Start Kunst & Kultur 800 Jahre, 8 Bühnen, 8 Themen: Das Geburtstagsfest der Diözese Graz-Seckau

800 Jahre, 8 Bühnen, 8 Themen: Das Geburtstagsfest der Diözese Graz-Seckau

Foto: G. Neuhold

Die Diözese Graz-Seckau wird 800 Jahre alt. Anlass für ein rauschendes Fest im großen Stil. Am 23. und 24. Juni feiert man mit allem, was dazugehört, gemeinsam in der Grazer Innenstadt das große Jubiläum.

Text: Lydia Bißmann

Gemeinsam feiern und in die Zukunft blicken

Acht Jahrhunderte sind eine sehr lange Zeit. Die Diözese Graz-Seckau möchte im Zuge ihres Geburtstages aber nicht nur in die Vergangenheit blicken: Fixer Bestandteil der Festagenda und der Rahmenveranstaltungen, die das ganze Jubiläumsjahr über stattfinden, ist die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und Zukunftsfragen. Laut Bischof Wilhelm Krautwaschl gehört sie zu den selbstverständlichen Grundaufgaben der täglichen Kirchenarbeit: „Kirche ist nicht Selbstzweck, vielmehr ist es ihre Aufgabe, den Glauben in die künftige Geschichte hineinzusäen, in das Leben jedes Einzelnen, indem sie Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen teilt.” Das sorgfältig durchdachte Festprogramm steht für den lebendigen Austausch der Kirche mit ihrer Umwelt. Mit Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinde, aber auch allen anderen Konfessionen und Überzeugungen. Man feiert sich selbst und lädt alle anderen herzlichst dazu ein.

Großer Festgottesdienst am 24. Juni mit Bischof Wilhelm Krautwaschl und tausenden Mitfeiernden aus aller Welt am Platz der Versöhnung.
Foto: Harry Schiffer

Kirche in der Öffentlichkeit

Das Jubiläumsfest erstreckt sich über öffentliche Plätze wie Hauptplatz, Südtirolerplatz oder Tummelplatz und bindet auch kirchenspezifische Orte wie den Bischofsplatz oder den Kapistran-Pieller-Platz mit ein. Pater Pieller war ein Widerstandskämpfer, der von den Nazis zum Tode verurteilt wurde. Ebenfalls ein sehr besonderer Ort für die katholische Kirche ist der Platz der Versöhnung im Stadtpark, wo am Sonntag, den 24. Juni, mit einem Festtagsgottesdienst der krönende Abschluss der großen Geburtstagsfeier stattfinden wird. Dort erinnert das große Katholikentagskreuz an den Abschlussgottesdienst des steirischen Katholikentages 1983. Seit der II. Europäischen Ökumenischen Versammlung 1997 trägt er seinen hoffnungsvollen, verbindenden Namen. In der christlichen Zahlenmystik steht die Zahl Acht für Neubeginn, Taufe und Auferstehung. Umgelegt ergibt die Ziffer das Zeichen für Unendlichkeit. Deswegen hat man sich in der Programmierung für acht Bühnen entschieden, die jede einem anderen Thema gewidmet ist. Die Fragestellungen „Wollen wir noch selbst denken? Wo brauchen wir Grenzen? Ist Armut unfair? Wer hat die richtige Religion? Was würdest du morgen zurücklassen? Muss ich heute Angst haben? Rettet Schönheit die Welt? Wie viel Macht hat eine schwache Kirche?“ ziehen sich auch durchs ganze Jahresprogramm der Diözese im Jubiläumsjahr. Ein Festakt am Hauptplatz mit der Proklamation „Botschaft für die Steiermark” von Bischof Wilhelm Krautwaschl und anschließender Agape ist der Höhepunkt des ersten Tages. Die Bühne dort setzt sich unter anderem mit Themen wie „Angst, Schicksal & Wunder“ auseinander. Eröffnet wird das Fest um 10 Uhr von Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz und KA-Präsidentin Andrea Ederer. Der Voitsberger Kinderchor, Rainer Binder-­Krieglstein und das Musical Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat der Schüler des Bischöflichen Gymnasium sorgen für musikalische Unterhaltung. Am Kapistran-Pieller-Platz kann man bei der Annäherung an die Begriffe „Grenze, Öffnung & Heimat“ an seine eigenen körperlichen Grenzen gehen. Micro-Beach-Soccer und Torwandschießen machen es möglich. Die Nationalmannschaft des Homeless World Cup wird interviewt und im Wohnzimmer-Projekt, einer Zusammenarbeit von Carla & Franziskaner, können entspannte Couch-Gespräche geführt werden. Alfons Haider bestreitet den Promi-Talk und Bischof Wilhelm Krautwaschl wird eine Gastrolle im Stück des ersten Leibnitzer Kasperltheaters Kasperl fährt auf Urlaub einnehmen.

