Von 13. bis 21. Juli verwandelt die Internationale Bühnenwerkstatt im Theater im Palais mit ihren Werkstätten und Performances die steirische Landeshauptstadt wieder in ein Zentrum für Körper, Stimme und Tanz.
Text: Wolfgang Pauker
Wenn die Internationale Bühnenwerkstatt zum Tanztheaterfestival mit Performances und Workshops ins Theater im Palais an der Universität für Musik und darstellende Kunst lädt, dann folgen diesem Ruf alljährlich hochkarätige Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt, um Graz zu einer Hauptstadt des Tanzes zu machen. So auch wieder von 13. bis 21. Juli, wenn unter dem heurigen Motto „The Healing Power of Dance“ einem interessierten Publikum ein breites Spektrum dieser Kunstform nähergebracht wird. Die Künstler werden im eindrucksvollen Ambiente des Theater im Palais nicht nur abends mit ihren prämierten Performances bestechen, sondern auch in den zahlreichen Workshops als außergewöhnliche Dozentinnen und Dozenten sowohl angehenden Profis als auch bewegungsbegeisterten Anfängerinnen und Tanzbegeisterten in unterschiedlichen Kursen ihre Freude an der Bewegung vermitteln.
Seit 28 Jahren erfolgreich
Gegründet wurde die Internationale Bühnenwerkstatt 1992 als ganzjährige Tanztheater-Plattform für zukünftige Tänzerinnen und Schauspieler, die sich neben der Organisation des Festivals auch als Aktionsforum versteht, um über neue künstlerische Inhalte sowie Kommunikationsmethoden im Tanztheater nachzudenken. Das Hauptaugenmerk liegt dabei in der Forschung im experimentellen Tanz, der Interaktion von Körper, Stimme, Tanz und den neuen Medien sowie weiters in der Förderung junger Tänzer und der Information des Publikums über neue Strömungen in dieser Kunstsparte. Mit dem Projekt SHORTCUTS – Experimental Dance Film Festival for 360° Full Dome ging man überdies völlig neue Wege in eine filmisch noch nicht weitgehend erforschte Dimension. Weiters ist die Internationale Bühnenwerkstatt auch (Neu-)Entwicklerin und Kompanie, in der ganzjährig an Research- Produktionen mit internationalen Kooperationen gearbeitet wird. Damit bringt sie nicht nur weltweite Trends in die Steiermark, sondern setzt mit den eigenen Produktionen auch immer wieder weit über Österreichs Grenzen hinaus wahrnehmbare Akzente.
Der Tanz ist in uns
Die Werkstätten und Performances unter der künstlerischen Leitung der Choreografin Ursula Gigler-Gausterer beschwören in der 28. Ausgabe des Festivals „The Healing Power Of Dance“, also die heilende Wirkung des Tanzes, denn Tanzen und die Gesundheit des Körpers gehen Hand in Hand. Auch wenn es für manche leichter ist, ihren Körper in einer Yogaklasse zu bewegen, als sich in einem Tanzsaal der eigenen oder choreografierten Bewegung hinzugeben, ist der „Step In“ einfacher als man denkt. Denn die rhythmische Bewegung zu Musik ist uns in die Wiege gelegt und übt überaus positive Eigenschaften auf Körper und Geist aus. So hat der Rhythmus direkten und großen Effekt auf unsere Gehirnströme und der Tanz besitzt die Fähigkeit, den Stresslevel zu verringern, Balance und Flexibilität zu vergrößern und die wahrgenommene Sexualität zu steigern. Viele Studien zeigen auch, dass Tanzen vor Demenz bewahren kann, Herzgesundheit und Muskelkraft verbessert und den Energielevel hebt. Unter anderem wurde auch mehrfach bewiesen, dass er die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems besser als Radfahren oder Nordic Walking steigert.
Workshops & Performances 2019
Um die positiven Eigenschaften sogleich für sich zu entdecken, finden für Tanzneulinge, Tanzerfahrene oder Profis aller Altersgruppen von 13. bis 19. Juli im Theater in Palais wieder eine Vielzahl an Werkstätten in zeitgenössischem und urbanem Tanz statt. So kann man bei „Yoga & Dance“ die Seele tanzen lassen, entdeckt seine explosive Seite mit „African Fusion“, fliegt durch die Lüfte im „Contemporary Flying Low“, kommt im „Release Ballett“ in einen freien Flow, konstruiert und dekonstruiert mit der „Contemporary Technique“ eigenen Tänze, entdeckt, berührt und schärft die Sinne in „Body Mind Centering“, tanzt „GAGA“ – eine spannende neue Tanztechnik des berühmten Choreografen Ohad Naharin und kann last but not least im Kurs „Körper, Stimme, Ausdruck“ mit der Ausnahmeschauspielerin Julia Gräfner Bewegung und Artikulation trainieren. Infos und Anmeldung zu den Workshops unter office@buehnenwerkstatt.at oder Tel.: 0650 321 03 41
Die Performances starten am Sonntag, den 14. Juli (21 Uhr) im Theater im Palais. Im Lauf der Eröffnung wird die Vielfalt des zeitgenössischen Tanzes und damit auch des kommenden Festivals gezeigt werden. Die Stars der Szene geben dabei kurze Einblicke in ihre Werkstätten sowie in die weiteren Performances, die bis 21. Juli über die Bühne gehen werden. Zu sehen ist u.a. Tomas Danielis Performance Maybe, but of course, in der er sich „im Dialog“ mit der Performancekunst und dem Tanz auseinandersetzt sowie Acts von CieLaroque, James Wilton und vielen mehr.
