Start Kunst & Kultur Architekturprojekt am BG/BRG Oeversee: Kultur als Säule der Allgemeinbildung

Architekturprojekt am BG/BRG Oeversee: Kultur als Säule der Allgemeinbildung

Foto: Elisaneth Schabler

Das Oeverseegymnasium macht derzeit im Rahmen der aktuellen Umbauarbeiten mit einem Architekturprojekt von Schülerinnen und Schülern auf sich aufmerksam. Man möchte aufzeigen, welchen Stellenwert Kunst und Kultur in der modernen Schulbildung haben.

Text: Teresa Guggenberger

„Die Förderung von Kunst- und Kulturverständnis soll an unserem Gymnasium eine zentrale Rolle spielen“, so der Direktor des BG/BRG Oeversee, Franz Nowak. Seine Schule kann mittlerweile auf eine 115-jährige Geschichte zurückblicken. Der wohl bekannteste Absolvent ist Dirigent Karl Böhm, der das Gymnasium in den 1930er Jahren besuchte. Einen Namen hat sich die Schule in den letzten Jahrzenten durch ihren Sportzweig gemacht, aus dem unter anderem die ehemaligen Fußballnationalteamspieler Roman Wallner und Markus Schopp hervorgingen. Nun möchte der Direktor neben der sportlichen auch die kulturelle Bildung vermehrt forcieren. Zurzeit wird an der Schule nicht nur gelernt, sondern auch umgebaut – und dabei versucht, den Schülern Architektur näherzubringen.

Werklehrerin und Initiatorin des Projekts Mag. Elisabeth Schabler setzt ¬Architektur ins Zentrum des Unterrichts am Oeverseegymnasium.

Schüler als Architekten und Filmemacher

Noch 2018 soll ein neuer Gebäudetrakt in der Schule eröffnet werden. Am Gymnasium nahm man die Baustelle zum Anlass, um mit den vierten Klassen das Kunst- und Architekturprojekt „Klappe – die Erste bis Achte!“ ins Leben zu rufen. Die Jugendlichen setzen sich ein ganzes Jahr lang mit dem Schulgebäude als Lern- und Lebensraum auseinander. Dabei entsteht ein Kurzfilm, der aufzeigt, wie Schüler die verschiedenen Räume des Gymnasiums wahrnehmen, was sie verändern würden und wo Potenzial für Verbesserungen liegt. „Wir wollten die Baustelle nicht nur als Störquelle betrachten, sondern sie uns zunutze machen und von ihr profitieren“, so Elisabeth Schabler, Werklehrerin am Gymnasium und Initiatorin des Projekts. Man brachte die Jugendlichen mit dem Architekten Wladimir Goltnik und dem Polier der Baustelle, Martin Rechberger, zusammen, um mehr über diese Berufsfelder erfahren zu können.

Gemeinsam können die neuen Ideen umgesetzt werden.
Foto: Elisabeth Schabler

Es folgten praktische Übungen zum Thema Modellbau. Unter anderem wurde mit Irene Gaulhofer vom Verein „Raum macht Schule“ das Thema Raum­architektur erarbeitet – die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden dann im Projekt umgesetzt. Die Schüler starteten mit einer dreiwöchigen Beobachtungsphase, in der verschiedene Bereiche des Schulgebäudes jeweils in der großen Pause Ziel der Aufmerksamkeit waren. Es wurde dabei unter anderem darauf geachtet, wie sich Lehrer, Schüler und Eltern in diesen Gebäudeabschnitten verhalten. Zudem führten die Jugendlichen Interviews, um zu erfragen, wie der jeweilige Gebäudeabschnitt wahrgenommen wird. Diese Erkenntnisse nutzten die Schüler, um Möglichkeiten zur Aufwertung eines Raumes zu generieren. Damit die Ideen auch festhaltgehalten werden konnten, gab Gernot Stefl vom Filmstudio „Unter freiem Himmel“ eine Einführung im Bereich filmische Darstellung und begleitete die Schüler den ganzen Prozess hindurch. Es folgten Methoden der ästhetischen Forschung, angeleitet von der Kunstpädagogin Jana Grabner. Räume des alten und neuen Trakts wurden dabei analysiert, gezeichnet und dreidimensional in Form eines Modells nachgebaut. Die künstlerisch-architektonische Arbeit für die Schüler begann im Anschluss: In Modellen der Größe 1:1 wurden die Ideen zur Raumaufwertung dann am jeweiligen Ort umgesetzt und die Werk­arbeiten stets mit Handykameras dokumentiert, um den Entstehungsprozess festzuhalten.

