Start Kunst & Kultur Galerientage: Lust auf zeitgenössische Kunst?

Galerientage: Lust auf zeitgenössische Kunst?

Anfang Mai öffnen bei den Grazer Galerientagen zahlreiche Kunstinstitutionen ihre Tore. „Achtzig“ sprach mit Leiterin Tanja Gassler über das Kunststück, einem breiten Publikum Lust auf zeitgenössische Kunst zu machen.

Text: Tabea Hänsel

Bereits zum 19. Mal werden die Galerientage der ARGE aktuelle kunst in graz zeitgenössische Kunst in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit rücken. Wie erreicht man ein Publikum abseits der klassischen Kunstszene?

Wir wollen Neugierde auf zeitgenössische bildende Kunst wecken, die Scheu davor nehmen und sie für jede und jeden zugänglich machen. Ein offener und auf allen Ebenen barrierefreier Zugang macht es möglich, auch ein breites Publikum einzubinden: Das gesamte Programm ist bis auf wenige Ausnahmen kostenfrei zugänglich. Selbstverständlich spielt eine zentrale Rolle die Kunstvermittlung. Die Galerientage verstehen sich in erster Linie als Vermittler, zeigen Kunst in allen Facetten und bieten vielfältigste Zugänge an. Wir wollen alle ansprechen, egal ob sie bereits etwas mit zeitgenössischer Kunst verbindet oder nicht. In allen Galerien und Kunstinstitutionen laden wir dazu ein, mit den Künstlerinnen und Künstlern direkt ins Gespräch zu kommen und gemeinsam mit ihnen die Ausstellungen zu entdecken.

Die Eröffnung der Galerientage findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt. Warum – und wo ist sie in diesem Jahr?

An den Galerientagen nehmen heuer 25 Galerien und Kunstinstitutionen teil. Um die große Bandbreite zu zeigen, eröffnen wir jedes Jahr an einem anderen Ausstellungsort. In diesem Jahr freuen wir uns darüber, bei Camera Austria zu Gast zu sein, wo im Anschluss an die offizielle Eröffnung, Freitag um 18 Uhr, die Ausstelllung „one to one goes one to ten“ von Mara Novak eröffnet und von Reinhard Braun vorgestellt wird. Nach weiteren Ausstellungseröffnungen und Programmpunkten feiern wir ab 22 Uhr mit einem Fest im Innenhof des Palais Trauttmansdorff den Beginn der Galerientage 2019.

Galerie Schnitzler und Lindsberger: Martin Veigl, Potpourri

Die Galerientage sind nach fast zwanzig Jahren für viele Kunstinteressierte nicht mehr wegzudenken, wie aber kam es eigentlich zur Gründung der Initiative? 

Auf Bemühen von Grazer Galeristinnen und Galeristen, mit Unterstützung des damaligen Kulturstadtrats DI Helmut Strobl, gab es einen ersten Galerientag im Jahr 1998. Man wollte neben dem steirischen herbst im Frühjahr eine zweite Initiative für zeitgenössische Kunst ins Leben rufen. Da neben Galerien auch Museen, Kunst- und Künstlervereine von Anfang an beteiligt waren, kam es im Jahr 2001 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft aktuelle kunst in graz. Damit wollten wir das gemeinsame Engagement stärker nach außen hin positionieren und gleichzeitig eine Plattform für die Beteiligten schaffen. Seitdem veranstalten wir jährlich die Galerientage, die von Anfang an ein Treffpunkt für die Kunstszene und Interessierte aus ganz Österreich waren. Jedes Jahr dürfen wir auch viele internationale Gäste begrüßen und es freut uns besonders, dass bereits viele Projekte auf Grund dieser Vernetzung entstanden sind.

Kunstverein: Karin Schedelbauer, „WishingWell“, Still

Gibt es ein Motto für das heurige Programm?

