Start Kunst & Kultur Stark erweiterte Publikation über Josef Schützenhöfer: Liberation in Progress

Stark erweiterte Publikation über Josef Schützenhöfer: Liberation in Progress

Josef Schgützenhöfers Weg ist noch nicht zu Ende.

Mit seinem „Liberation Art Project“ kämpft Josef Schützenhöfer seit 2010 für eine angemessene Erinnerung an die Befreier vom Nationalsozialismus. Das in der Steirischen Kulturinitiative vorangetriebene Projekt erlebte schon 2012 eine umfangreiche Publikation, deren neue, stark erweiterte Auflage nun erscheint.

Es begann in Pöllau, im steirischen Bezirk Hartberg – gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ein arg geprüfter Landstrich. Der oststeirische Künstler Josef Schützenhöfer wollte das dortige geistige Verharren im NS-Stumpfsinn nicht gelten lassen. Zuerst waren es nur einige wenige, die das auch so sahen. Aber 2012 war bereits so viel in Gang, dass der Band Liberation in Progress, ein Projekt von Josef Schützenhöfer und Klaus Zeyringer, im Leykam Buchverlag herauskommen konnte. Es schaut so aus, als ginge es damit erst richtig los. Nun steht die von der Steirischen Kulturinitiative forcierte zweite, stark erweiterte Auflage vor der Tür: Und alle, die wie Pöllaus Gemeindeführung denken, werden mit zusätzlichen Fakten, Bildern und Überlegungen konfrontiert. Zu Schützenhöfers künstlerischer US-Prägung entwickelte sich eine – längst fällige – mitteleuropäische Haltung, auch mit russischer Beteiligung.

Marker, Version 3 von Josef Schützenhöfer vor der Grazer Universität.
Marker, Version 3 von Josef Schützenhöfer vor der Grazer Universität.

Josef Schützenhöfer studierte nicht nur an mehreren amerikanischen Hochschulen Malerei, sondern nahm von seinem langjährigen USA-Aufenthalt auch spezielle politische Haltungen mit. So fielen ihm in seiner oststeirischen Heimat viele kaum verhohlene Zeugnisse einer nicht bewältigten 1.000-jährigen Vergangenheit auf. Am deutlichsten kommt das Monopol „Gefallener der Deutschen Wehrmacht“ auf Kriegerdenkmälern in so gut wie jeder Gemeinde hervor. Wenn er darauf hinwies und – analog zur USA – Ergänzungen von Namen aus den Befreier-Ländern anregte, wurde er zum kommunalen Störenfried stigmatisiert.

Internationale KünstlerInnen liefern Antworten

Mit seiner Kunst und der Solidarität von hunderten österreichischen Künstlerinnen und Künstlern gelang ihm 2011 dennoch die Aufstellung einer Gedenkskulptur für gefallene Befreier aus den USA in Pöllau. Dem folgten Präsentationen in Gmunden, Graz, Marburg/Drau, Pöllau, München, nochmals im GrazMuseum und in Wien, nicht nur bei den Wiener Festwochen, sondern auch im großen Bezirksgericht Meidling. Russische Künstlerinnen und Künstler erweiterten das bisherige Liberation Art Project um den gedanklichen Hintergrund von in der Stalin-Diktatur geprägten Gefallenen aus der vormaligen Sowjetunion. Mit ihnen werden die auf verschiedenen Ebenen latenten territorialen, staatlichen und weltanschaulichen Entwicklungen einbezogen. Lauren Gilson verlängerte die Kontinuität amerikanischer Beteiligung.

Liberation in Progress

Das künstlerisch vor allem von Schützenhöfer persönlich und auch in der Steirischen Kulturinitiative vorangetriebene Projekt erlebte schon 2012 mit „Liberation in Progress“ eine erste Publikation, herausgegeben von Herbert Nichols-Schweiger und Simon Brugner. Das umfangreiche Werk erreichte das Niveau eines Handbuchs und ist demgemäß so gut wie vergriffen. In der Folge des Rechtsdralls im Allgemeinen und der Widerwilligkeit in Schützenhöfers Heimatort Pöllau im Besonderen sorgten immer neue Details, leider auch kriminalistische Eingriffe von bisher Unbekannten für wesentliche Erweiterungen und Forschungen, die nun in einer neuen, stark erweiterten Auflage gipfelten.

Cover der neuen, start überarbeiteten Publikation.
2. stark erweiterte Auflage, 288 Seiten. Leykam Buchverlag, ISBN 978-3-7011-8048-6

 

Inhalt der Publikation

Gordon Ball, der US-Gesellschaftskritiker, umreißt die 1960er Jahre in Amerika, während hierzulande Klarheit über die Niederringung des Nationalsozialismus in verschiedensten Gesellschaftsschichten sich nicht durchsetzen konnte.

Erinnerungen des Sowjet-Marschalls Anatolij Ustinowitsch Konstantinow, Held der Sowjetunion, an den Zweiten Weltkrieg aus seiner Sicht.

Mag. Oliver Scheiber, Vorstand des Bezirksgericht Wien-Meidling: Doku der Ausstellung im Gerichtshaus und die Frage der Wiederbetätigung.

Ein Debattenbeitrag von Dr. Peter Huemer.

Renata Schmidtkunz und Josef Schützenhöfer in der Ö1-Sendung „Im Gespräch“ (8. Mai 2014).

Clemens Berger, Berichte aus einem aus der Fassung geratenen Land.

„Gute und schlechte Nazis – Diktatur kann auch gut sein“ – im Pöllauer Gemeinderat drückt sich eine eigenartige Philosophie über den Faschismus aus.

Fotos

Dokumentation der Ausstellung im GrazMuseum (15.1.–9.2.2015).

Sonderpreis für Josef Schützenhöfer im ehem. Hotel Metropol (ehemalige Gestapo-Leitstelle in Wien) bei den Wiener Festwochen 2015.

Reportage über Beschädigungen an Haus und Auto von Josef Schützenhöfer.

Kampagne von Pöllauer Aktivbürgern, angeführt von Univ.-Prof. Dr. Klaus Zeyringer, gegen die Erinnerungstafel an den Pöllauer Bürgermeister von 1938–1943 im Gemeindeamt Pöllau und das dortige Gassenschild (Josef-Stibor-Straße).

Doku über den Film

„Der Preis der Freiheit“, ein Road-Movie von Andreas und Renate Meschuh

 

Steirische Kulturinitiative KI

Die Steirische Kulturinitiative entdeckt und forciert Projekte, mit denen KünstlerInnen die Weiterentwicklung ihrer Arbeit in der und für die Steiermark realisieren können. Sie versteht sich als Ergänzung zu öffentlichen und privatwirtschaftlich punzierten Einrichtungen, die mit der künstlerischen Potenz im Lande nicht mithalten können. Karl Heinz Herper, Vorsitzender

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