Mit internationalen Stars und vielfältigem Repertoire startet die 203. Musikvereinssaison. Prominente Künstler wie Rolando Villazón und Elisabeth Kulman werden zu hören sein. Die kommenden Konzerthighlights bis Jahresende im Überblick.
Text: Julia Braunecker
Musik kennt keine Grenzen. Sie ist eine Sprache, die jeder versteht und die Menschen in einer Zeit, in der internationale Krisen und Konflikte die Kulturen spalten, wieder zusammenführt. Als Tor zur internationalen Musikwelt hat sich der 1815 gegründete Musikverein für Steiermark weltweit einen Namen gemacht. Von Orchester- und Kammerkonzerten über Liederabende und Solistenkonzerte bis zu Kinderkonzerten reicht das dichte Programm.
Prominente Festkonzerte
Bedeutendstes Aushängeschild des Musikvereins sind unter anderem große Festkonzerte. Zum Auftakt am 25. September präsentierte die renommierte Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker das Opernprojekt Le Nozze di Figaro von Wolfang Amadeus Mozart. Die Oper wurde von den talentiertesten österreichischen Studierenden erarbeitet. Die jungen Instrumentalisten und Sänger unter Leitung eines ambitionierten Nachwuchsdirigenten versprechen einen Opernabend höchster Qualität. Mit großer Prominenz wartete das zweite Festkonzert am 27. September auf: Der mexikanische Publikumsliebling Rolando Villazón ist zurzeit einer der berühmtesten Tenore der Welt. Nach Auftritten in den bedeutendsten Konzertsälen ist er nun mit Una notte italiana in einem Festkonzert im Stefaniensaal zu Gast. „Die Werke, die ich für dieses Konzert ausgesucht habe, drehen sich um Liebe, Trauer und Melancholie, aber sie spiegeln auch feuriges, italienisches Temperament wider“, kündigt Villazón an, der von der kanadischen Pianistin und Dirigentin Carrie-Ann Matheson begleitet wird.
Stimmungsvolle Liederabende
Der Musikverein gilt seit langem als Zentrum der Liedpflege. Aufgrund der Verschmelzung von Wort, Interpretation und Gesangsphrasierung sind die Liederabende ein besonderes Erlebnis. Beim ersten Liederabend am 14. September erweckten die dreifache „ECHO“-Preisträgerin Christina Pluhar, ihr Ensemble L’Arpeggiata und der französische Countertenor Philippe Jaroussky die Musik Henry Purcells wieder zum Leben. Der größte englische Komponist der Barockzeit schuf 54 Bühnenwerke und gilt als Hauptvertreter der Blütezeit der englischen Oper. Nach seinem Tod brachte England für sehr lange Zeit keinen musikgeschichtlich bedeutenden Komponisten mehr hervor.
Mit der österreichischen Mezzosopranistin Elisabeth Kulman geht der Liederzyklus in die zweite Runde. Die international gefragte Sängerin pflegt den klassischen Liederabend und macht im Bereich der konzertanten Opernmusik Karriere. Sie wird von Eduard Kutrowatz am Klavier begleitet.
Tiefgründige Kammermusik
Die Kammermusik wird häufig als Krone aller Musikgattungen bezeichnet. Im kleinen Rahmen spielen Tiefgang und Intensität eine große Rolle. Mit den Streichersinfonien von Felix Mendelssohn Bartholdy eröffnete die Oberösterreicherin Michi Gaigg am 26. September den Konzertreigen. Die Ensembleleiterin und ihr L’Orfeo Barockorchester sind bereits beliebte Stammgäste im Musikverein. Am 8. November setzt das Emerson String Quartet den Zyklus fort. Das preisgekrönte Ensemble steht für 40 Jahre höchste Streichquartettkultur. Für sein Gastspiel im Musikverein hat es Purcells beliebte Chaconne sowie Streichquartette von Schumann und Benjamin Britten im Gepäck. Am 5. Dezember bringt das 1991 gegründete Wiener Merlin Ensemble Mozarts „unerhörte“ Musik auf die Bühne. „Mozarts selten gespielte Unterhaltungsmusik zeichnet sich durch ein Füllhorn an Ideen, komplexe Menuette und Trios, ariose Koloraturarien und virtuose Violin-Eskapaden aus“, so Ensembleleiter Martin Walch.
Hochkarätige Solisten
Aus der Tradition heraus entwickelte sich aus dem Kammermusikzyklus der Solistenzyklus. Dieser bringt hochkarätige Kammermusik, spezialisiert auf Klavierabende sowie Duos mit Geige oder Cello, auf die Bühne des Stefaniensaals. Den Anfang macht am 22. Oktober der russische Ausnahme-Pianist Grigory Sokolov, der mit seinen poetischen Interpretationen Ludwig van Beethoven im Konzertsaaal auferstehen lässt.
Am 23. November verzaubert das Pianoduo Kutrowatz sein Publikum unter anderem mit den Walzern von Johann Strauß.
Großes Orchester
Mit 20 Orchesterkonzerten bringt der Musikverein den Konzertsaal zum Klingen. Zum Auftakt (18.09./19.09.) beweist der Mazedonier und Preisträger internationaler Klavierwettbewerbe Simon Trpceski mit der Unterstützung der Slowenischen Philharmonie und Alan Buribayev sein Können. Das 3. Klavierkonzert von Rachmaninow zählt zu den ganz großen Herausforderungen für Pianisten. Weiter geht es am 6./7. November mit Ksenija Sidorova, einer lettischen Akkordeonistin mit russischen Wurzeln. Sie möchte dem Publikum, unterstützt von den Stuttgarter Philharmonikern, unter der Leitung von Jan Willem de Vriend, das Akkordeon als ernstzunehmendes, universell einsetzbares Instrument nahebringen. Am 27./28. November präsentiert sich die neue Chefdirigentin des Grazer Philharmonischen Orchesters, Oksana Lyniv, unter anderem mit einem Werk aus ihrer ukrainischen Heimat. Ein Höhepunkt stellt das Konzert für Menschenrechte am 11. Dezember dar. Der Musikverein beauftragte dafür vier junge Komponisten mit einem Werk von Robert C. Bauer. Die Nachtmusik für Ashraf Fayadh thematisiert den Fall eines palästinensisch-saudischen Dichters, der aufgrund seiner „islamkritischen“ Veröffentlichungen zum Tode verurteilt wurde.
Reizvolle Soiréen
Die 2014 eingeführten Philharmonischen Soiréen sind eine jugendliche Konzertreihe. Die intime Atmosphäre des Kammermusiksaals verspricht ein unmittelbares Musik-
erlebnis. Im Rahmen der 1. Philharmonischen Soirée feiert die neue Chefdirigentin Oksana Lyniv ihr Debüt im Musikverein.
Konzerte für die Kleinsten
Seit 200 Jahren kümmert sich der Musikverein sowohl um den musizierenden als auch um den zuhörenden Nachwuchs. Auch Generalsekretär Dr. Michael Nemeth ist die Jugendförderung ein ganz besonderes Anliegen, der eine Reihe von Aufführungen in diesem Bereich möglich macht. Zum Beispiel die Reihe Amabile für junges Publikum: ein bunter Reigen mit Musik vom Mittelalter bis zum Jazz, dem Karneval der Tiere und spannenden Künstlern. Am 9. November wandelt Timna Brauer auf den Spuren des Löwen.