Seit der Herbstmesse 2017 ist die bildende Kunst Fixpunkt bei den großen Publikumsmessen in Graz. Im Kunstpavillon konnten Besucherinnen und Besucher der Frühjahrsmesse Kunstwerke und ihre Schöpfer hautnah erleben.
Text: Lydia Bißmann
Inmitten des bunten Messetrubels wirkt die Halle D wie ein eigener Kosmos für sich. Der charmante Industrieflair der Rundbogenhalle aus dem Jahre 1964 spendet nicht nur ausreichend Tageslicht, sondern verleiht dem Kunstpavillon auch den passenden urbanen Anstrich. Auf einer kleinen Bühne spielen Jazzmusiker und ein großzügig angelegtes Café lädt zum Verweilen, Besprechen und Entspannen ein.
Pendant zu Youtube und Co.
Im Zeitalter der Digitalisierung möchte man mit dem Kunstpavillon ein Zeichen in Richtung sinnlicher Erfahrung und Originalität setzen. Schon vor über 80 Jahren stellte der Kulturkritiker Walter Benjamin fest, dass die Echtheit eines Kunstwerkes untrennbar mit seiner Aura, und diese mit einem bestimmten Ort und einer Zeit verbunden ist. Nie könne man diese auf Fotos, in Filmen oder Videos nachempfinden. Dass der bildenden Kunst auf einer Verbrauchermesse gleich eine ganze Halle gewidmet wird, ist also ganz im Sinne des berühmten Philosophen, der mit seinem Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit” die Kultur- und Medientheorie der Moderne prägte.
Herzensprojekt Kunst
Der Kunstpavillon ist ein Herzensprojekt von Hermann Zotter, Leiter der Messe Graz. Zum einen möchte er die Kunst damit für ein breiteres Publikum zugänglich machen. „Auf einer Messe, unter vielen anderen Menschen gibt es weniger Berührungsängste.” Zum anderen bietet der Kunstpavillon Freischaffenden und Galeristen mit vergleichsweise niedrigen Pauschalpreisen, eine kostengünstige Möglichkeit, ihr Können und ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren. „Die Künstler können bei uns ein begehbares Inserat schalten” fasst es Zotter zusammen. 20 bis 25 Künstler aus unterschiedlichen Genres boten beim Kunstpavillon 2018 Einblick in ihr Schaffen und ihre Arbeitsweise. So erweckte der energiegeladene Shooting-Star Tom Lohner vor Ort an seiner Staffelei Drachen und Mickymäuse zum Leben und der Bildhauer Christian Gollob erklärt geduldig, aus welchen Körperöffnungen seine eiserne Panther-Skulptur Feuer speit. Zarte Bleistiftzeichnungen sind neben Granitfiguren arrangiert. Neonbunte Metall-Objekte blicken auf Auftragsmalerei in Öl, übermalte Fotocollagen und großformatige Fotografien. Inspirationen für die Gestaltung und Konzeption holten sich Hermann Zotter und sein Team auf themenbezogenen Kunstmessen in Innsbruck, Wien und Salzburg. Der nächste Kunstpavillon findet im Rahmen der Herbstmesse 2018 statt.