Stolz präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen.
Foto: Schabler

Kreative Ergebnisse

Ein Lehrerpostkasten vor dem Konferenzzimmer, zusätzliche Sitzmöglichkeiten und Trinkbrunnen in jenen Räumen, die in den Pausen stark genutzt werden: Wie viel Kreativität und architektonisches Geschick im Rahmen des Projektes erworben werden konnten, wurde bei der Präsentation der Ergebnisse deutlich. Die Raumkonzepte reichten von praktischen Ideen wie einem Bett für erkrankte Schüler bis hin zu innovativen Vorschlägen wie Schaukeln und Hängematten zum Entspannen. Das Lehrpersonal war begeistert vom Einfallsreichtum der Jugendlichen. „Es ist schön zu sehen, wie sich die Schüler durch das Zusammenarbeiten näherkommen“, so Nowak. Auch die vierten Klassen nahmen das Projekt positiv wahr. Es sei „herausfordernd, aber sehr spannend gewesen“, und habe „viel Spaß gemacht“, berichteten sie. Die filmischen Aufnahmen der Schüler werden nun noch in der Postproduktion zu einem Kurzfilm verarbeitet und später im Rahmen der Eröffnung des neuen Schultrakts präsentiert. Premiere feiert das filmische Ergebnis bereits am 24. Mai bei den KUBI-Tagen, den Tagen für kulturelle Bildung an Schulen.

Filmemacher Gernot Stefl hält die Baufortschritte fest.
Foto: Schabler

Kunst, Kultur und politische Bildung

Die Beschäftigung mit Kunst und Kultur erlangt einen immer höheren Stellenwert am Oeverseegymnasium. In den letzten Jahren fanden viele kulturelle Projekte, wie unter anderem „Beethoven für alle“ statt. Hier wurden die Werke des Komponisten mit Malerei verknüpft. Ein weiteres Beispiel ist das „Urban Gardening“ das im Rahmen des Lendwirbels umgesetzt wurde. Die Schüler entwarfen dabei gemeinsam mit Jugend am Werk Pflanzenmöbel. „Durch die Auseinandersetzung mit Kunst erfahren sie einen Mehrwert“, hält Nowak fest. „Es steigert die Lebensqualität, wenn man seine Umgebung bewusst wahrnehmen kann. Dadurch wird man bereit, Verantwortung für den öffentlichen Raum zu übernehmen.“ Als Gymnasium sei es eine zentrale Aufgabe, Kunst und Kultur fächerübergreifend in allen Schulstufen stattfinden zu lassen. Das Befassen mit Kunst fördert nicht nur die allgemeine Konzentrationsfähigkeit der Jugendlichen, sondern bietet auch die Chance, aktuelle Probleme der Zeit besser verstehen zu lernen. Vor allem im Bereich der Literatur und des Theaters werden viele Probleme erörtert, die heute so aktuell sind wie nie zu vor. Das betrifft auch die Politik. Daher möchte man an der Schule auch die politische Bildung forcieren. Umgesetzt werden soll dies zum einen durch gezielte Projekte, wie Diskussionsrunden mit Experten, aber auch im gemeinsamen Miteinander.

Direktor Franz Nowak
Foto: GMR

Vielfältiges Lernen

Der Migrationsanteil ist am Oeverseegymnasium höher als in den meisten anderen höherbildenden Schulen in Graz. Der damit manchmal einhergehenden Herausforderungen ist man sich bewusst, sieht die kulturelle Vielfalt grundsätzlich aber als große Chance: „Zur Allgemeinbildung gehört auch ein Miteinander-Aufwachsen und Voneinander-Lernen“, betont der Direktor. Kunst fungiert als Bindeglied in der Schule. Vor allem in der Bildnerischen Erziehung und im Werkunterricht sei es eine große Bereicherung,
die verschiedenen Wahrnehmungsfähigkeiten unterschiedlicher Kulturen in Bezug auf Kunstwerke aus allen Epochen nutzen zu können, um neue Zugänge zu finden. Weltoffenheit und ein breiter Horizont sind an der Schule genauso Teil der Allgemeinbildung wie der Deutsch- oder Mathematikunterricht. Ein Ort, der Kultur, Ausbildung und gelungene Integration vereint.

Foto: Schabler

 

www.oeversee.at