Am 12. Mai wurde im Steiermarkhof die Ausstellung „Von Angesicht zu Angesicht“ eröffnet. Dem Leiter der Hofgalerie, Johann Baumgartner, ist es damit gelungen, Alois Neuhold zu seiner ersten Ausstellung nach fünf Jahren zu gewinnen.
Alois Neuhold ist schwer einzuordnen. Das zeigt schon sein Lebenslauf. 1951 in der Steiermark geboren, studierte er Theologie in Graz. Nach seiner Priesterweihe 1977 wurde er ein Jahr später suspendiert. Bis 1982 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. In den 1980ern wurden seine Werke im Zusammenhang mit der Neuen Malerei in Österreich europaweit ausgestellt. Nach seinem Rückzug aus der Kunstöffentlichkeit Anfang der 1990er ist „die menschliche Figur, das Antlitz zusammen mit den ‚Unnützbarkeitsgefäßen‘ das ausschließliche und alles ausfüllende Arbeitsfeld geworden.“ Neuhold ist langjähriges Mitglied der Künstlergruppe 77. Nach seiner letzten Ausstellung vor etwa fünf Jahren in den Minoriten in Graz ist es Johann Baumgartner nun gelungen, den außergewöhnlichen Künstler für eine neue Ausstellung zu gewinnen.
Unsere Gesellschaft verliert ihr Angesicht
Mit seinen Werken setzt sich Neuhold gesellschaftskritisch mit Entfremdung, Anonymisierung und Beliebigkeit auseinander: Digitale Bilderfluten, glattgebügelte Gesichter und die Unmöglichkeit, bei „EINEM“ zu verweilen, rauben uns die Seele und lassen uns unser Gesicht verlieren. So die zentrale Aussage. Eine Frage, die den Künstler in seinem Schaffen stets begleitet ist jene, wohin eine Gesellschaft führt, muss sie keinem größeren Gegenüber, keinem DU und keinem Gesicht mehr in die Augen blicken, um Rechenschaft abzulegen und Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur inhaltlich, auch formal beschäftigt sich Neuhold mit Gesichtern. Einzeln, paarweise, manchmal auch zu dritt, selten zu viert, blicken sie die Besucher der Ausstellung an.
Maskenhafte Bilder der Demaskierung
Gezeigt werden „Gegen-Bilder“. Erst aus der distanzierten Betrachtung ergibt sich aus dem dichten und auf den ersten Blick fragmentarisch wirkenden Farbspiel Klarheit und Simplizität. So fordert uns der Künstler auf, einen Schritt zurückzutreten, sich Zeit zu nehmen und „von Angesicht zu Angesicht“ das Dahinterliegende zu erkennen. Wir blicken in schweigende und stille Gesichter, deren messerscharfer, erkennender, aber niemals moralisch strenger Blick Klarheit verschaffen soll und uns ganz einfach sagt: „Mach dir nichts vor!“ (Neuhold) Dieser offenlegende Blick im starren Gesicht lässt die Gesichter wie Masken wirken und entlarvt so die Maskerade hinter der Selbstoptimierung in einer oberflächlichen und schnelllebigen Welt. Eine sehenswerte Ausstellung.
Die Ausstellung ist bis 23. Juni 2016 von 8 bis 18 Uhr zu sehen.
Hofgalerie im Steiermarkhof, Krottendorferstraße 81, 8052 Graz