Klang und Rhythmus faszinieren: Nach zahlreichen Aufführungen, einer umfangreichen Eigenproduktionstätigkeit und Kooperationen mit Musikern, Komponisten und Veranstaltern im Bereich Jazz und klassische Musik feiert das Ensemble STUDIO PERCUSSION graz heuer sein 40-jähriges Jubiläum und lädt zu zwei ganz besonderen Konzerten ein.
Es ist kein Leichtes, die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des 1979 von Günter Meinhart gegründeten Ensembles STUDIO PERCUSSION graz nachzuzeichnen. Mit Construction in Metal von John Cage hätte alles begonnen, schildert Meinhart, Gründer und künstlerischer Leiter. 1972 fiel die Entscheidung auf ein Musikstudium in Graz. Das damalige Ziel war seiner Begeisterung für die Oper geschuldet. Meinhart wollte Orchestermusiker, genauer Opernschlagzeuger werden. Nach zwei Jahren und schwelendem Zweifel: Bremstrommeln, Waschschüsseln, Eisentrümmer. Eine neue klangliche Welt tat sich auf, fremd und faszinierend. Die Neue Musik und das Musizieren in kleinen Formationen sollten wegweisend sein. Besonders in den 70er-Jahren erfuhr das Schlagzeug durch eine Erweiterung des Musikbegriffes ein enormes Wachstum. Als Student hatte Meinhart die Gelegenheit, mit dem Pro-Arte-Ensemble ein Konzert für das Musikprotokoll vorzubereiten. Dieses Ereignis sollte seine künstlerische Laufbahn entscheidend bestimmen. Schon während des Studiums begann er mit einem kleinen Ensemble zu arbeiten, spielte immer mehr eigene Konzerte und STUDIO PERCUSSION graz wurde zu (s)einem lebensbegleitenden musikalischen (Haupt-)Projekt. Als Leiter des Musikreferates im Forum Stadtpark (1985-87), Musikschuldirektor (1988-95) und Lehrender an der Universität für Musik und darstellende Kunst (seit 1995) ist ihm freies Arbeiten wichtig.
(Kritik-)Fähigkeiten lernen
Aufgrund der großen Nachfrage wurde 1993 die STUDIO PERCUSSION school eingerichtet. Diese bietet Interessierten eine optimale Ausbildungsplattform. Von Montag bis Freitag sichern ein Stundenplan und ausgewählte Lehrende ausgezeichnete Unterrichtsbedingungen. Altersunabhängig kann man sich an Schlagzeug, Stabspielen etc. ausprobieren. Als pädagogisch evaluiertes System verzeichnet die Schule viele Erfolge und brachte zahlreiche Zuführungen an die Klassik- und Jazzinstitute der Musikuniversitäten in Graz, Wien und Linz. Neu ab dem Sommersemester: „Klangwelt 60+“ für alle Instrumente inkl. individueller Beratung.
Jubiläum in progress
Zwei Konzerte machen das Jahr 2019 zu einem Fest: Am 29. März bringt THE ART OF PERCUSSION gut durchkomponiert und behutsam arrangiert unterschiedliche Aspekte, die das Schlaginstrumentarium beinhaltet, auf die Bühne des Orpheum. Von Edgar Varèses Klassiker Ionisation aus dem Jahr 1929-31, dem ersten kammermusikalischen Stück für Schlagzeug-Ensemble, bis hin zum israelischen Musiker Zohar Fresco, der mit seiner Rahmentrommel Tof Miriam etwas repräsentiert, das für Meinhart in den letzten Jahren bedeutsam geworden ist und das eine musikalische Ureinheit bildet: Gesang und Schlaginstrumentarium. Dieses Prinzip wurde vor drei Jahren in Form eines Chors auch in das AUSTRIAN PERCUSSION CAMP (18.–24. August, Ossiach, Kärnten) implementiert. Irgendwann sei es unvermeidbar geworden, Stimme und Trommel zusammenzuführen. Weitere Gäste sind Exit Universe, Quetsch‘n‘Vibes und Hannes Schöggl – allesamt junge Ensembles, Musiker, Künstler, die aus dem Umfeld des STUDIO PERCUSSION graz herausgewachsen sind. Und das SR9 Trio aus Frankreich wird seine fulminante Interpretation der Bachtranskriptionen aufführen.
Der Stefaniensaal ist der Austragungsort des zweiten Konzerthighlights, mit dem das diesjährige 40-jährige Jubiläum am 14. Juni gefeiert wird. Das Publikum erwartet eine Neuversion der Carmina Burana von Carl Orff aus den Jahren 1935/36. Als Orchester- bzw. Klavierversion kennt man sie. Für Solisten, Chor und Percussionisten wurde sie von einem Künstlerteam um Günter Meinhart neu geschrieben. Aufgrund des Instrumentariums bis in die 80er-Jahre nicht zu realisieren, ermöglichen die neu entwickelten Marimbaphone das Spielen um eine ganze Oktave tiefer und erzeugen damit ein völlig neues Klangbild. Nachdem das Ensemble die Rechte vom Verlag zugesprochen bekam und Reinhard Summerer für das Arrangement engagiert werden konnte, entstand im Laufe der letzten zwei Jahre ein Stück für 19 Percussionisten. In Kombination mit musiktheatralischen Elementen werden beide Abende zu einem wahren Gesamtkunstwerk verschmelzen. Es wird glitzern und tönen. Zweifellos!
40 Jahre STUDIO PERCUSSION graz
The Art of Percussion am Freitag, 29.3.19, 19.30 Uhr im Orpheum, Orpheumgasse 8, 8020 Graz
Carmina Burana am Freitag, 14.6.19, 20 Uhr, Weltpremiere der Version für Percussion-Orchester im Stefaniensaal, Congress Graz, Sparkassenplatz 1, 8010 Graz