisorientierten Möglichkeiten es gäbe.
Wenn man sich die Zahlen des Gründerservice ansieht, scheint die Lust, ein eigenes Unternehmen zu gründen, trotz der neuen Auflagen ungebrochen. Wie erklären Sie sich das?
Unternehmerischer Geist ist ein besonderer Wille, eine besondere Tugend, die sich selbst von den größten Sanktionen nicht aufhalten lässt. Das kann man sich wie den Drang nach Freiheit, nach selbstbestimmtem Tun und Eigenverantwortlichkeit vorstellen. In der Steiermark werden täglich zehn Unternehmungen gegründet. Das ist ein starkes Signal, dass es hierzulande eine pulsierende unternehmerische Landschaft gibt. Auch viele Kulturschaffende sind Unternehmer. Dies zeigt auch, wie nahe sich Kultur und Wirtschaft in Wirklichkeit sind.
Erfolg ist in der Wirtschaft das Maß aller Dinge: Was aber macht einen erfolgreichen Unternehmer aus?
Man ist als Unternehmer dann erfolgreich, wenn man in der Lage ist, eine Ernte nach Hause zu bringen, für Zeiten, in denen es Dürre gibt. Nur wenn die vorhandenen Bedürfnisse abgedeckt sind und es Reserven für eine Investition in die Zukunft gibt, kann wirtschaftliche Entwicklung entstehen.
Es wurde bekannt, dass 1 % der Superreichen die Hälfte des Weltvermögens besitzen. Wenn Sie die Macht hätten, das System zu verändern, wo würden Sie die Hebel für mehr Gerechtigkeit ansetzen?
Ich bin selbst Unternehmer mit einem kleineren Handwerksbetrieb. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich meinen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten habe. Ich habe über mein unternehmerisches Wirken Verantwortung für die nächste Generation zu tragen. Die Spielregeln müssten für alle die gleichen sein. In Österreich haben wir zu 99 % kleinere und mittlere Unternehmen, die all ihren Zahlungen und Verpflichtungen nachkommen. Es ist mir daher unverständlich, dass sich ein Promillesatz mit Sonderregelungen aus der Verantwortung stiehlt. Auch das restliche ein Prozent muss seinen Beitrag leisten.
Kann eine Vermögenssteuer die Lösung sein?
Ich habe diese Diskussion zur Vermögenssteuer durchaus intensiv verfolgt. Ich habe Verständnis, wenn diese Steuer das Vermögen der Millionäre betrifft. Es wäre aber der falsche Zugang, wenn es auch den Häuslbauer oder den Besitzer einer Eigentumswohnung treffen würde.
Die Lehrlingszahlen in der Steiermark sinken jährlich. Welche Vorkehrungen werden für den unternehmerischen Nachwuchs getroffen?
Im Sommer dieses Jahres wird das Talent Center anlaufen. Wir haben die Verantwortung, dazu beizutragen, dass sich unsere Jugend in die richtigen zukünftigen Aufgabenbereiche entwickelt. Unser oberstes Ziel ist die Bildungsorientierung. Es ist ganz wichtig, das Talent der Jugendlichen zu erkennen und zu fördern, auch im Laufe ihrer späteren Karriere.