AWOL mixt im studio der Neuen Galerie Graz ironisch War-Games mit friedlichem Alltag.
Text: Lydia Bißmann
Mit der Ästhetik und der Struktur von Videospielen hat sich das Kollektiv Total Refusal in seinem Konzept für die Ausstellung AWOL – Absent without Leave auseinandergesetzt. Daraus sind multimediale Collagen mit ungewohnt pazifistischen Szenarien entstanden. So gibt es bei der Operation Jane Walk eine Architektur-Stadtführung durch das modifizierte New York des Spiels The Division. Landscape for a Battle Panorama ist eine zwanzig Meter lange Fototapete, die keinen Palmenstrand, sondern die Kulisse für das blutige Gemetzel beim Online-Shooter Battlefield 1 zeigt.
Auf der Tapete fehlt aber das Wesentliche – der Kampf. Wie in einem Suchspiel verstecken sich darauf 64 Soldaten vor der tödlichen Hand des Spielers. In einer anderen Inszenierung fahren die Panzer gegnerischer Armeen sinnbefreit im Kreis, anstatt sich gegenseitig zu vernichten. Neue Medien und ihre Verwendung sind gleichzeitig Inhalt und Ausdrucksmittel des dreiköpfigen Künstlerkollektivs Total Refusal. Leonhard Müllner lebt und arbeitet in Wien als bildender Künstler und Medienforscher. Der Grazer Robin Klengel ist Künstler, Illustrator und Kulturanthropologe und seit 2017 stellvertretender Vorsitzender des Forum Stadtpark. Michel Stumpf wirkt als Künstler, Grafiker und Konzeptdesigner und studiert aktuell Medienkultur- und -kunsttheorien in Linz.
Das studio in der Neuen Galerie Graz fungiert als Plattform zur Förderung und Präsentation junger Kunst im Joanneumsviertel. AWOL wurde von Günther Holler-Schuster kuratiert und ist die zweite von drei Ausstellungen, die 2019 hier bei freiem Eintritt gezeigt werden.
AWOL – Absent Without Leave
Total Refusal – Digital Disarmament Movement (Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf)
Dauer: bis 1.9.2019, studio/Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz
www.neuegaleriegraz.at