Eröffnungsperformances: Sonntag, 14. Juli, 21–22.30 Uhr; Eintritt frei!
Performances & Acts 2019
The Storm
Ein Feuerwerk an dynamischem Tanz der Cie. James Wilton aus Großbritannien, in dem die sieben Tänzer über die Bühne fegen und wie ein Sturm große Gefühle aufwirbeln, bis sie in der rasant choreografierten Show wie eine Konfettikanone explodieren. Inhaltlich widmet sich Wilton – basierend auf William Shakespeare – den großen Gefühlen, den Emotionen und der Interaktion mit unseren Mitmenschen. Der hypnotisch-rhythmische Soundtrack wurde eigens für diese Produktion von Amarok/Michal Wojtas komponiert, wissenschaftlicher Input zur Performance stammt von Dr. David Belin, Lektor in Verhaltens- und Neurowissenschaften an der Cambridge University.
Montag, 15. Juli, 21–22.10 Uhr
Mittwoch, 17. Juli, 21–22.10 Uhr
Cie. James Wilton, GBR
It’s all about
In diesem kritisch-heiteren Stück kreisen die drei Protagonisten um sich selbst und dennoch schaffen sie es, sich zu begegnen. Es geschieht gleichzeitig vieles und nichts, zwischen Kraft und Erschöpfung, Geschwindigkeit und Stillstand, Euphorie und Verzweiflung. Die Sprache der wiederkehrenden Bewegungen wird zum Ritual, zu einer immerwährenden Veränderung. Träume, Liebe, Vertrauen, Schutz, Achtsamkeit, Kampf und Tod: die Transformation vom Abstrakten zum Konkreten, von der Form zum Inhalt. Choreografiert von Helene Weinzierl, eine der prägenden Figuren für den österreichischen zeitgenössischen Tanz.
Dienstag, 16. Juli, 21–22 Uhr
Cie. Laroque, INT
Staging a play: TARTUFFE
Mit pittoresker Bildsprache bezaubert das preisgekrönte Stück Tartuffe frei nach Molière die Zuseherinnen und Zuseher. Anstelle von Worten und Sprache übersetzt Matija Ferlin den Text der Komödie in eine komplexe choreographische Partitur und hält während der gesamten Aufführung – in fünf Akten und siebenunddreißig Szenen – alle neun Charaktere auf der Bühne. Er schafft damit einen komplexen performativen Apparat, in dem Körper im Raum die einzigen Gefäße für die Erzählung werden. Das Stück ist geprägt von tanztheatralen Szenen, wodurch es das Publikum in emotionale Tiefen eintauchen lässt.
Donnerstag, 18. Juli, 21–22 Uhr
Zagreb Dance Company, HRV
#fomo – fear of missing out
#fomo, vom Style zur Kunst, ist ein urbanes Tanztheater über unseren Umgang mit virtuellen Welten. Die Informationsflut im Alltag erhöht sich kontinuierlich und die unendlichen Möglichkeiten weltweiter Vernetzung lassen sich jederzeit und überall auskosten. Zu unserem Vor- und Nachteil. Was treibt uns an, permanent unsere Smartphones zu checken? Führen wir ein Schattendasein? Viele Fragen bewegen die Charaktere und sie durchleben konstruktive und destruktive Aspekte von Virtualität im Internet und in sozialen Netzwerken. Die fünf Performer erschaffen ihre Bühnenwelt mithilfe der urbanen Tanzstile Breaking, Locking, Popping, House und Hiphop-Freestyle.
Freitag, 19. Juli, 21–22 Uhr
Hungry Sharks, INT
Kuckucksnest
Angelehnt an den Film Einer flog über das Kuckucksnest von Milos Forman zeigt der Choreograf Xianghui Zeng in dem zeitgenössischen Stück vier Charaktere, die Schwierigkeiten haben, mit sich selbst und ihrer Umwelt zurechtzukommen, und abstrahiert die inneren Kämpfe, die jeder Mensch zu gewissen Zeiten erlebt. Die Tanzfläche wird zu einer Mini-Welt, in der Personen, die nicht zu perfekt funktionierenden Menschen der modernen Gesellschaft zählen, in ihrer Vielfalt tänzerisch erforscht werden. Mit spannender und ausgezeichneter Bewegungssprache schafft er es, berührend und feinsinnig in unsere Seelen vorzudringen.
Samstag, 20. Juli, 21–22.30 Uhr
Cie. SubsTanz, INT
Alle Performances und Workshops finden im Theater im Palais (Palais Meran) an der Kunstuniversität Graz (Leonhardstraße 15) statt.
Tickets erhältlich im „Ticketzentrum Graz“, Kaiser-Josef-Platz 10, 8010 Graz, 0316 8000, www.ticketzentrum.at
Ticketreservierung unter: offic@buehnenwerkstatt.at, Info: 0650 321 0341
Ermäßigung für Studierende bis 25 und Senioren ab 65