Mit „Dem Himmel nahe – Kunst des Mittelalters“ zeigt das Stift Admont Meilensteine gotischer Kunst aus der renommierten Sammlung Mayer.
Text: Wolfgang Pauker
Eine großzügige Schenkung des Sammlers Kuno Mayer an das Stift Admont macht die ohnehin schon legendäre Vielfalt des Museums um eine Facette reicher. In der neu gestalteten Säulenhalle – dem ehemaligen barocken Pferdestall – sind nun auf rund 400 m² absolute Meisterwerke mittelalterlicher Kunst zu bestaunen. Gezeigt werden 85 Exponate, vorwiegend Skulpturen und Tafelbilder, die die Passion Christi und das Marienleben vergegenwärtigen und ihre Wirkung über Konfessions- und Religionsgrenzen hinaus entfalten. Die exquisite Auswahl an Arbeiten der Spätgotik – darunter Schlüsselwerke wie die Thronende Muttergottes eines Inntaler Meisters um 1435 oder der Hl. Laurentius von Michel Erhart, dem berühmten Bildhauer zu Ulm – gibt einen Überblick über eine Epoche, die zu den reichsten und fruchtbarsten unserer kunsthistorischen Vergangenheit gehört.
Die gezeigten Werke, zu denen Audioguides in sechs Sprachen wissenswerte Informationen geben, sind überwiegend im sogenannten „weichen Stil“ gefertigt. Diesen zeichnen harmonische und in sich ausgewogene Formen, sanfte Faltenwürfe, gefühlvolle Mimik und herausragendes handwerkliches Können der großen Meister aus. Viele der präsentierten Skulpturen waren bereits in maßgebenden internationalen Gotik-Ausstellungen zu sehen, die nun in Admont gezeigte Fülle an hochqualitativer Kunst des Mittelalters macht die Dauerausstellung aber zu einem einzigartigen Erlebnis, in der Gottesnähe und Weltenglanz, Kunst und Kultur zu einer Einheit verschmolzen werden.
Bewahrtes Kulturerbe
Der Schau voraus ging eine wahrlich epochale Schenkung des Vorarlberger Antiquitätenhändlers und Sammlers DI Kuno Mayer, der für seine in mehr als vier Jahrzehnten aufgebaute Sammlung ein neues Zuhause suchte und dieses schlussendlich im Stift Admont fand. Mayer, der auch die Gotik-Sammlung von Rudolf Leopold aufgebaut hatte, zu seiner Sammlertätigkeit: „Kunstsammeln ist eine Tätigkeit zwischen Enthusiasmus und Kenntnis, im Spannungsbogen der Ökonomie und des Mäzenatentums, sie ist Entdecker und Wegbereiter für vieles, was später museale Weihen erhält. Und vielleicht ist gerade dies die Erfüllung, die zuerst das Sammeln und zuletzt das Weitergeben von Kunst so interessant macht.“
Doch die Schau soll keineswegs ein Mausoleum einer imposanten Sammlung sein, sondern ein lebendiges Gebilde, in dem Impulse gesetzt werden, nach innen und außen. Das Stift Admont verpflichtete sich im Schenkungsvertrag, den eingeschlagenen gotischen Weg weiterzuführen, mittelalterliche sakrale Kunst zu pflegen und zu vervollständigen. Hierfür wurden auch bereits zwei weitere Figuren im Ausland angekauft. Dr. Michael Braunsteiner, künstlerischer Leiter des Museums: „Die Kunstwerke fügen sich bestens in das über Jahrhunderte gewachsene heutige ‚Universum‘ des 1074 gegründeten Stiftes Admont ein und füllen die Lücken, die einerseits der große Stiftsbrand von 1865 und andererseits die Wirtschaftskrise der 30er-Jahre geschlagen hat, als sich das Kloster von vielen bedeutenden Kunstwerken trennen musste. Über die Kulturschiene können wir die christliche Glaubensbotschaft und den benediktinischen Geist transportieren. Das ist jetzt mit dieser gotischen-sakralen Schenkung besser zu erfüllen als je zuvor.“
Es lebe die Vielfalt!
Mit der neuen Schau ist das riesige Besucher-Angebot in Admont um ein neues Museums-Modul erweitert. Nicht nur neue Gäste werden begeistert sein, auch Admont-Kenner werden staunen und das Gesamtgefüge des Museums neu entdecken. Neben der größten Klosterbibliothek der Welt, einem der wichtigsten Gesamtkunstwerke des europäischen Spätbarocks, umfasst das Museum Stift Admont nun das Kunsthistorische Museum, das Naturhistorische Museum (welches inspiriert von der Gotik-Ausstellung in der Saison 2017 einige spezielle Raritäten zeigt), die multimediale Stiftspräsentation und das Museum Gegenwartskunst. In Letzterem feiert man 2017 übrigens 20 Jahre Sammlung Gegenwartskunst mit der Sonderausstellung OPEN THE LINK. Die Ausstellung (zu sehen bis 5. November) bietet lebendige Einblicke in die Sammlungstätigkeit der Kunst unserer Zeit und spannt einen Bogen von den ersten bis zu den aktuellsten Erwerbungen, von den MADE FOR ADMONT-Werken bis zu den künstlerischen Interventionen.
Sammlung Mayer – Kunst des Mittelalters im Benediktinerstift Admont / Bibliothek & Museum, 8911 Admont 1
www.stiftadmont.at