Der Körper als künstlerische Lebensquelle im Kunsthaus Graz. Alina Szapocznikow, Katerˇina Vincourová und Camille Henrot: drei Künstlerinnen, drei Generationen, drei weibliche Positionen, ein Dialog: der Körper als Ursprung aller Erfahrung. Material im Wandel im Space01.
„My gesture is addressed at the human body – the complete erogenous zone“. Eine Aussage der 1926 geborenen Bildhauerin Alina Szapocznikow, die ihre künstlerische Arbeit auf den Punkt bringt. Ihre klassisch figurativen Arbeiten ließ die Nachkriegskünstlerin zurück, konzentrierte sich auf konzeptionell Skulpturales. Ihr eigener Körper wurde zum künstlerischen Ausgangsmaterial, das sie in surreale, pop-artige Alltagsobjekte transformierte. Multidisziplinär setzte sie sich mit der Sinnlichkeit und Vergänglichkeit des Körpers auseinander. Die starke Stimme der Selbstinszeniererin tritt in der aktuellen Ausstellung in einen Dialog mit den gattungsübergreifenden Werken von Katerˇina Vincourová und Camille Henrot.
Die aus Frankreich stammende „Goldener-Löwe-Preisträgerin“ (Biennale 2013) Henrot widmet sich in ihren filmischen wie grafischen Arbeiten dem von Neugier getriebenen Menschen im digitalen Zeitalter. Vermeintlichen Erkenntnisgewinn zeigt sie als im Exzess ausgeartete Ordnungswut. Die Prager Künstlerin Katerˇina Vincourová wiederum setzt sich in ihren von feministischen Zügen geprägten Installationen mit der kapitalistischen Konsumhaltung und Identitätskrisen auseinander. Für die drei Frauen ist der Körper Quelle, aus der sie die Kraft für geistige und gesellschaftliche Auseinandersetzung schöpfen. Die Erkenntnisse enden nicht bei jenen der relationalen Existenz; vielmehr liegt der Fokus auf der fragilen Stabilität von formbaren Strukturen. Der Körper als Material, in das sich gesellschaftliches Erbe einbrennt und auf das Technologien Einfluss nehmen.
Ausstellung: Alina Szapocznikow, Katerˇina Vincourová und Camille Henrot – Bittersüße Transformation
25.5. bis 28.8.2016 / Kunsthaus Graz, Space01
www.kunsthausgraz.at
Text: Natalie Resch