Start Kunst & Kultur Kunstuniversität Graz: Jazz Import/Export

Kunstuniversität Graz: Jazz Import/Export

Spielte auch für Barbra Streisand Gitarre: Phil Robson am 20.11. im Orpheum Foto: Maarit Kytöharju

Das Jazzinstitut der KUG füllt die Stadt mit Jazz und holt laufend internationale Größen nach Graz. Im Herbst sind Johannes Berauer, Jim McNeely, Oliver Leicht, Johannes Enders und Phil Robson zu hören. Und viele viele mehr.

Jeden Monat gibt es im Wiener Café Zwe ein kleines Gastspiel des Institut Jazz der Kunstuni Graz. Der Jazz-Import aus Europas ältester akademischer Jazz-Ausbildungsstätte wird dort von einem wachsenden Stammpublikum mit großem Interesse verfolgt. Dass die KUG eines ihrer wertvollsten Exportgüter – den Jazz – regelmäßig über den Semmering schickt, hat einen guten Grund. Und der lautet: Vernetzung. Vernetzung – und zwar international – ist auch zentrales Thema bei den Heimspielen, die unter dem Label KUGjazzLive gleich mehrere Grazer Orte als Jazz-Locations branden: das ORPHEUM Extra mit regelmäßigen All-Star-Abenden, das Theatercafé mit den legendären Late-Night-Sessions (jeden Donnerstag ab 23.00 Uhr) und natürlich das WIST in der Moserhofgasse, den angestammten Konzertraum des vis-à-vis beheimateten Instituts. Sehr zur Freude des Grazer Publikums werden hier nämlich nicht nur laufend neue Formationen aus Studierenden vorgestellt, hier treten auch international renommierte Lehrende gemeinsam mit Gästen aus aller Welt auf und Artists in Residence geben ihren Einstand in der Murstadt. So ist der Konzertbetrieb des KUG Jazz Instituts mehr als nur eine Bereicherung für die lokale Szene, er ist eine ihrer tragfähigsten Säulen und bietet die Möglichkeit, immer wieder Acts zu erleben, die sonst nie in Graz stattfinden würden …

Neu an der KUG – Johannes Berauer

So etwa am 23. Oktober im ORPHEUM: Der Bassist und Komponist Johannes ­Berauer ist neuer KUG-Lehrender und stellt sich hier gleich mit seiner britisch-­österreichischen Band „Hourglass“ vor. Berauer ließ u. a. durch seine Arbeit mit Anouar Brahem oder Wolfgang Muthspiel aufhorchen. Das Hourglass Quintett steht für feine, vielschichtige, energiegeladene, tiefgreifende und vor allem mitreißende Musik. Mit Gwilym Simcock (Pat Metheny Quartet) und Mike Walker (Norma Winstone, Dave Holland, Kenny Wheeler) sind neben Berauer zwei weitere absolute Weltstars des Jazz zu hören. Wie musikalische Vernetzung funktioniert, ist in Teil I des Konzertabends zu hören, wenn die Band mit ausgewählten Studierenden verstärkt Musik präsentiert, die zuvor gemeinsam in einer zweitägigen Masterclass erarbeitet wurde. „Zusammenspiel klingt nach mehr“, wissen schließlich auch die aktuellen KUG-Plakate …

10 Mal für den Grammy nominiert

Als aktueller Artist in Residence stellt sich am 29. Oktober im WIST kein Geringerer als Jim McNeely vor. Der in Chicago geborene und aktuell in New York ansässige Jazzpianist hat u. a. in den 1980ern als Pia­nist und Komponist im Stan Getz Quartet gewirkt und in den 1990ern im Phil Woods Quintet gespielt. Inzwischen tourt er mit eigenem Trio und Tentet und tritt weltweit auch als Solist in Erscheinung. Zudem ist McNeely Chefdirigent der Frankfurt Radio (HR) Big Band. Als ­Sideman spielte er mit Weltstars wie Thad Jones, Mel Lewis, Bob Brookmeyer, ­David Liebman, Art Farmer oder Robert ­Watson, als Komponist, Arrangeur und Band­leader wurde er insgesamt 10 Mal für den Grammy nominiert. Im ORPHEUM spielt Jim McNeely mit der KUG faculty band (diesmal: Howard Curtis, Schlagzeug, und Morten Ramsbøl, Bass).

10facher Grammy-Nominee Jim McNeely am 29.10. im WIST.

