Mitspielen erwünscht: Das Schauspielhaus Graz etabliert ab der Spielzeit 2018.2019 eine Bürger*innenbühne für Spielwütige jeden Alters.
Text: Wolfgang Pauker
Wer schon immer auf einer der Bühnen des Grazer Schauspielhauses glänzen wollte, dem bietet sich nun die Möglichkeit: im neuen Format der Bürger*innenbühne sollen in der gemeinsamen Auseinandersetzung mit Experten des Alltags Utopien entworfen und gemeinsam in die Zukunft geschritten werden. Damit will das Schauspielhaus etwas gegen die Einsamkeit unternehmen, gegen die Filterblasen, gegen das Schweigen, gegen die Gräben zwischen Jung und Alt, Arm und Reich, Österreichern und Migranten. Denn es braucht mehr Räume, in denen Menschen miteinander zu tun bekommen.
Schöne neue Welt
In den Projekten, die im Laufe der Saison 2018/2019 ihre Umsetzung finden, werden Darstellerinnen und Darsteller aus Graz und der Steiermark zu sehen sein, die unter professionellen Bedingungen drei Stücke entwickeln, proben und zur Aufführung bringen. Verhandelt werden Themen, die die Menschen hier und jetzt beschäftigen. Die Bürger*innenbühne soll ein Ort sein, an dem Menschen einander begegnen – über Alters-, soziale und politische Grenzen hinweg. Intendantin Iris Laufenberg: „Theater ist eine Agora; ein öffentlicher Ort, wie die Kirche oder ein Fußballstadion. Das Ziel ist es, ins Gespräch zu kommen, auch über die heiklen Themen.“ So befassen sich die Produktionen mit der Zukunft und knüpfen an Aldous Huxleys dystopische Vorstellungen in Brave New World an. Am Programm stehen „Schöne neue Welt: Leonce und Lena suchen einen Ausweg“ – ein Stück über Burnout und Boreout unter der Regie von Simon Windisch (Premiere im Jänner 2019 in HAUS ZWEI), „Schöne neue Welt: Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ – ein Stück über die Arbeit an der Welt von Morgen unter der Regie von Anja Michaela Wohlfahrt (Premiere im März 2019 in HAUS DREI) und „Schöne neue Welt: Familie 2.0“ – ein Stück über das Zusammenleben unter der Regie von Uta Plate (Premiere im Juni 2019 in HAUS EINS).
Wie funktionierts?
Zu jedem der drei Projekte findet ein unverbindliches Informationstreffen statt. In einem Auswahlworkshop werden die Spieler ausgesucht, die dann über einen mehrwöchigen Zeitraum, in der Regel abends und an Wochenenden, gemeinsam proben. Darauf folgen die Premieren und weitere Aufführungen. Gesucht werden Spielwütige und Denkfreudige, Traumtänzer und Rampensäue, Diven und Statisten – einfach alle, die Lust haben, eine Zeit lang in der Bürger*innenbühne leidenschaftlich Theater zu machen. Interessierte können sich ab sofort unter viola.novak@schauspielhaus-graz.com melden bzw. ab September an den Informationsveranstaltungen und Auswahlworkshops teilnehmen.Regisseurin Uta Plate: „Für eine Bürger*innenbühne muss man – wie man in Berlin so schön sagt – Arsch in der Hose haben. Wir bedienen uns keiner Klassiker, sondern Geschichten der Grazerinnen und Grazer.“
Infos unter www.schauspielhaus-graz.com