Wir haben uns grundsätzlich gegen ein übergreifendes Motto entschieden, da wir der Überzeugung sind, dass die Vielfalt im Zugang der teilnehmenden Galerien und Kunstinstitutionen gerade die Stärke von aktuelle kunst in graz ist. Wir zeigen und vermitteln die ganze Bandbreite an zeitgenössischer Kunstproduktion im Bereich bildender Kunst. Oft ergeben sich auch ganz selbstverständlich Themenstränge, die sich durch das Programm durchziehen – ganz einfach dadurch, dass bestimmte Themen zu bestimmten Zeiten gesellschaftspolitisch, also natürlich auch durch die Augen von Künstlerinnen und Künstlern betrachtet, evident sind.

artepari: Michael Kienzer, Collage

Spielen auch politisch relevante Themen eine Rolle?

Natürlich! Auch heuer werden solche Themen aufgegriffen, wie in Ausstellungen beim < rotor > oder der Akademie Graz, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Zeitgenössische Kunst hat ja immer das Potenzial, für Diskussionen zu sorgen. Wird es solche auch im Rahmen der Galerientage 2019 geben?

Unbedingt! Diskussion und Diskurs sind wesentlich für zeitgenössische Kunst in Bezug zur Gesellschaft, in der sie entsteht. Einige Programmpunkte thematisieren das auch ganz gezielt. Verraten wollen wir aber natürlich im Vorfeld noch nichts!

Tanja Gassler

Nehmen jedes Jahr die gleichen Galerien und Kunstinstitutionen teil?

Grundsätzlich haben wir ca. 25 teilnehmende Galerien und Kunstinstitutionen. Natürlich kommt es dabei auch zu Änderungen. Um neuen Entwicklungen in der Grazer Kunstszene Rechnung zu tragen, bieten wir jedes Jahr auch die Möglichkeit, Gäste zu präsentieren, wie in diesem Jahr Barbara Edlinger mit ihrem Studio | Showroom in der Bürgergasse. Im Jahr 2018 waren zum Beispiel galerie GALERIE, Galerie Schnitzler und Lindsberger sowie gottrekorder als Gäste dabei, die heuer bereits fix im Programm sind.

Camera Austria: Mara Novak, Detail

Wie kann man die Grazer Galerientage am besten auskosten? Was gibt es alles zu erleben?

Sehr viel! 31 Ausstellungen an 25 Orten mit 32 Programmpunkten an einem Wochenende. Erstens kann man dem Programmablauf folgen und so alle Orte besuchen. Zweitens hat man die Möglichkeit, sich unseren geführten Rundgängen am Samstag und Sonntag anzuschließen. Wir laden dafür jedes Jahr internationale Kunstexpertinnen und -experten ein, sie zu leiten. Diese suchen sich die Ausstellungen, durch die sie führen, nur zum Teil aus, ein anderer Teil wird ihnen zugeteilt. So bewegen sie sich, obwohl Profis auf ihrem Gebiet, teilweise aus ihrer Komfortzone, lernen selbst Neues kennen und nähern sich mit einem frischen Blick der gezeigten Kunst. Das rückt sie und das Publikum näher zusammen und führt immer wieder zu sehr spannenden gemeinsamen Begegnungen mit den Künstlerinnen und Künstlern vor Ort. Drittens kann man sich natürlich ganz individuell einen Weg durch die Ausstellungen zusammenstellen. Die Website www.galerientage-graz.at und unsere Print-Broschüre mit Stadtplan geben dafür eine optimale Übersicht.

: Marinella Senatore, Teil der Installation ASSEMBLY

Wie geht es der Grazer Galerienszene generell?

Die Grazer Galerien und Kunstinstitutionen sind auch in Hinblick auf ihre jeweiligen Organisationsformen sehr vielfältig und stehen damit vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Der Kunstmarkt hat sich, auch mit den zunehmenden Möglichkeiten im Online-Bereich, in den letzten Jahren sehr verändert. Galerien, die maßgeblich an der Entwicklung von Künstler-Karrieren beteiligt sind und sich über den Handel finanzieren, stehen dabei ganz besonderen Erfordernissen gegenüber und versuchen neue Wege zu gehen. Zu unserem Jubiläum – 20 Jahre aktuelle kunst in graz – im nächsten Jahr möchten wir im Rahmen der Galerientage 2020 daher diese Entwicklungen im Rahmen eines Symposiums unter dem Titel „Kunstvermittlung < > Kunstmarkt – Zukunftsstrategien für Graz“ ganz genau betrachten und neue Strategien diskutieren.

