Sölden ist als legendärer Ort für Ski-Sportfans seit jeher ein Begriff. Doch auch Wein und gutes Essen spielen im Ötztal auf Weltklasseniveau.
Text: Stefan Zavernik
Legendäre Skiorte und traumhafte Skigebiete gibt es in Österreich reihenweise. Dennoch nimmt Sölden eine herausragende Stellung ein. Es ist jener Ort, an dem alljährlich der FIS-Skiweltcup startet. Nirgendwo sonst in Österreich gibt es eine höhere Schneesicherheit. Auch abseits des Profisports überzeugt das Skigebiet. An die 144 Pistenkilometer stehen zur Verfügung, ausgestattet mit modernsten Liftanlagen. Mit seinen Gletschern, den traumhaften Ausblicken von den Gipfeln und seinen einmaligen Pisten gleicht es einem Eldorado für Wintersportfans. Hoch oben auf 3.000 Meter kommt man schnell auf andere Gedanken.
Im Falle von Angelika Falkner haben diese zumeist mit gutem Wein und vorzüglichem Essen zu tun. Ihre Gäste danken es ihr. Seit bereits 18 Jahren organisiert die Besitzerin von Söldens exklusivstem Hotel zum Saisonausklang das Gourmet-Festival „Wein am Berg“. Was einst im intimen Rahmen mit burgenländischen Winzern seinen Anfang nahm, ist heute ein international beachtetes Genuss-Event mit hochdekorierten Gastköchen und Spitzenwinzern aus aller Welt. Getafelt und verkostet wird dabei in Söldens Luxushotelikone „Das Central“, auf glitzernden Gletscherpisten und im atemberaubenden „ice Q“, dem ehemaligen James-Bond-Drehort für den Film „Spectre“. Fürs Skifahren bleibt den Gästen natürlich auch Zeit. Neben der hochalpinen Traumlandschaft rund um die beiden Gletschergipfel sorgen ehemalige Olympiagrößen als Ski-Guides für das Extra-Quantum Motivation. Gäste, Köche und Winzer werden während des dreitägigen Festivals zu einer homogenen Einheit voller Gleichgesinnter. Es wird gelacht, diskutiert und hin und wieder auch gemeinsam an Ideen getüftelt. Wie etwa im Jahre 2011. Es war die Geburtsstunde des Pino 3000.
Der Pinot vom Berg
Wein auf über 3.000 Meter Seehöhe zu verkosten ist ein Erlebnis und mündet oftmals in einer geschmacklichen Überraschung. Es scheint, als würde der Wein in seiner Ausdruckskraft an Klarheit gewinnen. Gute Seiten stechen kristallklar hervor, mögliche Fehler ebenso. Nur das Beste vom Besten hält diesen klimatischen Bedingungen stand und profitiert schlussendlich von der Höhe des Gletschers. Für so manchen Wein-Afficionado schmeckt guter Wein am Gipfel sogar schlichtweg „besser“. Diese Feststellung brachte Angelika Falkner auf die Idee für ein bisher unversuchtes Weinprojekt. Das Ziel war es, die reine Luft des Gipfels und seine klimatischen Bedingungen auf über 3.000 Meter Seehöhe zu nutzen, um einen eigenen Wein zu kreieren. Einen Wein, der die Magie des Gletschers und den Spirit des Festivals zum Ausdruck bringen sollte. Klar war natürlich, dass der Gaisachkogl als Weinberg wenig Potenzial verspricht. Auch Visionen stoßen an naturgegebene Grenzen.
Allerdings kommt für das Weinmachen neben der Arbeit im Weingarten auch dem Reifen im Weinkeller eine essenzielle Bedeutung zu. Und hier bot das „ice Q“ als Location für einen hochalpinen Weinkeller eine vielversprechende Option. Der geringe Sauerstoffgehalt und der spezielle Luftdruck würden einen über die Maßen langsamen Reifeprozess in Gang setzen. Bei der Überlegung, welche Rebsorte von diesen außergewöhnlichen Verhältnissen profitieren könnte, kam man schnell auf den Pinot Noir. Große Pinot Noirs spielen ihre ganze Stärke im hohen Alter aus. Womöglich könnte man die Langlebigkeit des Weins durch die Lagerung am Gaisachkogl noch weiter verlängern. „Der Pinot Noir braucht in seiner Lagerung kühle Temperaturen. Die Reifung in dieser Höhe dauert zwar etwas länger, erfolgt aber unbeeinflusst von den Jahreszeiten bei gleichmäßig kühlen Temperaturen“, so Winzer Paul Achs aus dem Burgenland. Gemeinsam mit ihm und dem Winzer Joachim Heger sowie dem Kellermeister Wolfgang Tratter initiierte Falkner 2011 dann erstmals das Projekt Pino 3000.
Drei Pinot Noirs, ein Pino Nach dem geschmacklichen Vorbild für den Pino 3000 musste nicht extra gesucht werden. Alle drei Winzer kommen zwar aus konträren Weinbauregionen, verfolgen in ihrer Machart jedoch allesamt die Stilistik des Burgunds. So unterschiedlich die Weine bedingt durch ihre Herkunft auch sein mögen, ein jeder von ihnen ist ein feingliedriger wie eleganter Pinot Noir. Jeder der drei Weinmacher steuert eine Charge seines besten Pinot Noirs pro Jahrgang bei. Auf diese Weise werden zugleich Weine aus drei verschiedenen Ländern vereint; aus Österreich, Deutschland und Südtirol. Jeder einzelne von ihnen bringt unterschiedliche Charakteristika in die Persönlichkeit des Pino 3000 ein. Der Wein aus Südtirol wächst auf kalkigem Dolomitgestein in einer Höhe um die 450 Höhenmetern, er verleiht dem Cuvée seine elegante Opulenz und seine südlichen Fruchtnoten.
Aus dem Burgenland bezieht der Pino 3000 mit der Charge von Paul Achs seine Vielschichtigkeit und Komplexität. Achs‘ Weingärten liegen auf einer Höhe von etwa 120 Höhenmetern auf lehmigen Kalkböden. Und zu guter Letzt liefert der Pinot Noir aus Deutschland jene kühle Fruchtigkeit, für die das Weingut von Joachim Heger seit Jahrzehnten berühmt ist. Der erste Pinot Noir wurde mit dem Jahrgang 2011 cuvetiert. Gereift wurde er in der Flasche im eigens dafür eingerichteten Weinkeller im „ice Q“. Mit dem Jahrgang 2012 wurde der Wein dann erstmals im Fass auf über 3.000 Meter gereift. Insgesamt drei Jahre lang schlummerte der Cuvée in kleinen Barriques und wurde 2015 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Wer den alpinen Pinot Noir trinken möchte, kommt um Sölden nicht herum. Ausgeschenkt wird er ausschließlich im Central und im „ice Q“. 33 Pakete werden im Rahmen eines Subskriptions-Packages verkauft, in denen eine Übernachtung mit Degustationsmenüs und Verkostungen integriert ist.