Die sechste Ausgabe des internationalen Jazzfestival Leibnitz bringt von 27. bis 30. September hochkarätige Jazz-Acts in die Südsteiermark. Neben Legende Wadada Leo Smith gilt das Piano-Duett von Marialy Pacheco und Omar Sosa als fulminante Überraschung.
Text: Pia Moser
Das Jazzfestival Leibnitz Jazz & Wein reiht sich längst ein in den Rang der hochklassigen internationalen Jazzfestivals. Heuer will man an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen. Und das sollte problemlos gelingen: An vier Tagen erlebt man Virtuosen aus den USA, Frankreich, Kuba, Italien, Österreich und Norwegen an Schauplätzen der besonderen Art. Ganz oben auf der Liste steht Wadada Leo Smith. Als Headliner bespielt der US-amerikanische Jazzmusiker und Jazztrompeter des Jahres exklusiv das Kulturzentrum Leibnitz mit seinem Great Lakes Quartet. Einer von vielen Programmpunkten, der die Herzen von Jazz-Connaisseurs höherschlagen lässt.
Facettenreiche Spielkultur
Mit ihrem kubanischen Piano-Groove sind Marialy Pacheco und Omar Sosa der Geheimtipp am Spielplan. Kubanische Pianistinnen und Pianisten haben im Jazz immer schon eine gewisse Sonderstellung eingenommen. Wohl auch deshalb, weil man dabei Kopf und Bauch vertauschen kann. Omar Sosa ist ohne Zweifel einer der vielseitigsten Jazzpianisten der aktuellen Latin-Szene, der mit seinen Arrangements bis in die Gefilde des afrikanischen Spiritismus und Hip Hop vordringt. Eine Generation hinter ihm steht der erste weibliche Shootingstar in den Startlöchern zu einer großen Karriere: Marialy Pacheco war die erste Frau, die den angesehenen Klavierwettbewerb beim Montreux Jazz Festival gewonnen hat und als erste Jazzpianistin weltweit zum offiziellen Bösendorfer Artist ernannt wurde. In ihrer exzellenten Technik vereint Pacheco Elemente der kubanischen Volksmusik mit dem variablen Klangreichtum eines Keith Jarrett und der polyphonen Linienführung eines Bill Evans. Marialy Pacheco und Omar Sosa, zwei Piano-Größen auf der Bühne des ehrwürdigen Hugo-Wolf-Saales, versprechen eine klingende kubanische Symbiose voller Leidenschaft und immenser stilistischer Bandbreite.
Foto: Ralf Schöllkopf
Jazz mit Genuss
Die Eröffnung am Samstagabend begeht das österreichische Synesthetik Octet mit ihren zappaesken Arrangements. Zu den engagiertesten Interpreten der notorisch skurrilen Musik des legendären Steve Lacy gehört das kultige US-Ensemble The Whammies, das am 28. September das Festival beehrt. Wie für die Atmosphäre des Seggauer Weinkellers gemacht ist die musikalische Intimität des norwegischen Duos Daniel Herskedal & Marius Neset. Das charmante Trio rund um den italienischen Klarinettenmeister Gabriele Mirabassi hält zur Festival-Eröffnung die Fahne für die kammermusikalische Fasson des Jazz hoch. An den Erfolg mit dem im Vorjahr erstmals durchgeführten LateNight-Special im Marenzikeller schließt man heuer mit dem Trio The Kandinsky Effect und seinem Dancefloor-Sound aus Jazz, Groove und Elektronik an.
Zwischen Weinkeller und Open-Air im Weingarten ist das viertägige Festival mittlerweile für seine einzigartigen Spielplätze auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. „Zum fünfjährigen Jubiläum konnten wir mit vier ausverkauften Tagen gleich einen neuen Rekord verzeichnen. Davon bestärkt und ermutigt, suchen wir heuer mit mehr Risiko und Experimentierfreude den nächsten inhaltlichen Sprung – um eine neue Herausforderung an das Publikum zu stellen“, so Otmar Klammer, künstlerischer Leiter des Festivals. Neben der Präsentation von Interpret/innen aus diversen Ecken der Welt wird auch ein feines Rahmenprogramm im spätsommerlichen Leibnitz geboten: eine Fotoausstellung unter dem Titel In Women’s Hands und eine Jazzfotografie-Lecture der slowenischen Künstlerin Petra Cvelbar sowie zwei Konzerte aus der Abteilung „Jazz for Kids“. Und auch der Wein darf letztlich nicht fehlen: Weinverkostungen zur musikalischen Einstimmung machen den Festival-Besuch zum puren Genuss.
Donnerstag, 27. September, Schloss Seggau – Weinkeller
19 Uhr: Daniel Herskedal & Marius Neset (N)
20.30 Uhr: Gabriele Mirabassi – Nando Di Modugno – Pierluigi Balducci (I)
Freitag, 28. September, Kulturzentrum Leibnitz – Carl Rotky Saal
10 & 15 Uhr: Jazz for Kids – Pepe & Speedy (A)
18.30 Uhr: Vernissage Petra Cvelbar (SI), In Women’s Hands
19.30 Uhr: The Whammies (US)
Kulturzentrum Leibnitz – Hugo-Wolf-Saal
21.30 Uhr: Wadada Leo Smith’s Great Lakes Quartet (US)
Marenzikeller
23.00 Uhr: The Kandinsky Effect (F)
Samstag, 29. September, Kulturzentrum Leibnitz – Hugo-Wolf-Saal
19.30 Uhr: Synesthetic Octet (A)
21.30 Uhr: Marialy Pacheco & Omar Sosa (CU)
Sonntag, 30. September, Open Air Weingut Harkamp
13 Uhr: Renaud Garcia-Fons Trio – Revoir Paris (F)
Ausführliche Informationen zu Spielplan, Tickets und Service:
www.jazzfestivalleibnitz.at
www.leibnitz-kult.at