Spitzensaxophonist Oliver Leicht

Am 11. November geht es in der Moserhofgasse äußerst prominent weiter, wenn Spitzensaxophonist Oliver Leicht mit Band im WIST aufgeigt. Sie ist durch mittlerweile drei CDs etabliert und doch nach wie vor ungewöhnlich: die Besetzung von tiefem Blech, Altsaxophon oder Klarinette und Rhythmusgruppe, in aller Kürze [Acht.] benannt. Das Ensemble spielt seit über 10 Jahren Oliver Leichts Musik und changiert dabei zwischen ausladenden kompositorischen Teilen und spannenden Improvisationen der hochkarätigen Mitglieder. In den Worten des Bandleaders: „[Acht.] ist ein Ensemble, mit dem ich komplexe Arrangements verwirklichen kann, ohne auf die improvisatorische Interaktion einer kleinen Band verzichten zu müssen.“

Oliver Leicht und seine [ACHT] Musiker am 11.11. im WIST.
Foto: Detlef Kinsler
Sax und Orgel

Nur zwei Tage später folgt im WIST mit Johannes Enders ein weiterer Star am Saxophon. Und auch er tritt mit äußerst spannender Besetzung auf: Das neu formierte Orgel-Trio um den deutschen Tenorsaxophonisten, den italoslowenischen Organisten Renato Chicco und den spanischen Schlagzeuger Jorge Rossy begibt sich unter dem Namen EndOrg auf die Suche nach einer ganz eigenen Klangästhetik. Alle drei Protagonisten sind tief verwurzelt in der Jazztradition, doch weit offen für Einflüsse verschiedenster Couleur. So zählt Johannes Enders durch seine eigenen Projekte Enders Room/Enders Dome und die Zusammenarbeit mit so unterschiedlichen Musikern wie z. B. Micha und Markus Acher (The Notwist, Tied & Tickled Trio), Nils Petter Molvaer, Günther Baby Sommer, Karl Ratzer und Billy Hart zu einem der experimentierfreudigsten Musikern der europäischen Szene. Renato Chicco wiederum gilt nach seinen Lehrjahren am Berklee College in Boston und New York, als einer der gefragtesten und erfahrensten Begleiter seines Fachs. Er spielte mit Jazzlegenden wie Lionel Hampton, Jon Hendricks, Freddie Hubbard oder Woody Shaw, um nur einige zu nennen. Komplettiert wird das Trio durch den spanischen Meisterschlagzeuger Jorge Rossy, der durch seine langjährige Mitgliedschaft im Brad Mehldau Trio für internationale Furore sorgte.

Johannes Berauer mit seiner Band „Hourglass“ am 23. 10. im Orpheum.
Foto: Davis Forman

Artist in Residence Phil Robson

Einen späten Höhepunkt dieses KUG-Jazz-Herbsts verspricht schließlich der Auftritt von Artist in Residence Phil Robson. Der Weltklassegitarrist wurde ­unter anderem für die Jazz CD Of The Year (2015) und als Best Jazz Musician Of The Year (2009) ausgezeichnet. Robson, ein in New York City lebender Brite, spielte mit zahllosen Größen des internationalen Jazz-Business,  aber auch mit Künstlern wie Barbra Streisand, Maceo Parker oder Dee Dee Bridgewater. Am 20 November rockt er mit der KUG faculty band das ORPHEUM. Wer‘s versäumt ist, nun ja, einfach selber schuld.

Herbsttermine 2019 KUGjazzLive

 

KUGjazzlive! im WIST, Moserhofgasse 34, 8010 Graz

Eintritt frei oder Abendkassa, Beginn jeweils 20 Uhr

14.10.: Arranging All-Stars – Leitung: Nobuo ­Watanabe

15.10.: Professors Quartet – Jim Rotondi, Dena DeRose, Morten Ramsbøl, Howard Curtis,

16.10.: Euroradio Jazz Orchestra – Leitung: Christoph Cech

21.10.: JugendJazzOrchester Steiermark & Jugend Jazzorchester NRW – Leitung: Johannes Oppel/ Stephan Schulze & Stefan Pfeifer

22.10.: RaaDie „vast potential“ & Lorenz Raab:­ XY Band

28.10.: Graz Composers Orchestra „Modern Big Band Art“ – Leitung: Johannes Oppel,

29.10.: Air Jim McNeely (US) & KUG faculty band

30.10.: KUG JazzOrchester feat. AiR Jim McNeely (US)

4.11.: Arranging All-Stars vol. II – Leitung: ­Nobuo Watanabe

5.11.: Ana Cop & Thilo Seevers

6.11.: Saxomania – Leitung: Julian Argüelles, Heinrich von Kalnein, Sigi Feigl

11.11.: Oliver Leicht [ACHT.]

12.11.: Bass Night „Through the decades“ – ­Leitung: Morten Ramsbøl

13.11.: „EndOrg“ – Johannes Enders – Tenor­saxofon, Renato Chicco – Hammond Orgel, Jorge Rossi – Schlagzeug

18.11.: Ensemble Night – Leitung: Heinrich von Kalnein

19.11.: Alana Macpherson Nonet feat. Miriam ­Kulmer

25.11.: KUG JazzOrchester „The West-Coast Sound for Jazz Orchestra“ – Leitung: Luis ­Bonilla

26.11.: Piano Night – Leitung: Olaf Polziehn

27.11.: Jim Rotondi/Christian Salfellner Quintett

 

KUGjazzlive!@ORPHEUM, Orpheumgasse 8, 8020 Graz

Abendkassa, Beginn jeweils 20 Uhr

KUGjazzlive!@ORPHEUM: Johannes ­Berauer’s „Hourglass“, 23.10.

KUGjazzlive!@ORPHEUM: AiR Phil Robson & KUG faculty band, 20.11.