Start Interviews KISS Mastermind Gene Simmons: „Ich zeige euch, wie es wirklich geht!“

KISS Mastermind Gene Simmons: „Ich zeige euch, wie es wirklich geht!“

Kiss © Thomas Zeidler

Mit über 100 Mio. verkauften Alben zählt KISS zu den größten Rockbands der Musikgeschichte. Im Zuge des „Rock in Vienna“-Festivals wird die Kultband ein exklusives Österreich-Konzert geben. „Achtzig“ sprach mit Mastermind Gene Simmons über Geld, Drogen und Musik.

KISS
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Warum sollten die Fans ihr hart verdientes Geld für ein KISS-Konzert ausgeben?

Schauen Sie: Wir hatten schon immer die Philosophie, dass es das Wichtigste ist, dass die Fans begeistert sind. Egal, ob du KISS nun magst oder vielleicht sogar hasst. Selbst wenn du KISS hasst, siehst du noch immer die beste Show deines Lebens. Wir haben nicht die Philosophie vieler anderer Bands, die da bloß lautet: rausgehen und Songs spielen. Wir glauben an die Show! Für 100 Euro sollen die Fans auch etwas geboten bekommen. Denn 100 Euro sind verdammt viel Geld und dafür darf man auch etwas Spezielles erwarten! Und genau das liefern wir auch ab: mit jedem Konzert.

Wie stehen Sie zu Playback-Auftritten?

Ich bin total gegen Playback oder vorgefertigte Tapes. Was man bei KISS zu hören und zu sehen bekommt, ist alles live. Das ist alles echt. Ich will nicht, dass hinter der Bühne irgendwelche anderen Musiker mitspielen oder dass etwas vom Tape kommt. So wie bei Rihanna, Beyonce oder allen anderen. Die sind allesamt talentiert, keine Frage, aber das ist nicht echt, das ist alles Fake. Warum bekennen sich die nicht dazu: Sagt doch ganz einfach, dass ihr vorgefertigte Tapes verwendet! Seit ehrlich! Wenn ich heute Lebensmittel kaufe, dann stehen auch die Ingredienzen auf der Verpackung.

KISS ist mehr als eine Rockband, es ist mittlerweile ein Imperium geworden: Golfplatz, Limoservice. Dazu tausenden KISS-Gimmicks vom Kondom bis zum Sarg. Was fehlt Euch noch?

Unsere eigene Religion: KISStianity. Sonst bin ich wunschlos glücklich. Wir sind hyperaktiv und auch im 41 Dienstjahr noch immer on top, rocken die ganze Welt und haben nun auch unser eigenes Football Team L.A. KISS und die eigene Restaurant-Kette Rock & Brews, wo wir in den nächsten Monaten neue Restaurants in Florida und Los Angeles eröffnen werden.

Warum haben Sie dann trotzdem ihr eigenes Sport-Team: die Footballer von L.A. KISS?

Damit wir Sport mit Spektakel mixen können. Wer zu einem Spiel unseres Football-Teams kommt, der sieht Akrobaten, die sich aus einer Höhe von 50 Metern abseilen, Trapez-Künstler, Feuerwerk, Motorrad-Akrobatik. Das ist American Football und KISS – eine grandiose Kombination!

Gene Simmons © Glenn Francis
Gene Simmons
© Glenn Francis

Würde es Sie auch reizen, ein europäisches Fußball-Team zu übernehmen?

Nein! Es wäre zwar reizvoll, aber die politischen Umstände dahinter sind zu nervenaufreibend. Ich höre wieder und wieder von Korruption. Und dass in Europa dafür bezahlt wird, dass Teams ihre Spiele verlieren. Das ist nichts für mich. So sehr ich Fußball liebe, ist mir das dann doch zu schmutzig. Ich hätte das gerne wie die Olympischen Spiele gehalten: pur und ganz ohne Mafia.

Das Musikbusiness gilt doch auch als schmutzig und korrupt …

Man kann immer „Nein“ sagen. „Nein“ ist das wichtigste Wort im Musikbusiness. Einige Typen bieten einem ständige verdammt viel Geld an. Dafür, dass man Dinge tut oder nicht tut. Und dazu sage ich „Nein“. So wie ich „Nein“ zu Drogen sage.

40 Jahre KISS: Wie überlebt man das?

Fast 41 (lacht). Wie man das überlebt? Schmeiß jeden raus, der drogen- und alkoholabhängig ist. Du bist immer nur so gut, wie das schwächste Glied. Das Beste, was wir getan haben, war KISS mit Ace und Peter zu starten, weil wir sie geliebt haben und weil sie damals mindestens so wichtig waren, wie Paul und ich. Und das Nächstbeste, das wir getan haben, war, sie rauszuwerfen. Alkohol und Drogen töten jede Band: Man kann nicht mehr auf Tour gehen und verliert viel Geld.

Stichwort: Geld. Wie wichtig ist es für die Musik, Geld zu verdienen?

Wenn Gott dich fragt: Willst du mehr oder weniger Geld? Was wirst du antworten? Mehr! Und da sind wir alle gleich!

Es geht also nur um die Kohle?

Natürlich! Geld ist das wichtigste Gut in unserem Leben. Das hilft dir die Familie zu ernähren, deiner Mutter die Ärzte zu bezahlen oder ein Haus zu kaufen. Ohne Geld geht gar nichts! Als erstes brauchst du Geld: Sonst kannst du keine Gitarre kaufen, die Miete nicht bezahlen und auch das Essen nicht. Geld kommt zu erst. Noch vor der Liebe.

Wie lange kann es KISS noch geben?

Ich habe noch immer Haare am Kopf. Das ist schon einmal eine gute Voraussetzung zum Weitermachen (lacht), aber ich glaube nicht, dass ich das noch mit 70 machen kann – so wie die Stones. Was wir machen, ist verdammt anstrengend. Es wäre für mich ein Einfaches – und damit will ich nun nicht respektlos klingen – bei U2 oder den Stones zu spielen. Klasse Bands, großartige Songs, aber du brauchst nur ein T-Shirt und Turnschuhe und kannst auf Tour gehen. Und kommst dabei nicht einmal ins Schwitzen. Wir müssen Feuer und Blut spuken, durch die Luft fliegen und einen 30 Kilo schweren Panzer tragen. Es ist verdammt anstrengend. Unter der Rüstung ist es irre heiß und die 20 Zentimeter Plateau-Absätze tun das ihrige. Aber auch nach 40 Jahren fordere ich noch immer jede Band heraus, es mit uns aufzunehmen – und sie werden alle gegen uns verlieren! Selbst die großen: Traut euch doch einmal mit uns auf die Bühne. Ich zeige euch, wie es wirklich geht!

Worauf freuen Sie sich in Österreich am meisten?

Auf das Essen! Ich liebe Wiener Schnitzel und Sachertorte.