Alexander Zemlinskys Oper „Der Zwerg“ wird gemeinsam mit Luigi Dallapiccolas „Der Gefangene“an der Oper Graz zur Aufführung gebracht.
Zwei großartige Werke, die sich inhaltlich mit den unterschiedlichen Aspekten des Ausgegrenztseins und der Macht der Manipulation beschäftigen, bilden die Grundlage für einen Opernabend der besonderen Art. Die Intendantin der Oper Graz, Nora Schmid, verspricht ein berührendes Büh-nenerlebnis. „Gezeigt werden zwei Schicksale, die unmittelbar unter die Haut gehen und auf dramatische Art tödlich enden. Zwei Kompositionen, die musikalisch aufs Ganze gehen: Zemlinsky schöpft aus der Fülle eines spätromantischen Klangkosmos, und Dallapiccola gelingt es, mit den modernen musikalischen Mitteln seiner Zeit eine unvergleichliche Dramatik zu entfachen – zwei Meisterwerke, die man nicht verpassen darf!“
Der Zwerg
Der Zwerg, uraufgeführt 1922 in Köln, ist ein tragisches Märchen in einem Akt mit einem Libretto von Georg C. Klaren. Als Vorlage diente Oscar Wildes Der Geburtstag der Infantin. Ausgangspunkt der Handlung ist der am spanischen Königshof pompös gefeierte achtzehnte Geburtstag von Prinzessin Clara, die wertvolle Geschenke aus aller Welt erhält. Der Papst sendet eine goldene Rose mit Dornen aus Edelstein, der Kaiser zwei prächtige Pferde und vom König wird sie mit einem Kostüm aus tausend Perlen beschenkt. Doch das aufregendste Geschenk stammt von einem Sultan und ist zugleich das hässlichste: ein Zwerg, verkörpert von Aleš Briscein. Er sieht sich selbst als strahlenden Ritter, hat er sich doch noch nie im Spiegel gesehen. Als sein Blick auf die Prinzessin fällt, gesungen von Tatjana Miyus, ist er leidenschaftlich verliebt. Von der Infantin ermutigt, träumt er von einer gemeinsamen Zukunft, ahnt aber nicht, dass er für sie nicht mehr als ein Spielzeug ist. Diese treibt ihr gefährliches Spiel immer weiter und jagt ihn damit Schritt für Schritt in die tödliche Selbsterkenntnis: Er erblickt sich im Spiegel und bricht tot zusammen. Zemlinskys Musik changiert zwischen der kalten, oberflächlichen, zugleich einsamen Welt der Prinzessin und der poetischen, sinnlichen Welt des verwachsenen Zwerges und wirft damit die Frage nach echter Schönheit auf.
Der Gefangene
Knapp 30 Jahre nach Der Zwerg feierte Luigi Dallapiccolas Einakter Der Gefangene Premiere und begeisterte Kritiker und Publikum gleichermaßen. Während der Zwerg innerhalb der Festgesellschaft als Unwissender ausgeschlossen ist, ist der Gefangene, gesungen von Markus Butter, in Dallapiccolas Oper physisch isoliert alleine in einem Kerker. Nach seiner Verurteilung durch die spanische Inquisition ist er sich seines nahenden Todes zwar bewusst, hofft aber bis zuletzt auf Rettung. Als der Kerkermeister die Tür zu seinem Verlies offen lässt, scheint die Freiheit zum Greifen nah. Die Klangfarben Dallapiccolas, der in Graz entscheidende Impulse für seine Entwicklung als Komponist erfuhr, entführen in die Dunkelheit der menschlichen Seele, lassen mit dem Gefangenen hoffen, bis schließlich die Hitze des Scheiterhaufens förmlich zu spüren ist und die Erkenntnis eintritt, dass die Hoffnung die schlimmste Folter von allen ist.
Premiere: Sa., 25. März, 19.30 Uhr
Vorstellungen bis 10. Juni
Kostprobe: Di., 21. März, 17.30 Uhr, Treffpunkt im Foyer
Nachgespräch: Fr., 12. Mai, Galeriefoyer