Leo Kysèla feiert heuer ein besonderes Jubiläum seiner schon legendären „Souly Nights“. Wie es sich für einen Vollblutmusiker gehört: „on stage“.
Text: Wolfgang Pauker
Leo Kysèla, die heimische Soul- & Blues-Stimme, ist seit mittlerweile 50 Jahren unermüdlich auf heimischen und internationalen Bühnen unterwegs. Der Mann mit der „Great Voice“, der Ausnahmestimme, spielte über 3.000 Konzerte in den unterschiedlichsten Formationen, veröffentlichte dreizehn Alben und entwickelte eine eigene Zwei-Mikrofon-Gesangstechnik, die ihn noch unverwechselbarer machte. Anlässlich „30 Jahre Souly Nights“, einem seiner beliebtesten Konzertformate, gastiert er im Dezember wieder für eine Handvoll Gigs am Grazer Schloßberg.
Wie alles begann
Geboren wurde Kysèla 1955 in Graz, wo er schon im zarten Alter von 12 Jahren die Liebe zur Musik entdeckte. Zur Gitarre, um genau zu sein, denn ein solches Instrument war im Besitz seines älteren Bruders und wurde zum Objekt der Begierde. Es dauerte auch nicht lange, bis der Junge, der über ein außergewöhnliches Intervallgehör verfügte, die Saiten zu beherrschen wusste und sein Spiel mit seiner markanten Stimme kombinierte. Dann kam die Zeit von Woodstock, Janis Joplin und Bob Dylan, die ihn prägte und im Entschluss bestärkte, Musiker zu werden. Und weil der Rock‘n‘Roll in der Steiermark damals keineswegs eine vernünftige Zukunft versprach, absolvierte Kysèla zur Sicherheit ein Architekturstudium. Viele Musiker begleiteten ihn in den ersten Jahren, darunter etwa der Vibraphonist Berndt Luef, der in seiner ersten Band „Mirror“ spielte. Oder Sigi Ritter, der auch bei der EAV an den Drums saß. Später holte Kysèla den Gitarristen Lovro Novak aus „Kottans Kapelle“ an seine Seite und formte mit ihm die „Power Project Band“. Einmal stand er ganz kurz vor dem internationalen Durchbruch, als nämlich niemand Geringerer als Ralph Siegel, der von dem jungen Grazer beeindruckt war, ihn für sein Jupiter Records Label für drei Jahre unter Vertrag nehmen wollte. Doch es sollte anders kommen. Kurz vor der LP-Präsentation verunglückte sein Manager Johann Hausner, der auch für Wolfgang Ambros und Opus arbeitete, tödlich. Der Deal zerschlug sich, turbulente private Zeiten folgten. Kysèla flüchtete in die Musik, ging gemeinsam mit dem Perkussionisten Robert Stützle auf ausgedehnte Tourneen und lebte das wilde Rock‘n‘Roll-Leben.
Zurück zu den leisen Tönen
Doch es war nicht der Rock‘n‘Roll, der Kysèlas Karriere bestimmen sollte, sondern die artverwandten Genres Soul und Blues. Wie wenige andere heimische Musiker zeigt er, dass die leiseren Töne weit mehr sein können, als das konventionelle Wehklagen über einem Zwölf-Takt-Schema. Mit seiner eigenwilligen Herangehensweise an diese Musikform und einer von Intensität geprägten Stimme bewies er, „dass er sich durchaus mit den Großen der Zunft, wie Eric Burdon beispielsweise, messen kann“, wie die Süddeutsche Zeitung einmal über den Österreicher schrieb. Heute gilt er zu Recht als Meister außergewöhnlicher Interpretationen, der gemeinsam mit seinen kongenialen Musikern aus Welthits Gänsehaut erzeugende Kunstwerke formt. Und so macht es beim „Soul Singer“ keinen Unterschied, ob die Lieder aus seiner eigenen Feder stammen oder aus der von Lou Reed, Bob Dylan oder John Lennon.
30 Jahre Souly Nights
Großes Jubiläum feiert der Soul-Großmeister heuer mit seiner Konzertreihe „Souly Nights“, die seit 30 Jahren bei seinen Fans für Begeisterung sorgt und ihn auf seiner Österreich-Tour Ende des Jahres wieder für vier Konzerte auf den Schloßberg führt. Unterstützt wird er dort von wechselnden Gastmusikern, wobei einer stets an seiner Seite ist: der Klassik-Shootingstar Christoph Hammer. Der großartige Konzertgeiger ist unter anderem Mitglied der Wiener Symphoniker. An zwei Terminen (22. & 23.12.) wird sogar dessen Bruder Giorgio Hammer auf der Bühne stehen, und gemeinsam werden die beiden Vollprofis an der Geige als „The String Hammer“ Leo Kysèla begleiten.
The Souly Nights
22., 23., 26. Dezember 2019 & 31. Jänner 2020, 19.30 Uhr
Schloßberg Panoramasaal
Alle Tour-Infos unter www.soul.at