Mit „Kohlbein und Schatz“, aus der „Classics in the Basement“ Reihe, startet am 25. Jänner 2017 die Neuinterpretation von Ibsens „John Gabriel Borkman“ im TiK. Ein wirtschaftspolitischer Klassiker zeitgenössisch erklärt, inszeniert von Alexander Kropsch.
Der Klassiker …
Henrik Ibsens Werk handelt vom Bankier „John Gabriel Borkman“, welcher sich illegaler Transaktionen schuldig macht und ins Gefängnis wandert. Als er Jahre später entlassen wird, hat er sich stark verändert und entscheidet sich für das Leben eines Einsiedlers. Er isoliert sich, worunter insbesondere seine Frau leidet. Die Liebe zu deren Schwester Ella und der Ehrgeiz den Familiennamen reinzuwaschen, spornen den geläuterten Bankier dennoch an, bis ihn schließlich nach der Aussöhnung mit Ella der Tod ereilt.
… neu interpretiert
Inspiriert durch Ibsen schuf Martin Ohrt, seines Zeichens Gründer und Leiter der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz, das Stück „Kohlbein und Schatz“. „Mit Hans Kohlbein wollte ich eine ähnliche Figur in einem gegenwärtigen Szenario entwickeln, jedoch mit anderen Beweggründen für sein unrechtmäßiges und auch moralisch fragwürdiges Handeln.“
Er schmiedet ein grenzlegales Geschäft über die Errichtung eines Musiktheaters mit dem befreundeten Bürgermeister Josef Schatz, dies bringt den einst angesehenen Geschäftsmann ins Gefängnis. Schatz verspricht ihm dafür einen angemessenen Neustart nach der Freilassung, bricht aber schließlich mit ihm. Nach Jahren taucht der gezeichnete Exbanker bei der Jubiläumsfeier des Bürgermeisters auf und fordert Rechtschaffenheit. Neben der zerbrochenen Männerfreundschaft und dem Willen zur Macht, geht es vor allem um familiäre Verhältnisse. Kohlbeins Sohn, Viktor, steht als „Projektionsfläche“ für die verlorenen Träume des Vaters bereit und auch die Frauen rund um die beiden Protagonisten werden als Rivalinnen dargestellt. Es ist unklar, ob sie am Auffliegen des Komplotts Schuld sind, der Besitz der Villa Kohlbein wird rücksichtslos ausgekostet.
Geld und Klassenkampf stellen die Herausforderungen des Lebens im gehobenen bürgerlichen Milieu dar, es geht um Egoismus und Opferrollen. „Alle auftretenden Figuren erweisen sich – in unterschiedlich starker Ausprägung – als Realitätsverweigerer und reagieren meist inadäquat auf die missliche Lage, in die sie nicht unverschuldet geraten sind.“
Zeitgenössische Unterhaltung
Um die Neuinterpretation des 1896 geschriebenen Ibsen-Stückes gebührend zu inszenieren, setzt Regisseur Alexander Kropsch auf ein minimalistisch reduziertes Bühnenbild. Schauplätze sind die Villa Kohlbein, beziehungsweise der atmosphärisch verschlissene Salon und der Weinkeller der Villa. „Man spürt die Tragik und Düsterkeit der Vorlage, inszeniert wird aber eine Groteske um Leichtlebigkeit zu vermitteln“, beschreibt Kropsch das Stück. „Es geht schließlich auch um den Unterhaltungswert“. Darsteller des Stückes sind Eva Weutz, Alfred Haidacher und viele bekannte Gesichter des TiK. Martin Ohrts Stück ist eine Symbiose zeitloser Problematik gepaart mit moderner Coolness, um die zweifelsohne ernstzunehmenden Probleme des Finanzbetrugs und der Grenzlegalität etwas bekömmlicher zu gestalten.
Ein Fest für Freunde des modernen aber auch klassischen Theaters.
Theater im Keller
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