Mit „Was kost’ die Welt?“ und „Mal mal!“ widmet sich das Grazer Kindermuseum FRida & freD in den neuen Mitmach-Ausstellungen den Themen Geld und Malerei.
Text: Wolfgang Pauker
Es ist wieder so weit: Wenn der Frühling die Natur im Grazer Augarten erblühen lässt, präsentiert traditionell auch das ebendort gelegene Kindermuseum FRida & freD die neuen, jährlich wechselnden Mitmach-Ausstellungen für Groß und Klein. Neben reichlich Spiel und Spaß für Kinder ab drei Jahren verfolgen die interaktiven Schauen dabei das Ziel, dem jungen Publikum die Möglichkeit zu bieten, die Welt auf spielerische Weise in ihrer Vielfalt kennen zu lernen und in ihrer Komplexität besser zu verstehen. Deshalb behandeln die Themen stets relevante Fragen unserer Zeit, für deren Beantwortung die kleinen Gäste und ihre Begleiter zum direkten Kontakt mit den Exponaten animiert werden, um die Sinne zu schärfen, die Fantasie anzuregen und kreative Lösungen zu finden. Für die Ausstellungssaison 2019/20 wurden hierfür aufwendige Schauen konzipiert, die sich diesmal um die Themen Finanzwesen und Malerei drehen.
Die Kreativität fördern
In der Ausstellung Mal mal! widmet man sich in einem bunten Mitmach-Abenteuer für Farbenfans zwischen drei und sieben Jahren ganz der Malerei. Denn kreatives Gestalten ist ein wichtiger Beitrag zur ganzheitlichen Förderung von Kindern, für deren Gehirnentwicklung das freie Spiel essenziell ist. Und Malen ist nichts anderes als ein erlebtes, 3-dimensionales Spiel, dessen Ausübung die Ausstellung mit einem möglichst breiten Gestaltungsraum ermöglicht. So können die kleinen Künstlerinnen und Künstler auf unterschiedlichen, teils großflächigen Leinwänden mit verschiedenen Materialen munter drauflosmalen und den gesamten Körper als Gestaltungswerkzeug wahrnehmen. Jedem Kind wird die Möglichkeit geboten, frei nach seinem individuellen Bedarf Spuren zu hinterlassen, wobei bewusst jede Deutung und Bewertung ausbleibt. Vor allem die Autonomie spielt dabei eine wichtige Rolle, denn prägende Erinnerungen entstehen bei Kindern oft in Situationen, in denen Dinge ausprobiert werden können, die man zu Hause nicht machen darf. Deshalb wählen die jungen Kreativen in der Ausstellung selbst aus all den Materialien und Möglichkeiten, die es in der Ausstellungslandschaft gibt, und erleben sich als selbstbestimmte und kompetente Akteurinnen und Akteure, die ausgerüstet mit der nötigen Schutzkleidung großformatige, aber auch kleinformatigere Flächen vorfinden, die gestaltet werden können. Dafür stehen sechs verschiedene Farben in Kübeln sowie verschiedenste Pinselvarianten und unterschiedlichste Walzen zur Verfügung. Durch das Anbieten der großen Leinwandformate an der Wand, aber auch am Boden werden sowohl große, ausladende Bewegungen als auch kleine und diffizile Ausführungen von Details ermöglicht. Neben der freien Betätigungsmöglichkeit gibt es bei Bedarf auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unterstützend zur Seite stehen. Die Form der Unterstützung richtet sich dabei ganz nach den Bedürfnissen der Kinder. Die jungen Besucherinnen und Besucher entscheiden selbst, ob und wie sie ihre Zeit gestalten möchten.
Die Magie des Geldes
Die zweite Ausstellung Was kost‘ die Welt?, die sich an Kinder ab 8 Jahren richtet, beschäftigt sich mit dem Thema Geld, seiner Geschichte, seiner Funktion als allgemeines Tauschmittel, seiner Herstellung und Verteilung. Da Kinder meist schon sehr früh mit Geld in Berührung kommen – sei es durch Geldgeschenke von Verwandten oder als Taschengeld – sollten sie auch mit den Grundbegriffen des Geld- und Finanzwesens vertraut gemacht werden, um sie für den verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren und in ihrer Urteils- und Kritikfähigkeit sowie Entscheidungs- und Handlungskompetenz zu fördern. In der Ausstellung, für die Lesekompetenz gefordert ist, erfahren sie, dass Geld nicht im Überfluss vorhanden ist und nicht einfach „aus dem Bankomaten kommt“, sondern man arbeiten muss, um es zu verdienen. Auch wird verdeutlicht, dass die meisten Menschen gerade so viel Geld haben, dass sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen können und sparen müssen, um sich Dinge wie Fernseher, Auto oder Reisen leisten zu können. Last but not least thematisiert die Schau auch, dass es weit wichtigere Dinge im Leben gibt, die man sich nicht kaufen kann, wie Freundschaft, Zuneigung oder gute Laune. Die Ausstellung, powered by Steiermärkische Sparkasse und konzipiert in Kooperation mit dem Wiener Kindermuseum ZOOM, funktioniert dabei als großes Spiel, eingebettet in eine Stadtlandschaft, zu dessen Beginn die Kinder mit einem kleinen Grundkapital ausgestattet werden, das auf ihrer Sparkarte – ähnlich einer Bankomatkarte – aufgeladen wird. Damit werden sie an verschiedenen Stationen aktiv und vollziehen spielerisch die wichtigsten Bewegungen des Geldkreislaufs, können verschiedene Arbeiten verrichten und dabei Geld verdienen, dieses für Vergnügungen und Einkäufe ausgeben sowie sparen oder anlegen. Zudem können sie Geld in ungewöhnlicher Weise erleben und an verschiedenen Stationen „Geldwissen“ erwerben. Quizstationen bieten die Möglichkeit, das erworbene Wissen gleich zu überprüfen und durch „geistige Arbeit“ Geld zu verdienen. Die Stationen und Lernsituationen in der Ausstellung eröffnen Kindern vielfältige Möglichkeiten für haptisches und entdeckendes Lernen, um in weiterer Folge in der Lage zu sein, Bedürfnisse zu hinterfragen, risikobewusst zu handeln und verantwortungsvoll mit Geld umzugehen.