Chorgemeinschaft Wildon

Schönheit und Wissen im Glauben

Noch mehr Prominenz kann man über der Mur am Südtiroler Platz erleben. Das Programm der dortigen Bühne ist auf das Thema „Schönheit & Anspruch“ zugeschnitten. ZIB-Moderator Tarek Leitner führt hier mit Künstler und Bischof Hermann Glettler ein Gespräch zum Thema „Wie viel Schönheit braucht eine Notschlafstelle?“ unter der Moderation von Shenja Paar. Schönheit und Ästhetik sind eng mit der katholischen Kirche, ihrer Liturgie und der Errichtung sakraler Bauten verbunden. Der Historiker Johann Schleich präsentiert sein Buch zu Sakralräumen in der Südoststeiermark. Die eigene Schönheit kann man im Spiegelkabinett der Caritas entdecken. Streetart, Poetry-Slam und Kurzlesungen liefern literarische und optische Beiträge zum Gedanken „Rettet Schönheit die Welt?“. Wissen heißt auch glauben. Am Schloßbergplatz West beschäftigt man sich mit dem Denken als Disziplin. Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner und Stadtrat Kurt Hohensinner diskutieren mit dem Profi-Tänzer Willi Gabalier über den Stellenwert ganzheitlicher Bildung. Die NMS Ursulinen zeigt mit kreativen Gesangs- und Tanzperformances, dass Wissensvermittlung Spaß machen kann. Das Kolleg für Sozialpädagogik (KSP) stellt sich mit einem Quiz vor, bei dem das Wissen der Festgäste überprüft und mit tollen Gewinnen belohnt werden kann.

Größen aus Religion, Sport und Politik wie Bischof Hermann Glettler zu Gast bei den Bühnendiskussionen.
Foto: Gerd Neuhold

Kirche zum Mitmachen

Am Färberplatz kann man sich den Begriffen „Chancen arm & reich“ mit einer Modenschau „Wear African, Wear International“ mit Spontan-Models nähern. Jeder kann als Model mitmachen und ein Erinnerungsfoto mit nach Hause nehmen. Eine moderne Bühnenform der traditionellen koreanischen Perkussionsmusik gibt es bei der Performance „Trommeln gegen Armut!“ zu bestaunen. Selbst designte Jubiläums- T-Shirts und Re-Use-Möbel werden am Tummelplatz präsentiert. Mitmachen und selbst kreativ werden ist erwünscht. „Umbruch, Geist & Erneuerung“ ist das Motto der dortigen Festaktivität. Parallel zum Bühnenprogramm veranstaltet die katholische Jungschar Steiermark einen offenen Kinderbereich mit zehn Stationen. Humorvollen Zugang zu den schwierigen Begriffen „Konflikt, Rechte & Religion” bietet die Bühne am Bischofplatz. Bei einem interaktiven Einbürgerungstest der Caritas kann jeder für sich überprüfen, ob man selbst die erforderlichen Kriterien für eine österreichische Staatsbürgerschaft erfüllen würde. Neben dem Sitzungssaal der Landesregierung widmet man sich einem ähnlichem Thema: Die Intendantin des Schauspielhauses Iris Laufenberg diskutiert mit dem Regisseur Volker Hesse darüber, welche Macht vom Theater ausgehen kann. Kirche und Theater haben sich im letzten Jahr schon einmal berührt: Das Motto der Spielzeit 2017/18 im Grazer Schauspielhaus war Glaube. Kurz­theaterstücke des DamatikerInnenfestival 2018 liefern ihren Beitrag an darstellender Kunst zur Bühne im Landhaushof zum Bereich „Macht Kirche Politik“. Der Gottesdienst im Stadtpark beginnt am Sonntag um 10 Uhr. Ein gemeinsames Fest mit Speisen und Getränken der Genussregion Steiermark und Musikgruppen verschiedener Religionen und Kulturen wird den Ausklang der großzügig angelegten Geburtstagsfeier der Diözese Graz-Seckau bilden. Auch Geschenke gibt es: Am 24. Juni gilt für alle steirischen Öffis die Aktion „Stundenkarte ist gleich Tageskarte“. Wer an diesem Tag eine beliebige Stundenkarte kauft, bekommt den restlichen Tag bis 24 Uhr für seine gelösten Tarifzonen inklusive der Zone 101 (Graz) dazugeschenkt.

Foto: Harry Fischer

800 Jahre Graz-Seckau Jubiläumsfest von 23.–24. 6. 2018

Infos: Tel. 0316 80 41 -800

www.800-jahre-graz-seckau.at