Vor 20 Jahren begann die Partnerschaft zwischen den Weizer Schafbauern und SPAR Steiermark. Aus einem Nischenprodukt wurde eine begehrte Delikatesse. Ein Gespräch über das Potenzial regionaler Lebensmittel mit Christoph Holzer, Geschäftsführer von SPAR Steiermark.
Text: Stefan Zavernik
Heute zählen die Produkte der Weizer Schafbauern österreichweit zu den großen Delikatessen, wenn es um hochwertiges Lammfleisch geht. War dieser Erfolg von Seiten SPAR Steiermark absehbar?
Ich denke, es gab damals sehr viel Weitblick. Sowohl von den Weizer Schafbauern als auch von der Tann. Es war die Zeit, in der die Weizer Lammbauern vor einem Scheideweg standen. Sie haben sich für den richtigen Weg entschieden, hin zu einer echten Qualitätsproduktion. SPAR Steiermark betreibt schon seit vielen Jahren eine gut durchdachte Qualitätsmarken-Entwicklungspolitik. Siegfried Weinkogl, der Leiter der Tann Graz, hat damals erkannt, dass es neben dem Schweinefleisch in der Steiermark Platz für andere Fleischsorten geben muss. Das war auf der einen Seite das steirische Rindfleisch, das in ausgezeichneter Qualität produziert wird, und auf der anderen Seite das Weizer Lammfleisch. Es wurden Produkte entwickelt, die es zu Recht bis in die Spitzengastronomie geschafft haben.
Inwieweit hat SPAR die Weizer Schafbauern unterstützt?
Es war für die Produzenten ein neuer Weg. Aus diesem Grund wurde eine gemeinsame Produktentwicklung angestrebt. Gemeinsam mit Tann wurden Qualitätskriterien festgelegt, die sich bis heute stetig steigern. Die Aufgabe der Tann war es, nicht nur das Grundprodukt zu zerteilen, sondern auch den Absatz sicherzustellen. Hier hat SPAR Steiermark mit Aktionen und Angeboten Möglichkeiten gefunden, die Produkte zu pushen. Heute ist Lammfleisch für viele Menschen eine Delikatesse. Damals musste man die Kunden erst aktivieren, es gab anfangs viele Vorurteile. Doch ein Selbstläufer ist Lammfleisch auch heute noch nicht, das wird noch ein wenig dauern. Es ist eine Delikatesse, die viele erst für sich entdecken werden.
Ob bei Obst und Gemüse, bei Fleisch, Brot oder Wein: Regionalität bedeutet für SPAR Steiermark auch eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Kleinsterzeugern. Wie viel Aufwand steckt hinter dem Netzwerk an Kooperationen mit Lieferanten, das es ermöglicht, die Region in den Supermarkt zu bringen?
Hier hat SPAR Österreich von Grund auf einen großen Vorteil. Es gibt einen nationalen Einkauf, der in Salzburg sitzt und den einzelnen Bundesländern Koordinationshilfe leistet. Es soll auch ein möglichst einheitliches Einkaufserlebnis für alle Kunden gewährleistet werden. Gleichzeitig leisten wir uns aus tiefer Überzeugung heraus – und weil es einfach Sinn macht – einen eigenen regionalen Einkauf. Und dieser regionale Einkauf hat die Vernetzung mit lokalen Erzeugern über viele, viele Jahre aufgebaut. Regionalität ist bei SPAR Steiermark auch nichts Neues, das Unternehmen gibt es nächstes Jahr bereits seit 60 Jahren. Mit vielen Produzenten aus der Steiermark wird bereits seit Jahrzehnten zusammengearbeitet.
Warum haben regionale Produkte bei den Konsumenten in den letzten Jahren so einen hohen Stellenwert bekommen? Was macht die Qualität regionaler Lebensmittel aus?
Das Thema Regionalität ist aus vielen Blickwinkeln wertvoll, am wichtigsten halte ich aber, dass der Kunde dabei das Gefühl hat, sich ernährungstechnisch etwas Gutes zu tun. Volkwirtschaftliche Überlegungen, bei denen die Lebensmittelproduktion im Land bleibt, mögen interessant sein, sind aber für den Konsumenten kaum ausschlaggebend. Was ein Produkt benötigt, um letzten Endes beim Kunden anzukommen, hat mit Vertrauen zu tun. Regionalität steht für Sicherheit. Der Kunde möchte sich sicher sein können, zu wissen, woher die Produkte stammen. Dies ist auch der Grund, warum Regionalität in den letzten Jahren so einen hohen Stellenwert eingenommen hat. Bei Bio-Lebensmittel war schon immer ein hohes Maß an Sicherheit gegeben, mittlerweile aber stehen in meinen Augen regionale Lebensmittel sogar vor Bio-Lebensmitteln. Mit den Weizer Schafbauern ist diese Philosophie gut aufgegangen. Es handelt sich um wirklich gute Qualität, die in greifbarer Nähe produziert wird.
Regionalität hat für SPAR auch eine Bedeutung außerhalb der Filialen. SPAR geht auch Kooperationen mit Kultureinrichtungen ein oder engagiert sich im sozialen Bereich. Welche Aspekte umfasst der Begriff Regionalität in seiner Ganzheit?
Regionalität ist in ihrem Ganzen ein Lebensraum, in dem wir uns alle bewegen. Ich denke auch, dass die Marke „Steiermark“ sehr große Chancen hat, in dieser Hinsicht weiter zu wachsen. Wir haben in der Steiermark einen enorm intakten Lebensraum, es gibt eine Vielfalt an Kultur und landwirtschaftliche Räume mit dementsprechenden Produkten. Was es braucht, wäre eine noch viel stärkere Vernetzung der unterschiedlichen Themen. Die Steiermark muss als Tourismusland, als Kulturland und als Genussland enger zusammenwachsen. SPAR Steiermark möchte hier einen Beitrag leisten. Aus diesem Grund engagieren wir uns auch abseits unseres Kernthemas.
SPAR Steiermark wird nächstes Jahr 60 Jahre alt. Wird groß gefeiert?
Auf jeden Fall, und besonders intensiv mit unseren Kunden! Wir sind gerade am Ausarbeiten der Möglichkeiten. Es wird viele Aktionen und Angebote geben, damit das Jubiläum für unsere Kunden das ganze Jahr über spürbar wird.