Alles im Lot – Das Forschungslabor für Tüftler ab 8 Jahren
Im Forschungslabor ist heuer „alles im Lot“ und Balance und Gleichgewicht werden auf spielerische, selbsttätige und kreative Weise erforscht. Ausgehend von eigenen Körpererfahrungen, welche die BesucherInnen durch Körperübungen wahrnehmen können, steigen sie in das Thema Gleichgewicht ein und gehen Fragen nach wie: „Wie verändert sich meine Balance, wenn ich dabei die Augen schließe?“ oder „Wie kann ich mehrere Objekte ins Gleichgewicht bringen?“ Für deren Beantwortung konstruieren die Kinder aus unterschiedlichsten Materialien, die im Labor zur freien Entnahme stehen, außergewöhnliche, schwere, leichte oder seltsame Gebilde, die im Gleichgewicht sind. Um sich Ideen für ihre Kreationen zu holen, stehen unterschiedliche Aktivitäten und Objekte zur Verfügung. Die Themen „Balance und Gleichgewicht“ ziehen sich dabei durch die gesamte Gestaltung des Labors und der Boden ist speziell gestaltet, um die ForscherInnen durch optische Täuschungen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dabei werden sie inspiriert und das Gesehene kann in die Objekte einfließen, die sie selbst gestalten.
Forscherixa – Eine Mitmach-Geschichte für kleine Detektive
Seit fast zehn Jahren bietet das Grazer Kindermuseum Mitspieltheater mit narrativem Zugang für die Zielgruppe der 3- bis 7-Jährigen an. Denn Kinder sind in diesem Alter besonders neugierig und wollen ihre Umwelt selbstständig erkunden, haben Freude am Experimentieren und an Geschichten. Deshalb werden naturwissenschaftliche Phänomene in eine Mitmach-Geschichte verpackt, wodurch sie auf lustvolle und selbsttätige Weise erkundet werden können. Dieses Jahr löst Forscherixa – das kleine, neugierige, manchmal etwas vorlaute, aber mutige Mädchen – gemeinsam mit einem etwas schrulligen Kommissar einen Kriminalfall. Ein Gemälde ist verschwunden und Forscherixa begibt sich mit den Kindern auf Spurensuche. Die Kinder erkunden während ihrer gemeinsamen Arbeit mit dem Kommissar menschliche Merkmale, machen mit Hilfe verschiedener Materialien und Werkzeuge, die die Kinder zur Verfügung haben, Fingerabdrücke sichtbar, sichern Fußspuren und erstellen anhand einer Zeugenaussage ein Phantombild. Doch handelt es sich vielleicht gar nicht um ein Verbrechen, sondern bloß um ein Missgeschick?
Rahmenprogramme: Alles rund um Geld und Financial Literacy
Begleitet werden die Mitmach-Ausstellungen wieder von reichlich Rahmenprogramm, wie etwa der Workshop-Reihe „Samstag um 2“, die jeden Samstag um 14 Uhr stattfindet, und in der gemeinsam mit ExpertInnen unterschiedlicher Fachrichtungen und KünstlerInnen spannende Inhalte rund um die aktuellen Ausstellungsthemen aufbereitet werden. Die jungen BesucherInnen haben so die Möglichkeit, in verschiedene Tätigkeitsbereiche einzutauchen. So lauscht man etwa Märchen rund ums Glück und Geld, erfindet Spiele, die Spaß machen und nichts kosten, entwirft und druckt persönliche Geldscheine, gräbt mit Archäologen nach historischen Münzen, bastelt Spardosen oder entwirft seine eigene Münzprägung. Im Sommer verspricht dann die „Sommerakademie“ neun Wochen Ferienspaß. Jede Woche befasst sich mit einem anderen Thema, sie alle umspannt jedoch das große gemeinsame Sommerthema „Sport und Bewegung“. Weitere ausgewählte Workshops im Jahresverlauf und Ferienprogramme (Weihnachtsferien, Semesterferien, Osterferien) widmen sich ebenfalls vorwiegend dem Thema Geld.
FRida & freD – Das Grazer Kindermuseum
Kinder ab drei Jahren, Familien, Kindergärten und Schulen sind eingeladen, im Rahmen der Ausstellungen und Workshops und in den zahlreichen Rahmenprogrammen über das Jahr verteilt ihren Horizont zu erweitern. Auf rund 600 m2 Ausstellungsfläche auf zwei Geschoßen sowie Cafeteriabereich, Labor, Theater und Garten können sich die Kinder austoben und ihren unbändigen Wissensdurst stillen.
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag 9–17 Uhr; Freitag 9–19 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 10–17 Uhr
Dienstag: immer geschlossen, auch wenn der Dienstag auf einen Feiertag fällt!
Friedrichgasse 34, 8010 Graz