Mit Tanja Prušnik steht erstmals eine Frau an der Spitze des Künstlerhauses Wien.
Text: Wolfgang Pauker
Erstmals in seiner Geschichte haben die Mitglieder des im Jahr 1861 gegründeten Künstlerhauses, Gesellschaft Bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, in ihrer Hauptversammlung Ende Juni eine Frau an ihre Spitze gewählt. Die neue Präsidentin, Tanja Prušnik, geboren 1971, ist Kärntner Slowenin und seit Abschluss ihres Studiums an der Technischen Universität Wien als freischaffende Architektin und Künstlerin tätig. Eng verbunden ist sie auch mit der Steiermark, wo sie 2013 an der 9. KünstlerInnen-Klausur der styrianARTfoundation im Stift Rein teilnahm und im Rahmen des ARTtalk in den Räumlichkeiten der Firma Saubermacher im Februar 2019 das Live-Painting beisteuerte. „Prušnik inszeniert mit ihren Bildarchitekturen eine beinahe unendliche Variabilität der Erscheinungsweisen ihrer Bildobjekte – jeder Betrachter muss sich so eine eigene Wahrnehmungs- und davon abhängige Erscheinungsform erarbeiten“, so der Kulturphilosoph Erwin Fiala über ihr Schaffen. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde sie durch die österreichweiten sozialen Ausstellungsprojekte und den 2008 gegründeten Verein „den blick öffnen“. Das On-Going-Projekt, vor über 10 Jahren von Ina Loitzl und Prušnik gemeinsam gegründet, steht heute für ein erfolgreiches Teamkonzept, für offene Prozesse sowie Diskurs quer durch gesellschaftliche Gruppierungen und vor allem für „fair pay“. Schlüsselworte, die Präsidentin Prušnik ihrem persönlichen Bild eines zukünftigen Künstlerhauses voranstellen möchte. „Als KünstlerInnengemeinschaft übernehmen wir eine besondere soziale Verantwortung, die wir nach außen wie nach innen tragen und leben wollen. Unter anderem gehört dazu, dass die Leistungen von Künstlern ebenso geschätzt und monetär abgegolten werden, wie das auch in anderen Disziplinen unserer Gesellschaft selbstverständlich ist“, so Prušnik, die sich besonders auf ihr engagiertes Team und die Wiedereröffnung des generalsanierten und um die Factory erweiterten Künstlerhauses am Karlsplatz, das vom Verein 1865 bis 1868 erbaut wurde, freut. „Gemeinsam wollen wir das große Potenzial dieses Ortes für die Stadt Wien und Österreich nützen. Gelebte Kunst ist für mich gesellschaftliche Verantwortung, Mut und Vision zu leben und zu verwirklichen.“