www.galerientage-graz.at 

Programm

 

Eröffnung: 3.5.19, 18 Uhr, Camera Austria, Lendkai 1, 8020 Graz

Fest: 3.5.19, 22 Uhr, Palais Trauttmansdorff, Innenhof, Bürgergasse 5, 8010 Graz

Akademie Graz, Paying Attention, 5.4.–5.5.19

Artelier Contemporary, Sonja Gangl, 3.5.–14.6.19

Artepari, Michael Kienzer, 3.5.–13.7.19

Atelier Jungwirth, flashlight #7 Hofbäcker by Christian Jungwirth, 3.5.–5.5.19 & 18.5.–15.6.19

Camera Austria, Maria Hahnenkamp, 9.3.–26.5.19, Mara Novak, 3.5.–26.5.19

ESC Medien Kunst Labor, Iterationen, 3.5.–19.6.19

Forum Stadtpark, Real Magic, 4.4.–5.5.19

Heribert Friedl, LOVE

Galerie Centrum, Ingo Abeska, Christophe Gosselin, 3.5.–25.5.19

galerie GALERIE, Benjamin Feldgrill, David Holzinger, 3.5.–8.6.19

Galerie Kunst & Handel, Alfons Schilling, 3.5.–22.6.19

Galerie Schnitzler und Lindsberger, Martin Veigl, Heribert Friedl, 4.4.–28.8.19

gottrekorder, Finite Projections – The Deal of all Sapience, 3.5.–28.6.19

Grazer Kunstverein, Sylvia Schedelbauer, Triple Candie, 8.3.–24.5.19

Kulturzentrum bei den Minoriten, Bilderbilder, Sichtbarkeitshäufungen von Hartwig Bischof, 7.4.–14.6.19

Kunsthalle Graz, Nikolaus Pessler, 23.4.–6.5.19, Lisa Reiter, 30.4.–10.5.19

Kunsthaus Graz, Universalmuseum Joanneum, Jun Yang, 15.2.–19.5.19

Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Jan Böhmermann und bildundtonfabrik. Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich, 3.5.–19.6.19

Museum der Wahrnehmung, Gomringer! 16.3.–30.8.19, Helga Weihs, 30.3.–28.6.19

Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Zu viel ist nicht genug!

Die Schenkung „Sammlung Artelier“ 15.2.–25.8.19, Erdruckt und erstochen. Druckgrafik von Günter Brus, 29.3.–30.6.19, Renate Krammer, 27.4.–16.6.19

QL-Galerie, Deborah Sengl, 3.5.–30.6.19

Reinisch Contemporary, Dazzling Array II, 3.5.–11.5.19

RHIZOM, Mirko Maric, 3.5.–18.5.19

< rotor > Guerilla der Aufklärung, 8.3.–25.5.19

Werkstadt Graz / Graz Kunst / Galerie Grazy, Autonome Orientierung 2019
Werkstadt Graz Bazaar, 3.5.–5.5.19

 

aktuelle kunst in graz GÄSTE

Barbara Edlinger Studio | Showroom, City Code* Graz, 3.5.–8.6.19

Kunsthaus und Neue Galerie: Sujet „Zu viel ist nicht genug“

Rundgänge:

Alexandra Grausam, Sa, 4.5.19, 11 Uhr
Treffpunkt: RHIZOM, Annenstraße 52, 8020 Graz

Florian Waldvogel, Sa, 4.5.19, 15 Uhr
Treffpunkt: Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Burgring 2, 8010 Graz

Genoveva Rückert-Sommerauer, So, 5.5.19, 11 Uhr, Treffpunkt: esc medien kunst labor, Bürgergasse 5, Palais Trauttmansdorff, 8010 Graz

Markus Waitschacher, So, 5.5.19, 14 Uhr
Treffpunkt: gottrekorder, Rechbauerstraße 19a, 8010 Graz

Weitere Infos zum Programm: info@galerientage-graz.at