Es ist eines der ganz großen Konzert-Highlights des Jahres: Eros Ramazzotti beehrt im Rahmen seiner aktuellen Tournee Graz. „Achtzig“ sprach mit dem Superstar über seine Musik, die Liebe und das Streben nach Perfektion.
Ihr neues Album trägt den Titel „Perfetto“: Wie perfekt kann man als Mensch und als Künstler sein?
Eines ist klar: Perfektion gibt es nicht. Aber die Suche nach etwas Besserem, nach einem höheren Niveau ist für mich fundamental. Ich möchte, dass mein Publikum vollauf zufrieden und glücklich ist, wenn es meine Konzerte verlässt. Dass die Menschen einen wunderbaren Abend hatten und sich sicher sind, ihr Geld für diese Show sinnvoll investiert zu haben.
Wie sehr haben sich Ihre Texte über die Jahrzehnte verändert? Wie hat sich das Komponieren verändert? Arbeiten Sie noch gleich an Ihrer Kunst wie vor 20 Jahren?
Das hängt, um ehrlich zu sein, sowohl von meiner Stimmung ab als auch von den Musikern und Partnern, mit denen ich zusammenarbeite. Grundsätzlich entstehen meine Musik, meine Kompositionen und Texte aus meinen ureigenen Ideen, aus einer Melodie in meinem Kopf, aus der Erforschung meines Innersten – und das war schon immer so, seit ich Musik mache.
In einem Interview meinten Sie einmal, Sie wollen keine politischen Lieder singen. Auch nicht in Zeiten wie diesen?
Ich möchte mich mit meiner Musik eigentlich nicht in politische Themen drängen, aber meine Alben sind dennoch voll mit Liedern, die sich sozialen Themen widmen, und ich denke, so soll es auch bleiben. Ich werde auch in Zukunft soziale Themen behandeln.
In den meisten Ihrer Lieder geht es um die Liebe – haben Sie nach nun 30 Jahren als Sänger das Geheimnis der Liebe entschlüsseln können? Warum ist sie so schwer zu fassen?
Nur über die Liebe zu sprechen ist nie genug. Da braucht es schon mehr. Die Wörter, der Text, den ich für meinen Song „Più Bella Cosa“ geschrieben habe, an den glaube ich ganz fest. Ich weiß nicht, ob ich das Geheimnis der Liebe entschlüsselt habe, aber über die Jahre habe ich gelernt, dass Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst, gegenüber anderen und gegenüber seinen eigenen Gefühlen der Liebe sehr guttut.
Um bei der Liebe zu bleiben: Wie kann man eine Beziehung dauerhaft glücklich führen? Kann eine Beziehung perfekt sein?
Wie ich schon gesagt habe, ich glaube nicht, dass so etwas wie Perfektion existiert – auch nicht in der Liebe. Es gibt Zeiten in einer Liebe, da wird man sich streiten, sich mit Problemen konfrontiert sehen – aber genau dann kommt es darauf an, gemeinsam zu wachsen, sich miteinander zu entwickeln. Ich denke, es ist wichtig, einen gemeinsamen Plan zu haben und diesen konsequent zu verfolgen. Ganz einfach an der Beziehung arbeiten, auch und ganz besonders in schwierigen Zeiten.
Finden Sie es eigentlich schade, dass Ihre Texte für all jene, die kein Italienisch sprechen, unverständlich bleiben? Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, englischsprachige Musik zu machen?
Nein, das habe ich nie. Und zwar aus einem einfachen Grund: Ich habe mit der Zeit und dank meiner vielen Reisen ins Ausland gelernt, dass Musik alle sprachlichen Barrieren überwinden kann, dass die Emotionen und das Gefühl immer ankommen. Man versteht Musik auch, wenn man nicht sämtliche Wörter eines Liedes versteht. Ich hatte selbst schon viele wunderbare Momente, wo ich Musikern lauschen konnte, mich in deren Musik verlieren konnte, auch wenn sie einer fremden Sprache oder einer fremden Kultur entsprang.
In Ihrer Karriere haben Sie immer wieder Duetts mit anderen großen Künstlern eingespielt. Zum Beispiel mit Tina Turner oder Luciano Pavarotti. Gibt es noch jemanden, mit dem Sie gerne gemeinsam aufnehmen möchten?
Ich bin unheimlich stolz darauf, gemeinsam mit Tina Turner gesungen zu haben. Genauso verhält es sich mit dem großen Maestro Luciano Pavarotti, Cher oder vielen anderen. Im Moment kommt es mir aber so vor, als wären Duette eine weitverbreitete Idee, weshalb ich auf meiner neuen Platte bewusst darauf verzichtet habe. Ich habe aber durchaus noch einige Projekte mit von mir verehrten Musikern im Kopf. Schauen wir mal!
Im Dezember spielen Sie ein Konzert in Graz. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Graz denken? An Österreich?
Ich denke als Erstes an die Schönheit eurer Wälder, an die akribische Art, wie ihr auf eure Umwelt achtgebt. Und wie gut man es in Österreich geschafft hat, die wunderbaren Altstädte zu bewahren über die Jahre und dennoch moderne Akzente zu setzen. Dinge, die wir in Italien auch sehr gut gebrauchen könnten.
Wie würden Sie Ihre Fans beschreiben?
Ich würde sie ganz klar als leidenschaftlich, treu und großzügig beschreiben. Ich habe großes Glück mit meinen Fans und ihre positive Stimmung spürt man auch bei meinen Konzerten.
Perfetto Tour 2016
11. Dezember, Stadthalle Graz, 20 Uhr
Tickets: Ö-Ticket, Tel. 01 960 96,
www.oeticket.com; www.showtickets.at